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Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Titel: Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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und geht und sich nirgends zu Hause fühlt, außer vielleicht in seinem Fischerboot auf der Seine, wo ihn niemand stört.
    Er ist im falschen Moment geboren, im Schoß einer verarmten Familie, die so verrückt war, ihre mühsam ersparten paar tausend Franc ausschließlich für sein Studium aufzuwenden.
    Er hat im falschen Moment seinen Namen verkauft.
    Er hat sich im falschen Moment für die Restauration der Monarchie eingesetzt, zu einer Zeit, da Royalismus aus der Mode kommt.
    Er hat im falschen Moment geheiratet. Und sein Sohn schlägt den Schwägerinnen und Schwägern nach!
    Tagein, tagaus sterben Menschen, ob sie wollen oder nicht. Glückliche Menschen, gesunde Menschen.
    Er, der Pechvogel, stirbt nicht. Und die Versicherungsgesellschaft bezahlt nichts, wenn er Selbstmord begeht.
    Er ist ein leidenschaftlicher Bastler. Hantiert mit Uhren, Federn und anderem mechanischen Zeug …
    … und weiß doch genau, daß es so nicht mehr lange weitergehen kann.
    Dann kommt der Tag, da Monsieur Jacob zwanzigtausend Franc von ihm fordert.
    Er hat sie nicht. Er wird sie auch nirgends auftreiben können. Er packt seinen Revolver mit dem selbstgebastelten Auslöser in die Tasche und klopft, nur um keine Chance zu verpassen, noch einmal bei dem Mann an, der an seiner Stelle eine Million geerbt hat.
    Er gibt sich keinen falschen Hoffnungen hin. Dennoch kommt er am Nachmittag wieder. Inzwischen hat er vorsichtshalber ein Zimmer über dem Hof verlangt, weil er sich nicht auf seinen selbsterfundenen mechanischen Trick verläßt. Die Idee mit dem Brunnen ist ohnehin viel einfacher …
    Er war zeitlebens ein Einzelgänger und ein Pechvogel.
    Leider ist das Zimmer über dem Hof nicht frei. Also wird er auch noch auf die Mauer klettern müssen.
    Und dann bleiben diese beiden Kugeln im Lauf stecken. Sie sagten es selbst: … ›Seine rechte Wange färbte sich rot. Dann sah ich das Blut. Er stand und starrte immer auf den gleichen Punkt, als oh er auf etwas wartete …‹ Ja. Er hat sein Leben lang auf etwas gewartet. Auf eine kleine Chance – oder nicht einmal das! Auf eine jener kleinen Freuden, die einem irgendwo auf der Straße begegnen können und die einem normalen Menschen schon gar nicht mehr auffallen …
    Auch auf die beiden Kugeln, die nicht kamen, hat er gewartet. Den Rest mußte er selber besorgen …«
    Maigret preßte die Kiefer so hart zusammen, daß der Pfeifenstiel in seinem Mund zerbrach.
    Saint-Hilaire beobachtete ihn aus den Augenwinkeln.
    »Er war trotz allem ein Gauner«, stieß er nach einer Weile hervor.
    Reglos starrte Maigret ihn an. Dann hob er langsam seine schwere Hand, hielt sie, als er Saint-Hilaires furchtsamen Blick bemerkte, eine Weile in der Schwebe, als koste er den Augenblick aus, und ließ sie auf seine Schulter fallen.
    »Sie haben recht. Er war ein Gauner. Und Ihr Fall ist verjährt.«
    »Sie kennen sich in den Gesetzen besser aus als ich, aber ich glaube wirklich …«
    »Doch, ja, der Fall ist verjährt. Und laut Gesetz ist es weder ein Vergehen noch ein Verbrechen, wenn ein Sohn sich das Vermögen seines Vaters durch betrügerische Mittel aneignet, weshalb Henry Gallet so wenig zu befürchten hat wie Sie. Er hat auf diese Weise erst hunderttausend Franc beiseite geschafft. Dazu kommen die fünfzigtausend seiner Geliebten. Macht zusammen hundertfünfzigtausend. Und er braucht fünfhunderttausend, um nach Südfrankreich zu übersiedeln, wie die Ärzte es ihm raten.
    Sie sagten es, Monsieur de Saint-Hilaire: Es ist unglaublich! Es gibt kein Verbrechen. Es gibt keinen Mörder, keinen Schuldigen. Niemand wandert ins Kittchen …
    Dort säße jetzt nur unser Toter, wenn er nicht die gute Idee gehabt hätte, sich rechtzeitig der gerechten Strafe zu entziehen und für immer zu verschwinden – unter einem nicht allzu kostspieligen, aber geschmackvollen, vornehmen Stein auf dem Friedhof in Saint-Fargeau.
    Geben Sie mir nochmals Feuer. O ja, jetzt können Sie getrost Ihre linke Hand benutzen!
    Sie können sogar einen Fußballklub in Sancerre gründen, wenn Sie Lust haben. Mit Ihnen als Ehrenpräsident …«
    Maigrets Züge veränderten sich.
    »Verschwinden Sie!« befahl er rauh.
    »Aber … ich …«
    »Raus, verschwinden Sie!«
    Saint-Hilaire zögerte, faßte sich wieder.
    »Mir scheint, Sie gehen zu weit, Kommissar. Wenn …«
    »Nicht durch die Tür! Durch das Fenster. Den Weg kennen Sie jetzt zur Genüge, nicht wahr? Da, Sie vergessen Ihren Schlüssel …«
    »Wenn Sie sich beruhigt haben, werde

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