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Mailverkehr für Fortgeschrittene

Mailverkehr für Fortgeschrittene

Titel: Mailverkehr für Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
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wenn Du einen Schundroman vor Dir hast?
    Hab Dich gewarnt vor den Kellergewölben von Roissy. Solltest Dich nicht verlaufen. Aber das ist ja noch nicht mal Roissy. Nur eine zweitklassige Geisterbahn auf einem billigen Rummelplatz.
    Schreib!
    Mike
    Betrifft: Gute Ratschläge
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 08. 12. 2012 17:12
    Sehr geehrter Herr Probeleser,
    ich freue mich über Ihre Ungeduld und übersende Ihnen hiermit den zweiten Teil der »Maskerade«.
    (Mensch, Mike! Was ist nur los mit mir? Ich nehme gute Ratschläge an? Von Dir? Irgendwas beflügelt gerade meinen kreativen Prozess. Das wirst doch nicht etwa Du sein?)
    Hannah
    PS: Jean hat angerufen und mich ins Gargoyle eingeladen. Schundroman? Nein. Ich glaube nicht. Aber ich bin mir nicht sicher …
    Anhang:
    Maskerade
    (Teil zwei)
    Helenas Spiegelbild zuckte zusammen und ein leise winselnder Laut würde hörbar. Sie begriff nicht gleich, dass er von ihr selbst stammte. Dann jedoch straffte sie sich und schob die Schultern zurück. Schließlich war sie nicht mehr das kleine ängstliche Mäuschen, sondern eine gefährliche Katze mit Krallen. Nichts und niemand machte ihr Angst. Schon gar nicht ein streunender Kater. Wenn es denn ein Kater gewesen war, der da geschrien hatte.
    Sie hielt den Atem an und lauschte. Irgendwo tropfte Wasser von der Decke. Etwas knarrte, und ein lauer Wind strich an ihrer Wange vorbei.
    Als erneut ein Schrei ertönte, war Helena gewappnet. Hörte genau hin, und fand es doch unmöglich zu sagen, ob es Worte gewesen waren. Hatte da tatsächlich jemand um Hilfe gerufen? Oder war es das Klagen eines Tieres, als Echo von Hallen und Mauern zurückgeworfen, und daher verzerrt? Eines jedoch war sicher: Wer oder was auch immer da schrie, es war ein Wesen in Not. Denn diesmal hatte der Schrei nicht wütend geklungen, sondern eindeutig verzweifelt.
    In Helena erwachte das Mitleid. Schon als kleines Mädchen hatte sie verletzte Hunde und Katzen aufgelesen und zum »Gesundmachen« nach Hause geschleppt. Die so behandelten Vierbeiner wurden dann entweder von ihren freudestrahlenden Besitzern abgeholt oder machten sich schnellstmöglich wieder aus dem Staub. Niemand blieb. Das hatte sich auch nicht geändert, als Helena erwachsen wurde und immer wieder auf die gleichen üblen Typen hereinfiel. Männer, die sie flachlegten und dann verschwanden.
    »Was stört am meisten nach dem Sex?« Die Frau«, hatte Mark Taylor kürzlich gewitzelt.
    Sie war einfach zu nett. Zu lieb, zu freundlich. Zu dumm.
    Helena sah sich in der Garderobe um. Ihr Blick fiel auf eine lederne Reitpeitsche, die Mark Taylor hier vergessen hatte.
    »Zum Zureiten meiner Pferdchen«, hatte er gescherzt. Dann, unvermittelt, das Leder hinter Helena zischend durch die Luft gezogen und sich köstlich über ihr Zusammenzucken amüsiert.
    Helena griff nach der Peitsche. Sie fühlte sich gut an in ihren Händen. Der harte Ledergriff schmiegte sich in ihre Finger, als wäre er dafür gemacht worden. Helena ließ die Peitsche probehalber durch die Luft zischen. Das Geräusch war beruhigend und erregend zugleich.
    Was auch immer da draußen war, sie würde ihm nicht völlig schutzlos gegenübertreten. Helena umschloss den Ledergriff fest mit ihrer Rechten und trat aus der Garderobe.
    Sie ging nach links. Aus dieser Richtung hatte sie den Schrei gehört. Glaubte sie jedenfalls. Energisch klackerten ihre Stiefel auf dem Boden.
    Das ehemalige Braunkohlekraftwerk hatte stellenweise die Dimensionen eines Hangars. Die Haupthalle war fast dreihundert Meter lang und an manchen Stellen mindestens dreißig Meter hoch.
    Niko hatte von der »Industrie-Romantik« des alten Gemäuers geschwärmt, und wie gut »de Sade« hier hereinpassen würde. Durch die hohen Fenster fielen die Strahlen der Abendsonne, beleuchteten mannshohe Isolatoren und riesige Öfen. Rost und Schimmel überall, dazu ein durchdringend feuchter Geruch. Helena fand das nicht romantisch, nur ekelhaft.
    Doch sie stapfte unbeirrt durch Staub und Ruß, musste plötzlich heftig niesen … Und prompt ertönte wieder ein Schrei. Näher diesmal, aber immer noch nicht eindeutig identifizierbar.
    Das Innere des Industriebaus bestand aus einem unübersichtlichen Labyrinth von langen, verwinkelten Korridoren und Treppen. Dazu flackerndes Neonlicht, stehen gebliebene Uhren, Schaltanlagen und Steuerungsstände, die eher an ein verlassenes Raumschiff erinnerten.
    Helena orientierte sich an den kleinen roten Pfeilen, die von der Theatercrew zur Orientierung

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