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Maigrets Nacht an der Kreuzung

Maigrets Nacht an der Kreuzung

Titel: Maigrets Nacht an der Kreuzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Eingriff durch einen Chirurgen vorgenommen werden. Ich kann Ihnen die Adresse einer Pariser Klinik geben. Es gibt zwar auch eine hier in der Nähe, aber wenn der Verletzte das nötige Geld hat, empfehle ich Paris …«
    »Konnte er nach der ersten Verletzung noch Auto fa h ren?«
    »Wahrscheinlich ja. Es waren keine lebenswichtigen Organe verletzt, und es ist wohl nur eine Frage des Willens, der Energie. Ich fürchte freilich, daß er eine steife Schulter zurückbehalten wird.«
    Die Polizisten hatten im Park nichts gefunden, aber sie hatten sich so postiert, daß sie gleich im Morgengrauen eine gründliche Suchaktion starten konnten.
    Bald darauf ging Maigret wieder zu Andersen, der ihn erleichtert ins Zimmer treten sah.
    »Else?«
    »In ihrem Zimmer, wie ich Ihnen schon zweimal sagte.«
    »Warum?«
    Und wieder diese krankhafte Unruhe, die jeder Blick, jeder Gesichtszug des Dänen verriet.
    »Sie kennen niemanden, der Ihnen feindlich gesinnt ist?«
    »Nein.«
    »Regen Sie sich nicht auf. Erzählen Sie mir nur, wie Sie zu der ersten Kugel gekommen sind. Sprechen Sie langsam. Schonen Sie sich.«
    »Ich war auf dem Weg zu Dumas & Fils …«
    »Sie sind nicht dort gewesen.«
    »Ich wollte. An der Porte d’Orléans winkte mir ein Mann anzuhalten.«
    Er verlangte zu trinken, leerte ein großes Glas Wasser und fuhr, zur Decke blickend, fort:
    »Er sagte, er sei von der Polizei, und zeigte mir sogar einen Ausweis, den ich mir aber nicht genau angesehen h a be. Er befahl mir, durch Paris zur Straße nach Compi è gne zu fahren, und behauptete, ich sollte einem Zeugen g e genübergestellt werden. Dann hat er sich neben mich ins Auto gesetzt.«
    »Wie sah er aus?«
    »Groß. Er trug einen weichen grauen Hut. Kurz vor Compiègne führt die Hauptstraße durch einen Wald. In einer Kurve spürte ich plötzlich einen Schlag in den Rücken. Eine Hand ergriff das Steuer, hinter dem ich saß, und ich wurde aus dem Wagen gestoßen. Ich verlor das Bewußtsein. Im Straßengraben kam ich wieder zu mir. Der Wagen war weg.«
    »Wie spät war es?«
    »Vielleicht elf Uhr vormittags. Ich weiß es nicht. Die Uhr im Auto funktioniert nicht. Ich ging in den Wald, um mich von dem Schock zu erholen und um nachz u denken. Immer wieder wurde mir schwindlig. Ich hörte Züge vorbeifahren. Schließlich entdeckte ich einen kle i nen Bahnhof. Um fünf Uhr war ich in Paris, wo ich mir ein Zimmer nahm. Ich wusch mich und brachte meine Kleidung in Ordnung. Und dann bin ich hierher z u rückgekommen.«
    »Und haben sich versteckt.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sind Sie jemandem begegnet?«
    »Nein. Ich bin durch den Park gekommen und habe die Hauptstraße gemieden. Als ich die Terrasse fast erreicht hatte, fiel ein Schuß … Ich möchte Else sehen.«
    »Wissen Sie, daß man versucht hat, sie zu vergiften?«
    Maigret hatte nicht im geringsten damit gerechnet, daß diese Worte eine solche Wirkung auf den Dänen haben würden. Dieser richtete sich unter großer Mühe auf, starrte ihn gebannt an und stammelte:
    »Ist das wahr?«
    Und er schien erleichtert, wie von einem Alptraum befreit.
    »Ich möchte sie sehen, hören Sie?«
    Maigret ging in den Flur, fand Else in ihrem Zimmer mit leerem Blick auf ihrem Diwan liegend, bewacht von Lucas, der ein stures Gesicht machte.
    »Wollen Sie bitte kommen?«
    »Was hat er gesagt?«
    Sie blieb ängstlich und zögernd. Sie machte zwei unsichere Schritte in das Zimmer des Verwundeten, doch dann stürzte sie zu Carl, umarmte ihn und sagte etwas in ihrer Muttersprache.
    Lucas schaute finster drein und musterte Maigret verstohlen.
    »Können Sie sich einen Vers darauf machen?«
    Der Kommissar hob die Schultern und gab ihm statt einer Antwort einige Anweisungen:
    »Vergewissere dich, daß der Werkstattbesitzer Paris nicht verlassen hat. Und ruf im Präsidium an, daß morgen in aller Frühe ein Chirurg geschickt wird … Oder noch heute nacht, wenn möglich …«
    »Wohin gehen Sie?«
    »Keine Ahnung. Die Bewachung rund um den Park soll aufrechterhalten werden, obwohl das zu rein gar nichts führen wird.«
    Er ging hinunter ins Erdgeschoß, stieg die Terrassenstufen hinab und erreichte die Hauptstraße. Er war a l lein. Die Tankstelle war geschlossen, man sah nur das fahle Licht der Zählscheiben an den Zapfsäulen.
    Im ersten Stock der Michonnet-Villa war Licht. Hinter der Gardine, immer noch an demselben Platz, die Silhouette des Versicherungsagenten.
    Die Nacht war kühl. Feiner Nebel stieg von den

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