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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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fuhr Rotfux fort. »Auch den haben Sie bei Herrn Hohlbein in Auftrag gegeben, wofür wieder 2.000 Euro fällig wurden. Und der Erpresserbrief, der dabei gefunden wurde, stammte ebenfalls von Ihnen, Frau Brenner. Alles sollte dazu dienen, den Grafen einzuschüchtern, damit er bei Ihnen bleibt.«
    Melanie hatte inzwischen meine Hand genommen. Sie verstand so gut wie nichts, aber sie merkte natürlich, dass für mich alles sehr wichtig war. Ich sah sie an und streichelte ihr über die Finger.
    »Übrigens, die Verfolgungsjagd bei den Katakomben in Rom hatte nichts mit der Sache zu tun«, sagte Rotfux und sah mich triumphierend an.
    »Wie? Sie wussten davon?«, stammelte ich.
    Rotfux lächelte. Er wirkte gerade so entspannt und fröhlich, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Seine Augen strahlten, er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und genoss seine Überlegenheit. »Natürlich wusste ich darüber Bescheid, Herr Graf«, sagte er leise. Er sprach jetzt sehr bedächtig, weil er wusste, dass ich jedes seiner Worte verschlingen würde. »Sie hatten mir doch die Handynummer von Gina gegeben. Da lag es ja wohl auf der Hand, dass ich mich bei ihr erkundigen wollte, was in Rom so gelaufen war.«
    »Und?«, fragte ich gespannt. »Was hatte das an den Katakomben zu bedeuten?«
    Rotfux lehnte sich genüsslich in seinem Bürostuhl zurück. »Francesco steckte dahinter, der Mann von Gina. Er ließ seine Frau durch Detektive beschatten, weil er den Verdacht hatte, dass sie ihn betrog. Sie hatten ihn doch gesehen, als er mit seinem feuerroten Ferrari bei der Katakombe vorfuhr.«
    Jetzt war mir alles klar. Sie hatten es nur auf Gina abgesehen gehabt. Deshalb war der Kerl mit seinem Fotoapparat hinter den Palmen herumgeschlichen und hatte immer wieder Bilder gemacht. Und deshalb hatte ich seitdem nichts mehr von Gina gehört.
    »Donnerwetter, Herr Kommissar«, sagte ich anerkennend. »Aber warum haben Sie mir das alles nicht gesagt?«
    »Sie waren ja ebenfalls nicht immer sehr gesprächig, Herr Graf«, konterte Rotfux verschmitzt. »Ich habe die Dinge aber auch erst nach und nach herausgefunden. Letzte Gewissheit erhielt ich vor zwei Wochen durch die Vernehmung von Herrn Hohlbein, der alles zugegeben hat. Doch das Wichtigste: Ich musste klären, ob Frau Brenner womöglich etwas mit der französischen Mafia zu tun hat …«
    »Und?«, fragte ich gespannt.
    »Zum Glück nicht. Der Überfall im Schwimmbad von Obernai geht tatsächlich auf das Konto von Dolcapone und seinen Leuten. Dolcapone hat ihr damit ja auch die Ferien vermasselt, die sie sich so schön mit Ihnen vorgestellt hatte.«
    Isabell saß wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl, blass, mit verweinten Augen und in sich zusammengesunken.
    »Wird sie jetzt bestraft?«, fragte ich den Kommissar.
    »Ich denke schon«, sagte der Kommissar, »die Sache mit dem Erdloch war doch zu gravierend. Aber wenn Sie auf eine Anzeige verzichten, würde das die Sache erleichtern.«
    Ich beschloss, keine Anzeige zu erstatten, und der Kommissar versprach mir, dafür zu sorgen, dass Isabell glimpflich davonkäme.
    »Dann ist ja mein Fall gelöst«, stellte ich erleichtert fest.
    Rotfux strahlte. Ich hatte den Eindruck, dass er in seinem Stuhl etwas größer wurde. Er lächelte vergnügt. »Ja, der ›Mainfall‹ ist gelöst.«
    »Der ›Mainfall‹ …?«
    Das Lächeln des Kommissars wurde zu einem breiten Grinsen. Er freute sich, dass ich das Wortspiel nicht sofort verstanden hatte. Endlich machte es auch bei mir ›Klick‹.
    »Ach so, der ›Mainfall‹, ich verstehe …«
    Beim Abschied schüttelte mir Rotfux kräftig die Hand.
    »Alles Gute für Sie«, sagte er und zwinkerte mir mit einem Seitenblick auf Melanie verständnisvoll zu.
     
    Zum letzten Mal wurde ich mit einem Polizeiauto zurück in die Stadt gebracht. Am Schloss stiegen wir aus. Ich betrachtete das alte Gemäuer, das mir tatsächlich irgendwie zur Heimat geworden war.
    »Komm«, sagte ich zu Melanie, »lass uns ein Stück am Main entlangspazieren.«
    Wir gingen die Treppen zum Mainufer hinab. Ich entdeckte die Stelle, an der mich mein Hund aus dem Wasser gezogen hatte. Ich nahm Oskar auf den Arm und er schleckte mich zärtlich am Ohr, als ob er wüsste, was an dieser Stelle geschehen war. Ich schaute über den Fluss, der mich fast bei sich behalten hätte. Er floss zum Meer und auch ich würde wieder zum Meer zurückkehren, zu meiner Insel, die ich so liebte, zu meinen Cigallen, die dort in den Bäumen sangen, zu den

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