Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret und der Treidler der Providence

Maigret und der Treidler der Providence

Titel: Maigret und der Treidler der Providence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
gearbeitet. Die Lauwenstein hat sich hauptsächlich an der Côte d’Azur aufgehalten. Keine von beiden, das habe ich überprüft, ist bei der Sittenpolizei registriert. Aber allem Anschein nach …«
    »Hören Sie mal, Alter, sind Sie so gut und geben mir mal meine Pfeife, ja? Und Kaffee könnten Sie uns auch bestellen …«
    In der Schleuse hörte man das Wasser rauschen und einen Dieselmotor, der im Leerlauf tuckerte. Maigret stieg aus dem Bett und ging zu einem lächerlich kleinen Waschtisch, wo er kaltes Wasser in die Schüssel goß.
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Ich bin ins Coupole gegangen, wie Sie es mir gesagt hatten. Dort waren sie nicht, aber alle Kellner kannten sie. Sie schickten mich ins Dingo und dann ins Cigogne. In einer kleinen amerikanischen Bar, deren Namen ich vergessen habe, in der Rue Vavin, habe ich die beiden schließlich aufgetrieben, allein, in eher gedrückter Stimmung. Lia ist gar nicht mal übel. Sie hat irgendwie eine Art. Suzy ist eine gutwillige kleine Blonde, die, wenn sie in der Provinz geblieben wäre, eine gute Hausfrau und Mutter hätte abgeben können. Sie hat das ganze Gesicht voller Sommersprossen und …«
    »Siehst du irgendwo ein Handtuch?« fiel Maigret ihm ins Wort, mit tropfnassem Gesicht und geschlossenen Augen. »Sag mal, regnet es eigentlich immer noch?«
    »Als ich kam, hat es nicht geregnet, aber es wird jeden Moment wieder anfangen. Heute morgen um sechs war ein Nebel, der einem die Lungen zu Eis erstarren ließ … Also, ich habe den beiden jungen Damen etwas zu trinken angeboten. Sie fragten gleich, ob sie nicht ein Sandwich haben könnten, was mich anfangs nicht verwundert hat. Aber dann fiel mir die Perlenkette auf, die die Lauwenstein um den Hals trug. Ich habe so getan, als wollte ich einen Spaß machen, und hineingebissen. Die Perlen waren so echt, wie Sie nur wollen. Kein Collier, wie es amerikanische Milliardärinnen tragen, aber immerhin so in der Gegend um hunderttausend Francs. Nun, und wenn Mädchen dieses Schlages Sandwiches und heiße Schokolade statt Cocktails bevorzugen …«
    Maigret, der seine erste Pfeife rauchte, hielt dem Mädchen, das den Kaffee hereinbrachte, die Tür auf. Dann sah er aus dem Fenster zur Yacht hinüber, auf der noch kein Zeichen von Leben zu entdecken war. Ein Kahn fuhr dicht an der ›Southern Cross‹ vorbei. Der Schiffer, der mit dem Rücken am Ruder lehnte, betrachtete das Nachbarschiff mit verdrossener Bewunderung.
    »Also … Weiter …«
    »Ich bin mit ihnen noch woanders hingegangen, in ein ruhiges Café. Dort habe ich ihnen plötzlich meine Marke vorgehalten, auf die Halskette gezeigt und ihnen aufs Geratewohl ins Gesicht gesagt:
    ›Die Perlen von Mary Lampson, nicht wahr?‹
    Meine Begleiterinnen wußten offenbar nicht, daß sie tot ist. Und wenn sie es wußten, haben sie jedenfalls ihre Rolle perfekt gespielt.
    Es hat einige Minuten gedauert, bis sie es zugaben. Es war Suzy, die der anderen schließlich geraten hat:
    ›Sag ihm doch die Wahrheit! Er weiß sowieso schon so viel …‹
    Und das gab dann eine hübsche Geschichte … Soll ich mal eben helfen, Chef?«
    Maigret versuchte nämlich vergeblich, nach den Hosenträgern zu fischen, die ihm auf die Waden hinabhingen.
    »Also, das Wichtigste zuerst: Sie schwören beide, daß Mary Lampson selbst letzten Freitag nach Paris gekommen sei und ihnen die Perlenkette gegeben habe. Wahrscheinlich blicken Sie da besser durch als ich, denn ich weiß von der ganzen Sache ja nur, was Sie mir am Telefon erzählt haben. Ich habe dann gefragt, ob Madame Lampson in Begleitung von Willy Marco gewesen sei. Sie sagen nein und behaupten, Willy nicht mehr gesehen zu haben, seit sie sich am Donnerstag in Meaux getrennt hätten …«
    »Langsam!« unterbrach Maigret, während er sich die Krawatte vor einem blind gewordenen Spiegel umband, der alles verzerrt wiedergab. »Am Mittwochabend ist die ›Southern Cross‹ in Meaux angekommen. Unsere beiden jungen Damen sind an Bord. Sie verbringen einen ausgelassenen Abend zusammen mit dem Colonel, mit Willy, mit Mary Lampson und der Negretti.
    Mitten in der Nacht schiebt man Suzy und Lia in ein Hotel ab, und am Donnerstagmorgen fahren sie mit dem Zug zurück … Haben sie Geld bekommen?«
    »Fünfhundert Francs, sagen sie.«
    »Den Colonel hatten sie in Paris kennengelernt?«
    »Ein paar Tage vorher, ja.«
    »Und was ist an Bord der Yacht geschehen?«
    Lucas verzog das Gesicht zu einem vieldeutigen Lächeln.
    »Nicht besonders nette

Weitere Kostenlose Bücher