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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nie mit ihnen.«
    Sie war spürbar in Verlegenheit. Sie wusste nicht, was sie mit ihm anfangen sollte, und er musste, regendurchnässt wie er war, einen jämmerlichen Eindruck machen. Sein Blick fiel in eine geräumige Diele mit einem hellblauen, leicht ins Grün tendierenden Teppichboden.
    »Wenn es wirklich so dringend ist …«
    Sie ließ ihn schließlich eintreten.
    »Darf ich Ihnen Hut und Mantel abnehmen?«
    Sie warf einen besorgten Blick auf seine Schuhe. Sie konnte ihn schließlich nicht bitten, sie auszuziehen.
    »Wenn Sie mir folgen wollen …«
    Sie hängte den Mantel an eine Garderobe und konnte sich nicht entschließen, Maigret im großen Salon, der zur Linken lag, Platz nehmen zu lassen.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie hier warten lasse?«
    Er hatte volles Verständnis. Die Wohnung war von fast zu raffiniertem, eher femininem Luxus. Die Sessel im Salon waren weiß, und die Bilder an den Wänden stammten von Picasso, Blaue Periode, Renoir und Marie Laurencin.
    Das Dienstmädchen, ein junges, hübsches Ding, war offenbar unschlüssig, ob sie ihn allein lassen durfte oder im Auge behalten sollte. Zu der Dienstmarke, die er ihr gezeigt hatte, schien sie nicht allzu viel Vertrauen zu haben.
    »Ist Monsieur Batille Geschäftsmann?«
    »Kennen Sie ihn nicht?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie nicht, dass er der Besitzer der Kosmetikfirma Mylène ist?«
    Er verstand so wenig von Kosmetika! Und von Madame Maigret konnte er auch keine einschlägigen Kenntnisse haben, denn sie verwendete allenfalls ein wenig Puder.
    »Wie alt ist er?«
    »Vierundvierzig? Fünfundvierzig, vielleicht? Er sieht sehr jung aus und …«
    Sie errötete. Wahrscheinlich war sie ein bisschen verliebt in ihren Arbeitgeber.
    »Und seine Frau?«
    »Es ist ihr Bild, das Sie dort über dem Kamin sehen können, wenn Sie sich etwas vorbeugen …«
    Im blauen Abendkleid. Blau und Blassrosa schienen die Hausfarben zu sein, wie auf den Bildern von Marie Laurencin.
    »Ich glaube, ich höre den Aufzug …«
    Unwillkürlich stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus.
     
    Sie war zur Tür geeilt und sprach dort leise auf die beiden ein. Das Paar, das da nach einem Theaterabend nach Hause kam, wirkte jugendlich, elegant und sorglos. Nacheinander blickten sie zu dem nächtlichen Besucher mit den nassen Schuhen und Hosenbeinen hinüber, der sich ungeschickt von seinem Stuhl erhoben hatte und seine Verlegenheit zu überspielen versuchte.
    Der Mann entledigte sich seines grauen Mantels. Er trug darunter einen Smoking, seine Frau unter ihrem Leopardenmantel ein silberdurchwirktes, halblanges Kleid.
    Sie hatten höchstens zehn Meter zu gehen. Monsieur Batille trat als Erster auf Maigret zu, mit energischen, festen Schritten. Seine Frau folgte ihm.
    »Wie ich höre, sind Sie Kommissar Maigret«, murmelte er mit Sorgenfalten auf der Stirn.
    »Ja.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie Hauptkommissar am Quai des Orfèvres …«
    Es folgte ein kurzes, ziemlich unangenehmes Schweigen.
    Madame Batille suchte zu erraten, was das alles zu bedeuten hatte. Die unbeschwerte Fröhlichkeit, mit der sie soeben die Wohnung betreten hatte, war verflogen.
    »So spät, das ist doch eigenartig … Sollte zufällig etwas mit meinem Sohn …«
    »Erwarten Sie schlechte Nachrichten?«
    »Überhaupt nicht … Aber bleiben wir doch nicht hier … Gehen wir in mein Büro …«
    Es war das hinterste Zimmer, mit Durchgang zum Salon. Monsieur Batille hatte offenbar sein eigentliches Büro anderswo, im Firmengebäude der Mylène-Kosmetika, das Maigret in der Avenue Matignon schon oft gesehen hatte.
    Die Bücherregale waren aus sehr hellem Holz, Zitrone oder Bergahorn, und die Wände waren völlig von Büchern bedeckt. Die Ledersessel waren in sanftem Beige gehalten, ebenso die Utensilien auf dem Schreibtisch, auf dem ein silbergerahmtes Foto Madame Batille mit zwei Kindern, einem Mädchen und einem Jungen, zeigte.
    »Nehmen Sie Platz … Warten Sie schon lange auf mich?«
    »Nur zehn Minuten.«
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Danke, nein …«
    Nun schien der Mann den Augenblick hinauszögern zu wollen, in dem ihm der Kommissar mitteilen würde, weswegen er hier war.
    »Haben Sie sich keine Sorgen um Ihren Sohn gemacht?«
    Er überlegte kurz.
    »Nein … Er ist ein stiller, zurückhaltender Junge, zu still und zu zurückhaltend vielleicht …«
    »Was halten Sie von seinem Freundeskreis?«
    »Er hat keinen Freundeskreis … Er ist das genaue Gegenteil von seiner

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