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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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zärtlich?«
    »Ja und nein … Er war traurig. Ich glaube, es kam vom Kognak. Zuerst war er dadurch lustig geworden … Hier hat er mich in den Arm genommen. Er hat mir g e sagt, er sei sehr unglücklich und ich sei ein liebes kleines Mädchen. Ja, das hat er gesagt … daß ich ein liebes, kleines Mädchen sei, aber zu spät in sein Leben getreten sei und daß alles unglücklich enden werde, wenn wir nicht aufpassen würden.«
    »Die Räder?«
    »Wir hatten sie hier angelehnt … Ich spürte, daß er am liebsten geweint hätte. Ich hatte ihn schon früher so erlebt, an Abenden, an denen er etwas getrunken hatte … Er sagte noch, er sei ein Mann, für ihn sei das alles nicht so wichtig, daß aber ein junges Mädchen wie ich sein Leben nicht wegen eines Abenteuers aufs Spiel se t zen sollte … Dann schwor er, daß er mich sehr liebe, und sagte, er habe nicht das Recht, mein Leben zu ze r stören, daß Barens ein lieber Junge sei und ich bestimmt mit ihm glücklich werden würde.«
    »Dann?«
    Sie atmete schwer. Sie brach in Schluchzen aus.
    »Ich habe geschrien, er sei ein Feigling, und wollte wieder aufs Fahrrad sitzen.«
    »Was hat er getan?«
    »Er hielt die Lenkstange fest. Er wollte mich nicht fahren lassen. Er sagte: ›Laß es dir erklären. Es ist nicht meinetwegen … Es ist …‹«
    »Was hat er erklärt?«
    »Nichts! Weil ich ihm gesagt habe, ich würde schre i en, wenn er mich nicht losließe. Er hat dann losgelassen. Ich bin losgefahren. Er fuhr mir hinterher und redete immer noch, aber ich fuhr schneller. Ich hörte nur: ›Beetje, Beetje! Hör doch einen Augenblick zu!‹«
    »Ist das alles?«
    »Als er sah, daß ich am Holzzaun angekommen war, kehrte er um. Ich habe mich noch einmal umgedreht. Ich habe gesehen, wie er sich über sein Fahrrad beugte und traurig war.«
    »Und Sie sind ihm hinterhergefahren?«
    »Nein! Ich haßte ihn, weil er wollte, daß ich Barens heirate. Er wollte seine Ruhe haben, nicht wahr? Doch als ich die Haustür aufmachte, merkte ich, daß ich me i nen Schal verloren hatte. Es war möglich, ihn noch zu finden. Ich bin noch einmal losgefahren, um ihn zu s u chen. Ich bin niemandem begegnet. Aber als ich schlie ß lich nach Hause kam, war mein Vater nicht da … Er kam später. Er hat mich nicht begrüßt. Er war blaß, schaute böse. Ich dachte, er habe uns beobachtet und sei vielleicht hinter dem Holzstoß versteckt gewesen.
    Am nächsten Tag hat er wohl mein Zimmer durc h sucht. Er hat Conrads Briefe gefunden, denn seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Dann hat er mich ei n geschlossen.«
    »Kommen Sie!«
    »Wohin?«
    Er antwortete nicht. Er fuhr zum Haus der Popingas. Das Fenster von Madame Popinga war erleuchtet, aber sie war nicht zu sehen.
    »Glauben Sie, sie ist es?«
    Der Kommissar murmelte vor sich hin:
    »Er ist zurückgekommen, unruhig. Er ist abgestiegen, sicher an dieser Stelle. Er ging ums Haus und hielt sein Rad an der Lenkstange. Er fühlte, daß es mit seiner i n neren Ruhe vorbei war, aber er war nicht imstande, mit seiner Geliebten zu fliehen …«
    Und plötzlich gebieterisch:
    »Bleiben Sie dort stehen, Beetje!«
    Er lenkte das Rad entlang der Straße, die sich ans Haus anschloß. Er kam auf den Hof, ging zum Schu p pen, in dem das glänzende Boot wie eine lange Spindel lag.
    Das Fenster bei Jean Duclos war erleuchtet. Es war anzunehmen, daß der Professor an seinem kleinen Tisch saß. Zwei Meter daneben das Badezimmerfenster, halb offen, aber dunkel.
    »Er hatte es sicher nicht eilig, nach Hause zu ko m men«, redete Maigret weiter vor sich hin. »Er beugte sich, um sein Rad unter das Dach zu schieben …«
    Er zögerte. Es sah aus, als ob er auf etwas warten würde. Und es geschah tatsächlich etwas, aber etwas vollkommen Unerwartetes: oben am Badezimmerfenster ein ganz leises Geräusch, ein metallenes Geräusch, das Abdrücken eines ungeladenen Revolvers.
    Und gleich darauf hörte man ein eigenartig dumpfes Geräusch von zwei Körpern, die zu Boden fielen.
    Maigret rannte durch die Küche ins Haus, in den e r sten Stock, stieß die Tür zum Bad auf und machte Licht.
    Zwei Körper wälzten sich auf dem Boden: Inspektor Pijpekamp und Barens, der als erster still liegenblieb, seine rechte Hand öffnete und den Revolver fallen ließ.
    11
    Das erleuchtete Fenster
    D ummkopf!«
    Das war das erste, was Maigret sagte, als er B a rens im wahrsten Sinn des Wortes zusammenlas und auf die Füße stellte. Er stützte ihn einen A u genblick, denn sonst wäre der

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