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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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ihn:
    »Ich bin stolz. Oder vielmehr, ich war es... Denn jetzt...«
    Sie beendete ihren Satz nicht.
    »Sie fühlten sich gedemütigt, in einem Nachtclub arbeiten zu müssen, und es hätte Sie noch mehr gedemütigt, hinter einer Kaufhauskasse zu sitzen...«
    Sie hörte ihm zu. Sobald man von ihr sprach, erwachte ihr Interesse.
    »Sabin-Levesque hat sich in Sie verliebt... Sie brauchten nicht lange, um herauszufinden, wer Monsieur Charles war...«
    Sie zuckte nicht mit der Wimper, blieb angespannt.
    »Sie erhofften sich ein Leben in Glanz und Luxus, Cocktailpartys, Empfänge, Diners.«
    »Ich habe bald entdeckt, dass er der selbstsüchtigste Mensch war, dem ich je begegnet bin.«
    »Weil er Ihnen nicht den ersten Platz einräumte?«
    Sie schien überrascht, und Maigret fuhr fort:
    »Er war alles in diesem Haus, und Sie waren nichts.«
    Ihr Blick war jetzt wieder unbarmherzig.
    »Alle verabscheuten mich, bis auf Claire.«
    »Warum haben Sie nicht die Scheidung beantragt?«
    Sie sah um sich, als wolle sie mit diesem Blick die ganze Wohnung, das ganze Haus, das ganze Vermögen von Sabin-Levesque umfassen.
    »Weil Sie habgierig waren... Dass er von Zeit zu Zeit verschwand und wieder zu hübschen jungen Mädchen ging, machte Ihnen nicht viel aus. Sie waren Madame Sabin-Levesque... Und das wollten Sie bleiben, koste es, was es wolle...«
    Sie hob die Flasche an den Mund. Das war bei ihr zu einer mechanischen Geste geworden.
    »Sie suchten Zuflucht im Cognac. Ich nehme an, Sie hatten auch Liebhaber...«
    »Flüchtige Affären... Männer, die ich in Bars kennenlernte ...«
    Nun, da sie zusammengebrochen war, hatte sie nur noch ihre Verteidigung im Sinn. Man hätte geradezu meinen können, dass sie eine Art Genuss dabei empfand, sich bloßzustellen.
    »Hotelzimmer... Manche unterlagen einem Irrtum und wollten mir Geld geben...«
    Ihr Mund verzog sich.
    »Vor zwei Jahren sind Sie Jo Fazio begegnet...«
    »Das war etwas anderes. Ihn liebte ich...«
    »Er war Barkeeper...«
    »Ich mietete ihm ein Studio und hielt ihn aus...«
    Auch das war wieder eine Herausforderung, die sie zynisch hervorstieß.
    »So wie es um mich steht, durfte ich nicht hoffen, dass er mich um meiner selbst willen liebt... Er tat so als ob, und ich tat, als glaubte ich ihm...«
    »Wer hat vorgeschlagen, Ihren Mann zu beseitigen?«
    »Ich glaube, wir hatten alle beide den Gedanken.«
    »Fazio machte die Lokale ausfindig, die der sogenannte Monsieur Charles frequentierte... Er folgte ihm mehrere Male und wartete auf günstige Umstände ...«
    Sie zuckte die Schultern. Es war so offenkundig!
    »Eines Nachts, als Ihr Mann aus dem Cric-Crac kam, nutzte Jo Fazio die Tatsache, dass das Trottoir menschenleer war, und erschlug ihn. Er stieß ihn in ein gestohlenes Auto und brachte ihn zum Seineufer. Das Auto ließ er dann auf einer Baustelle in Puteaux stehen ...« »Um diese Einzelheiten habe ich mich nicht gekümmert.«
    »Hat er Sie danach angerufen und Ihnen gesagt, dass es vollbracht ist?«
    »Ja.«
    »Was für ein Leben hätten Sie mit Ihrem Ex-Barkeeper geführt?«
    »Darüber habe ich nicht nachgedacht.«
    »Geben Sie zu, dass Sie Ihren Liebhaber nicht aus Liebe zu ihm veranlasst haben, Ihren Mann zu töten.«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Sie mussten Madame Sabin-Levesque bleiben... Jetzt sind Sie die wahre Herrin im Haus...«
    »Sie halten mich für sehr schlecht, stimmt’s?«
    »Ja. Gleichzeitig kann ich nicht anders, als Mitleid mit Ihnen zu empfinden, denn Sie sind hart und zugleich doch zerbrechlich...«
    »Zerbrechlich?« fragte sie höhnisch.
    Und Maigret wiederholte:
    »Ja, zerbrechlich.«
    »Jetzt führen Sie mich ab, nehme ich an?«
    »Das ist meine Pflicht. Gehen Sie sich anziehen. Du passt auf sie auf, Lapointe, denn ich möchte nicht, dass sie noch einmal durch das Gartentürchen entwischt.«
    Maigret stopfte langsam seine Pfeife, zündete sie an und begann hin und her zu gehen. Er musste fast eine halbe Stunde warten. Als sie zurückkam, war sie in Begleitung von Claire, die einen schweinsledernen Koffer trug.
    Bevor Nathalie zur Treppe ging, nahm sie noch einen großen Schluck, der nicht enden wollte.
    »Da drinnen werde ich nichts zu trinken bekommen, was?«
    Sie würde verurteilt werden, das war gewiss. Aber in Anbetracht ihrer zerrütteten Gesundheit würde man sie wahrscheinlich in die Krankenabteilung überstellen.
    Die Tür zum Büro des Notars stand offen. Die Dekorateure hatten ihre Arbeit beendet und die Wände schwarz verkleidet. Sie

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