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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Concierge war eine resolute kleine Person mit braunem Haar.
    »Wohnt dieser Fazio schon lange dort oben?«
    »Zwei Jahre... Er war ein guter, friedlicher Mieter, der seine Miete pünktlich bezahlte... Da er alleinstehend war, hat er mich gebeten, bei ihm sauberzumachen, und ich ging jeden Tag gegen Mittag hinauf ...«
    »War er zu Hause, wenn Sie hinaufkamen?«
    »Meistens nicht, denn er aß im Restaurant... Ich sah ihn nicht immer weggehen... Die Mieter gehen ein und aus, ohne dass ich darauf achte...«
    »Bekam er viel Besuch?«
    »Nein. Nur eine Dame...«
    Und sie sprach das Wort mit Ehrerbietung aus.
    »Jeden Tag?«
    »Fast jeden Tag.«
    »Um wieviel Uhr?«
    »Gegen drei Uhr nachmittags.«
    »Kam er mit ihr zusammen nach Hause?«
    »Nein. Er war als erster droben.«
    »Beschreiben Sie mir die Frau.«
    »Sie war eine wirkliche Dame, das sah man sofort. Im Winter trug sie Pelzmäntel, und davon hatte sie mindestens drei. Im Sommer war sie meistens im Kostüm, und die stammten von großen Couturiers... ich kenne mich da ein bisschen aus...«
    »Und ihr Gesicht?«
    »Das ist schwer zu sagen...«
    Ein roter Kater rieb sich an Maigrets Beinen.
    »Jung?«
    »Weder jung noch alt... Sie hätte hübsch sein können ... Und bestimmt war sie’s mal gewesen... Um die vierzig, würde ich sagen, aber sie hatte ein sehr verlebtes Gesicht...«
    »Was meinen Sie mit verlebt?«
    »Sie hatte fast immer tiefe Ringe unter den Augen, angespannte Gesichtszüge, und ihr Mund war so seltsam verzogen...«
    »Sprach sie mit Ihnen?«
    »Nein. Sie ging schnurstracks nach oben.«
    »Blieb sie lange?«
    »Gegen fünf, halb sechs ging sie wieder.« »Hatte sie ein Auto?«
    »Nein. Sie kam mit dem Taxi, stieg aber immer an der Straßenecke aus, damit man nicht wusste, wohin sie ging.«
    Maigret zog das Foto aus Cannes aus der Tasche und reichte es der Concierge, die ihre Brille aus dem Nebenzimmer holen ging.
    »Erkennen Sie sie?«
    »Ich zögere... Die hier ist ganz jung und hat nicht den gleichen Mund... Trotzdem ist das Gesicht im Ganzen ähnlich...«
    Nun gab ihr der Kommissar das kleine Passbild.
    »Und die hier?«
    »Schon besser... Mit zwanzig Jahren Altersunterschied ...«
    »Erkennen Sie sie trotzdem?«
    »Ich glaube, ich erkenne sie...«
    Der Polizeikommissar ging draußen an der Pförtnerloge vorbei. Maigret lief ihm nach.
    »Hat der Arzt die Kugeln herausholen können?«
    »Das ist Sache des Gerichtsarztes, und der ist noch nicht gekommen... Ich glaube aber, dass man eine gefunden hat, die durch eine Rippe aufgehalten wurde...«
    »Würdest du sie bitte holen, Lapointe?«
    Und nachdem er sich beim Polizeikommissar bedankt hatte, kehrte er zur Concierge zurück.
    »Hat ihr Mieter gearbeitet?«
    »Ich glaube nicht. Außer zu den Mahlzeiten ging er nicht regelmäßig aus dem Haus...«
    »Kam er abends spät nach Hause?«
    »Ich nehme an, ich muss Ihnen alles sagen, oder?«
    »Das wäre besser für Sie, denn man wird Sie als Zeugin vorladen.« »Außer der Drei-Uhr-Dame, wie ich sie nannte, hatte er noch eine Freundin, die viel jünger und hübscher war... Sie kam meistens gegen zwei, drei Uhr morgens, allein oder mit ihm zusammen, und verbrachte den Rest der Nacht dort oben... Einmal habe ich gehört, dass er sie Géraldine nannte...«
    Maigrets Miene war undurchdringlich. Man hätte meinen können, er dächte an nichts.
    »Wissen Sie nicht, wo sie wohnt?«
    »Nein. Sie muss hier im Viertel arbeiten, denn sie kamen immer zu Fuß nach Hause...«
    Lapointe war mit der Kugel zurückgekommen. Maigret dankte der Concierge und verließ die Loge.
    »Wohin fahren wir jetzt?«
    »Zu Gastinne-Renette...«
    Das war der Waffenhändler, der der Kriminalpolizei gewöhnlich als Sachverständiger diente. Der Angestellte, der im Laden war, holte den Chef herbei.
    »Na sowas! Maigret...«
    Sie kannten sich seit über zwanzig Jahren.
    Der Kommissar gab ihm die Kugel.
    »Können Sie mir auf Anhieb sagen, aus welcher Art von Waffe sie abgefeuert wurde?«
    Gastinne-Renette setzte, wie die Concierge, seine Brille auf.
    »Nun ja, das, was man als Gutachten bezeichnen würde, ist es nicht. Dazu bräuchte ich mehr Zeit. Es handelt sich offenbar um ein kleines Kaliber, wie zum Beispiel die 6,35er Browning, die in Belgien hergestellt wird. Es gibt davon Modelle mit Perlmuttgriff. Ich habe einer Kundin mal eine verkauft, die war mit Gold eingelegt...«
    »Ist sie gefährlich?« »Aus der Entfernung nicht. Aus mehr als drei Metern trifft der Schuss nicht mehr

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