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Maigret und der Treidler der Providence

Maigret und der Treidler der Providence

Titel: Maigret und der Treidler der Providence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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kaum wahrnehmbare Spur von Erschütterung heraushören können. Aber konnte das nicht auch die Folge der vielen Gläser Whisky sein?
    Maigret war diese kleine Nuance jedenfalls nicht entgangen.
    Sie standen auf dem Bürgersteig, der nur schwach von einer Straßenlaterne beleuchtet wurde, dem Wagen gegenüber, den der Chauffeur nicht verlassen hatte.
    »Sie essen mit uns, nicht wahr?« fragte Sir Walter, ohne Maigret dabei noch einmal anzusehen.
    »Nein, danke. Ich möchte lieber noch einiges erledigen, wenn ich schon einmal hier bin.«
    Der Colonel drängte ihn nicht und verbeugte sich kurz.
    »Kommen Sie, Willy …«
    Maigret blieb einen Augenblick auf der Schwelle des Leichenschauhauses stehen, während der junge Mann einige Worte mit dem Engländer wechselte und sich dann zu dem Chauffeur hinunterbeugte.
    Es ging darum, welches Restaurant das beste in der Stadt sei. Passanten kamen vorbei, und erleuchtete Straßenbahnen fuhren klingelnd vorüber.
    Einige Kilometer entfernt erstreckte sich der Kanal, auf dessen ganzer Länge in der Nähe der Schleusen die schlafenden Lastkähne um vier Uhr morgens aufbrechen würden, in einem Geruch nach heißem Kaffee und Pferdestall.

3
    Marys Halskette
    Als Maigret zu Bett gegangen war, in seinem Zimmer, dessen charakteristischen Geruch er als ziemlich störend empfand, versuchte er noch lange Zeit, zwei Bilder miteinander in Verbindung zu bringen.
    Erstens, wie der Colonel und Willy in Epernay hinter den hell erleuchteten Fenstern der Bécasse, des besten Restaurants der Stadt, korrekt am Tisch saßen, umgeben von vornehmen Maîtres d’Hôtel …
    Das war weniger als eine halbe Stunde nach dem Besuch im Leichenschauhaus. Sir Walter saß recht steif da, und die Unerschütterlichkeit seines roten Gesichts unter dem spärlichen silbernen Haar war beeindruckend.
    Neben seiner Eleganz, oder genauer gesagt neben seiner aristokratischen Erscheinung, nahm Willy sich trotz seiner lässigen Art wie eine Nachahmung aus.
    Maigret hatte anderswo zu Abend gegessen und sich anschließend mit dem Präsidium, dann mit der Polizei in Meaux in Verbindung gesetzt.
    Schließlich war er ganz allein durch die regnerische Nacht marschiert, die lange gewundene Straße entlang, bis er die erleuchteten Bullaugen der ›Southern Cross‹ gegenüber dem Café de la Marine gesehen hatte.
    Und die Neugier hatte ihn an Bord gehen lassen, unter dem Vorwand, seine Pfeife vergessen zu haben.
    Dort hatte sich ihm das zweite Bild eingeprägt: In der Mahagonikajüte, immer noch im gestreiften Matrosenpulli und mit einer Zigarette zwischen den Lippen, saß Wladimir Madame Negretti gegenüber, deren fettige Haarsträhnen ihr schon wieder über die Wangen herabhingen.
    Sie spielten ›Sechsundsechzig‹, ein in Mitteleuropa verbreitetes Kartenspiel.
    Für einen Augenblick waren sie wie erstarrt. Aber sie zuckten nicht zusammen! Eine Sekunde lang wagten sie nicht zu atmen. Dann stand Wladimir auf, um nach der Pfeife zu suchen. Gloria Negretti fragte lispelnd:
    »Kommen die beiden noch nicht zurück? Es war doch Mary?«
    Der Kommissar hatte eigentlich sein Fahrrad besteigen und den Kanal entlangfahren wollen, um die Kähne einzuholen, die in der Nacht von Sonntag auf Montag in Dizy festgemacht hatten. Aber der Anblick des durchweichten Weges und des schwarzen Himmels hatte ihn entmutigt.
    Als es an seine Tür klopfte, wurde ihm bewußt, noch bevor er überhaupt die Augen öffnete, daß das Grau der Morgendämmerung durch das Fenster in sein Zimmer drang.
    Er hatte einen unruhigen Schlaf gehabt, durchsetzt mit stampfenden Hufen, unverständlichen Rufen, Schritten auf der Treppe, aneinanderstoßenden Gläsern unten im Schankraum und schließlich dem Geruch von Kaffee und heißem Rum, der bis zu ihm heraufgestiegen war.
    »Was gibt’s?«
    »Lucas! Kann ich reinkommen?«
    Und Inspektor Lucas, der fast immer mit Maigret zusammenarbeitete, öffnete die Tür und drückte die feuchte Hand, die sein Chef ihm unter der Bettdecke hervor entgegenhielt.
    »Schon was herausbekommen? Nicht zu müde, mein Alter?«
    »Es geht! Gleich nach Ihrem Anruf habe ich das fragliche Hotel aufgesucht, an der Ecke der Rue de la Grande-Chaumière. Die Mädchen waren nicht da. Ich habe mir für alle Fälle ihre Namen geben lassen: Suzanne Verdier, genannt Suzy, geboren 1906 in Honfleur, Lia Lauwenstein, geboren 1903 im Großherzogtum Luxemburg. Die erste ist vor vier Jahren als Hausmädchen nach Paris gekommen und hat dann einige Zeit als Modell

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