Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret und der Treidler der Providence

Maigret und der Treidler der Providence

Titel: Maigret und der Treidler der Providence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
Corned Beef erhältlich ist.
     
    »Acht von zehn Pferden haben ein rotbraunes Fell!« seufzte Maigret.
     
    Wladimir erkundigte sich im Café, wo in der Nähe er Vorräte einkaufen könne, und drei Personen gaben ihm Auskunft, darunter der Polizist mit dem Fahrrad, der aus Epernay gekommen war und den Matrosen schließlich bis zur Steinbrücke begleitete.
    Lucas folgte Maigret zum Stall, in dem man am Vorabend neben dem grauen Pferd des Wirts eine Stute untergebracht hatte, die kreisförmige Wunden an den Knien aufwies und die, wie es hieß, geschlachtet werden sollte.
    »Hier kann Mary Lampson nicht mit Harz in Berührung gekommen sein«, bemerkte der Kommissar.
    Er schritt zweimal den Weg vom Kanal zum Pferdestall ab, indem er um die Gebäude herum ging.
    »Verkaufen Sie Harz?« fragte er, als er den Wirt entdeckte, der eine Schubkarre mit Kartoffeln schob.
    »Das ist kein richtiges Harz. Wir nennen das Norwegischen Teer. Damit streicht man die Holzkähne oberhalb der Wasserlinie. Unterhalb begnügt man sich mit Kohlenteer, der zwanzigmal billiger ist.«
    »Haben Sie welchen?«
    »Im Laden habe ich immer so an die zwanzig Kanister. Aber bei diesem Wetter kann man das Zeug nicht verkaufen. Die Schiffer warten, bis die Sonne scheint, um ihre Kähne zu überholen.«
    »Ist die ›Eco III ‹ aus Holz?«
    »Aus Eisen, wie die meisten Motorschiffe.«
    »Und die ›Providence‹?«
    »Aus Holz … Haben Sie irgend etwas entdeckt?«
    Maigret antwortete nicht.
    »Wissen Sie, was man sich erzählt?« fuhr der Mann fort, der seine Schubkarre losgelassen hatte.
    »Wer ist ›man‹?«
    »Die Leute vom Kanal, die Schiffer, die Lotsen, die Schleusenwärter. Natürlich hätte ein Auto Schwierigkeiten, den Leinpfad entlangzufahren. Aber ein Motorrad! Und so ein Motorrad, das kann von weither kommen und kaum mehr Spuren hinterlassen als ein Fahrrad …«
    Die Kajütentür der ›Southern Cross‹ wurde geöffnet. Aber es war noch niemand zu sehen.
    Einen Augenblick lang verfärbte sich ein Stück Himmel gelblich, als wollte die Sonne endlich doch noch durchkommen. Maigret und Lucas gingen schweigend am Kanal auf und ab.
    Kaum fünf Minuten später bog sich das Schilf unter dem Wind, und eine Minute später fiel der Platzregen.
    Maigret streckte mechanisch die Hand aus. Und ebenso mechanisch zog Lucas ein Päckchen billigen Tabaks aus der Tasche und reichte es seinem Begleiter.
    Sie blieben einen Augenblick lang vor der Schleusenkammer stehen, die leer war und vorbereitet wurde, weil ein unsichtbarer Schlepper in der Ferne dreimal gepfiffen hatte, was bedeutete, daß er drei Kähne heranbrachte.
    »Was meinen Sie, wo die ›Providence‹ jetzt sein könnte?« fragte Maigret den Schleusenwärter.
    »Warten Sie … Mareuil … Condé … In der Gegend von Aigny sind rund zehn Kähne, die hintereinander herfahren, so daß sie dort einige Zeit verlieren wird … An der Schleuse von Vraux sind nur zwei Schieber in Ordnung … Also dürfte sie jetzt bei Saint-Martin sein …«
    »Ist das weit?«
    »Genau zweiunddreißig Kilometer.«
    »Und die ›Eco III ‹?«
    »Die könnte jetzt bei La Chaussée sein. Aber ein Schiffer, der stromabwärts fuhr, erzählte mir gestern abend, daß sie sich an Schleuse 12 die Schraube gebrochen habe. Sie werden sie also in Tours-sur-Marne antreffen, fünfzehn Kilometer von hier … Die sind selbst schuld daran! Wissen Sie, es ist gegen die Vorschriften, zweihundertachtzig Tonnen zu laden, und trotzdem tun sie es immer wieder.«
     
    Es war zehn Uhr morgens. Als Maigret das Fahrrad bestieg, das er sich geliehen hatte, bemerkte er den Colonel, der auf dem Deck seiner Yacht in einem Schaukelstuhl saß und die Zeitungen aus Paris aufschlug, die der Briefträger soeben gebracht hatte.
    »Nichts Besonderes!« sagte er zu Lucas. »Bleiben Sie hier. Und halten Sie sie ein bißchen im Auge.«
    Der schräge Regenvorhang lichtete sich. Der Weg war schnurgerade. An der dritten Schleuse begann sich die Sonne zu zeigen, noch etwas bleich, und ließ die Wassertröpfchen auf dem Schilf funkeln.
    Von Zeit zu Zeit mußte Maigret absteigen, um die Treidelpferde eines Kahns zu überholen, die Seite an Seite die ganze Breite des Weges in Anspruch nahmen und ein Bein vor das andere setzten, mit einer Anstrengung, die alle ihre Muskeln hervortreten ließ.
    Zwei Tiere wurden von einem kleinen Mädchen von acht oder zehn Jahren geführt, das ein rotes Kleid anhatte und seine Puppe am ausgestreckten Arm trug.
    Die meisten Dörfer

Weitere Kostenlose Bücher