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Maigret und die alte Dame

Maigret und die alte Dame

Titel: Maigret und die alte Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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drüben. Sehen Sie, jetzt bin ich allein. Mein Hausdrachen ist schon lange weggegangen. Ich wollte wieder eine Hausangestellte nehmen, die im Haus schläft, aber ich frage mich, ob ich es machen soll, denn ganz allein fühle ich mich auch wohl.«
    »Haben Sie keine Angst?«
    »Manchmal schon, wie Sie gerade gesehen haben. Als ich Ihre Schritte hörte, habe ich doch einen Schreck bekommen. Ich überlegte mir, was ich machen würde, wenn ich einem Landstreicher in die Hände fiele. Sagen Sie mir, ob Sie meinen Plan gut finden. Zuerst mache ich das Licht aus im Haus, und draußen mache ich es an, so dass man sehen kann, ohne gesehen zu werden.«
    »Die Idee scheint mir ausgezeichnet.«
    »Nur habe ich gerade vergessen, draußen anzuschalten. Das nächste Mal denke ich hoffentlich dran und finde den Schalter.«
    Er schaute auf ihre Füße, stellte fest, dass sie Schuhe und keine Pantoffeln anhatte. Aber trug sie überhaupt, selbst bei sich zu Hause, Pantoffeln, außer in ihrem Schlafzimmer?
    »Immer noch nichts Neues, Monsieur Maigret?«
    Er saß in dem Sessel, der schon beinahe sein Stammplatz war. Abends war das Zimmer noch intimer als tagsüber, mit seinen gedämpften Lichtkegeln unter den Lampenschirmen und den großen Flächen im Halbdunkel. Die Katze lag auf einem der Sessel und rieb sich mit aufgerichtetem Schwanz am Bein des Kommissars.
    »Verstehen Sie die Katzensprache?« scherzte sie.
    »Nein. Warum?«
    »Weil sie gerade fragt, ob Sie sie streicheln. Waren Sie besorgt meinetwegen?«
    »Ich wollte mich vergewissern, ob alles in Ordnung ist hier.«
    »Sind Sie noch nicht beruhigt? Sagen Sie es mir! Ich hoffe, dass Sie nicht einen armen Inspektor dazu verurteilen, eine Nacht auf der Straße zuzubringen und mich zu schützen? In diesem Fall müssten Sie es mir sagen, und ich würde ihm ein Feldbett in der Küche aufstellen.«
    Sie war sehr fröhlich, und ihre Augen blitzten. Sie hatte die Karaffe geholt und füllte beide Gläser bis zum Rand.
    »Beklagt sich Ihre Frau nicht über Ihren Beruf?«
    »Sie hat lange genug Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen.«
    In seinen Sessel zurückgelehnt, hatte er sich eine Pfeife gestopft und schaute auf die bronzene Pendeluhr, die von zwei pausbäckigen Amors eingerahmt war.
    »Legen Sie oft Patiencen?«
    »Es gibt wenig Kartenspiele, die einer allein spielen kann, wissen Sie.«
    »Spielte Rose nicht?«
    »Ich habe versucht, ihr Belote beizubringen, aber ohne Erfolg.«
    Sie musste sich doch fragen, warum er gekommen war. Vielleicht fürchtete sie, er würde wieder in seinem Sessel einschlafen wie heute Nachmittag, weil er so müde aussah.
    »Ich gehe jetzt lieber ins Hotel und lege mich ins Bett«, stöhnte er.
    »Noch ein letztes Glas?«
    »Trinken Sie noch eins mit?«
    »Ja.«
    »Dann nehme ich auch noch eins. Ich kenne den Weg allmählich und verirre mich nicht mehr so leicht. Ich denke, Sie legen sich dann auch schlafen.«
    »In einer halben Stunde.«
    »Mit Schlafmittel?«
    »Nein. Ich habe mir keines mehr gekauft. Ich habe jetzt doch etwas Angst davor.«
    »Können Sie trotzdem schlafen?«
    »Irgendwann schlafe ich dann doch ein. Die alten Leute brauchen nicht so viel Schlaf.«
    »Bis morgen.«
    »Bis morgen.«
    Wieder knackten im Vorbeigehen die Zweige, und die Gartentür quietschte leicht. Er blieb einen Augenblick am Straßenrand stehen, schaute auf das Stückchen Dach und den Kamin, die in dem blassen Mondlicht aus den Büschen herausschauten.
    Dann stellte er seinen Mantelkragen hoch, weil es so feucht und kalt war, und ging mit großen Schritten in die Stadt zurück.
    Er ging noch bei allen offenen Lokalen vorbei, aber nicht um einen zu trinken, sondern um kurz hineinzuschauen. Er war überrascht, Henri nirgends zu sehen, der noch auf der Suche nach Theo sein musste. Ob Henri wusste, dass Theo ins Hotel gegangen war? Ob er auch dort war?
    Vielleicht war er unverrichteter Dinge wieder nach Hause gefahren. Maigret wusste nicht, wann sein Schiff in Fécamp auslief auf vierzehn Tage Fischfang in der Nordsee.
    Er ging kurz in die Bar im Kasino, in der niemand mehr war und Charlie gerade abrechnete.
    »Haben Sie keinen Fischer gesehen?«
    »Den jungen Trochu? Er ist vor ungefähr einer Stunde hiergewesen. Er hatte schon ganz schön Schlagseite.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    »Zu mir nicht. Er redete vor sich hin. Er hat beinahe seinen Sack hier liegenlassen, und als er ihn über die Schulter warf, hat er fast die Theke leergefegt und zwei Gläser zerschlagen.«
    Castaing

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