Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)
Züge, die schmalen geschwungenen Brauen, die sanften Lippen und die ausdrucksstarken Augen. Ihr Blick, ein Schutzschild. Eine Mischung aus abweisend und verletzlich. Ich kann nicht sagen, ob sie wirklich so tough ist, oder ob sie nur so tut. Ist es Fassade? Ihr Weg, die Menschen auf Abstand zu halten? So wie ich mit meinem Schweigen?
Ihr Blick trifft mich wie eine Faust, als sie mich erneut beim Starren erwischt. Ich will wegsehen, aber irgendetwas an ihr lässt mich nicht los. Sie ist der erste Mensch in Oceanside, der aus dem Raster fällt. Neben Dillen.
Der Mann, der ihr lässig gegenüber sitzt, passt perfekt ins Bild. Der Bad Boy . Ich verstehe gut, was sie an ihm findet. Er strahlt diese Stärke aus, und gleichzeitig fühlt er sich nicht bedroht von einer Frau, die ihm ebenbürtig ist. Man sieht, dass sie zusammen gehören. So als hätte man sie für ein Shooting gecastet. Fast unwirklich.
Ich frage mich noch immer, an wen sie mich erinnert, als ihr Begleiter etwas sagt, das ihr ernstes Gesicht in der Mitte bricht und sie unvermittelt lächeln lässt. Dieser Anblick legt sich direkt auf meine Mundwinkel. Und zum ersten Mal an diesem Abend habe ich Hoffnung. Vielleicht werde ich auch mal so sein. So unabhängig. Ein bisschen rebellisch. Sie sieht zu mir hinüber und lächelt. Am liebsten würde ich aufstehen und mich zu den beiden an den Tisch setzen. Stattdessen lächle ich einfach zurück.
„Soll ich dich nach Hause fahren, Katie?“
Joshs Stimme drängt sich in meinen Kopf und holt mich in mein Leben zurück.
„Nicht nötig, danke...“
„Bist du sicher? Es macht mir nichts aus...“
„Mein Pickup steht vor der Tür.“
„Verstehe.“ Sein nachdenklicher Blick liegt laut zwischen uns. „Das mit vorhin...“
„Was meinst du?“
„Als ich deine Hand genommen habe...“
„Ja?“
„Ich habe nicht nachgedacht...“
„Das glaube ich dir nicht, Josh“, sage ich ruhig und schaue ihm fest in die Augen.
„Die Rechnung, Mr. Goldbloom.“
Joshs Blick haftet an meinem und springt zwischen meinen Augen hin und her. Ohne nachzusehen, was der Abend ihn kostet, wirft er eine Kreditkarte auf das silberne Tablett.
„Hier...“
Dillen verschwindet wortlos.
„ Kein Trinkgeld!?“ Ich kann den abschätzigen Unterton nur schwer verbergen.
„Das wäre herablassend, denkst du nicht?“
„ Herablassend? “
Ich stehe kopfschüttelnd auf und schlüpfe in meine Strickjacke. Ich spüre den galoppierenden Herzschlag und diesen fassungslosen Ausdruck, der mein Gesicht versteinert. Die Wut, die mich flutet. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und die Fassungslosigkeit verschlägt mir die Sprache. Bloß raus hier.
„Katie...“
Meine Stimme lässt mich im Stich, aber meine Beine folgen dem Fluchtinstinkt.
„Katie... warte...“
Ich knalle gerade die Fahrertür zu, als er aus dem Lokal stürmt und auf mich zuläuft.
„Ich habe ihm deinetwegen kein Trinkgeld gegeben, okay?“, schreit er.
„ Meinetwegen?! “
Ich kurble das Fenster runter und lasse den Motor an.
„Warum bitte meinetwegen?“
„Warum? Na, wegen heute Morgen...“ Josh sieht betreten zu Boden. „Wie kannst du ihn verteidigen? Er... er hat dir das Herz gebrochen...“
Die Wut ebbt ab, so als hätte sie ein Ventil gefunden. Seine eisblauen Augen tasten sich langsam wieder hoch.
„Er hat dir wehgetan, Katie... deswegen habe ich dich ins La Mer eingeladen... deswegen habe ich auch deine Hand genommen... und deswegen habe ich ihm kein Trinkgeld gegeben...“
„Aber warum? Warum das alles, Josh?“
„Ganz einfach, weil ich dich mag...“ Er sieht mich von unten an. „Wenn du sauer auf mich sein willst, dann sei sauer, Katie... aber ich werde mich nicht dafür entschuldigen, wie ich mich verhalten habe...“ Er lächelt und zuckt mit den Schultern. „Ich könnte jetzt sagen, dass es ein Fehler war, aber das wäre gelogen. Ich würde es immer wieder so machen...“
Ich weiß nicht, ob ich ihm glaube, weil ich ihm glauben will, oder weil ich ihm tatsächlich glaube. Vielleicht ist es ein bisschen von beidem.
„Okay.“
„Okay?“, fragt er grinsend.
„Okay...“
„Dann sehen wir uns morgen?“
Ich nicke.
„Dann gute Nacht, Katie...“
„Gute Nacht, Josh... und danke...“
Er zwinkert mir zu und ich sehe ihm nach, bis die Dunkelheit ihn schließlich verschluckt.
27. Kapitel
Es ist schon nach zehn und ich sehe bereits, wie Mrs. MacDougall mich im Flur überrascht. Ich sehe ihre strengen Augen und
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