Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)
dem blauen Bündel, das unschuldig neben mir liegt. Ein Teil in mir bricht in Tränen aus, doch es macht keinen Sinn, sich an etwas zu klammern, das nur in meinem Kopf existiert. Das in meiner Fantasie so gut ist, es aber nie in die Realität schaffen wird.
„Kannst du ihm vielleicht den Pullover geben? Ich habe Dillen nicht gefunden und ich muss wirklich los...“
Der Kloß drückt gegen meine Stimmbänder.
„Klar...“ Er nimmt mir den Pulli aus der Hand und es fühlt sich so an, als würde er mir das Herz aus der Brust reißen. „Mach ich...“
„Wir sehen uns, Greg...“
„Carolina?“
„Hm?“
„Wenn ich was für dich tun kann...“
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
„Danke, Greg... das weiß ich zu schätzen.“
Ich parke den Pickup am Pier. Mein Blick wandert über die seltsam triste Landschaft, die sonst in allen Farben schillert. Der Strand ist ungewohnt unordentlich mit all den Ästen und Blättern, die verstreut herumliegen.
Ich steige aus und gehe hinunter. Meine Füße hinterlassen tiefe Spuren im schweren nassen Sand. Ich ziehe den Block aus meiner Tasche und schlage das Deckblatt um. Dillens Augen mustern mich. Düstere Gedanken liegen wie Nebel in ihren Tiefen. Um seine Lippen liegt dieses winzige Lächeln, das es nicht bis in seine Augen schafft. Vielleicht stimmt es ja und Dillen ist ein Arsch. Im Grunde weiß ich, dass es so ist. Ich rede mir ein, dass er sich um mich gekümmert hat, aber wissen tue ich das nicht. Ich erinnere mich an gar nichts. Da ist nur noch der Steg und dann das üble Erwachen. Und die Hoffnung, dass er doch mehr für mich empfindet, als er zeigen kann. Diese naive Hoffnung, dass dieser Kuss mehr war als eine Kurzschlusshandlung. Dass seine Lippen auf meinen nicht gelogen waren.
„Katie? Hi...“
Als ich sein Gesicht sehe, klappe ich den Block schnell zu und verstaue ihn in meiner Tasche. Ich stelle mich an wie der erste Mensch. Und das nur, weil ich mich ertappt fühle. Als ginge es Josh etwas an, wen ich zeichne. Ich schaue ihn an. Entweder hat er das Bild nicht gesehen, oder aber er ist klug genug, es nicht zu erwähnen.
„Hi Josh...“
Der Wind zerzaust sein hellbraunes Haar, die Hände hat er tief in den Taschen vergraben. Sein Lächeln ist makellos und seine Augen strahlen mich aus dichten hellen Wimpern an.
„Ist dir nicht kalt?“
„Nein, es geht...“, sage ich und ignoriere die Gänsehaut, die emsig über meinen Körper kriecht.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
„Natürlich...“ Ich zeige auf den Sand. „Aber es ist nass...“
„Das ist mir egal...“
Eine Weile sitzen wir nur da und schweigen. Wir schauen auf die Brandung, die sich wütend an Land wirft, und beobachten die schweren grauen Wolken, die sich wie Wellen über den Himmel wälzen.
„Es tut mir leid, wenn ich dir heute Morgen zu nahe getreten bin...“
Ich schaue zu ihm hinüber.
„Das bist du nicht.“
„Doch, das bin ich...“ Er sieht mich an. „Es geht mich nichts an, was du tust... ich...“ Er wischt sich die Haare aus dem Gesicht. „Es ist manchmal einfach hart, dabei zuzusehen, wie die tollsten Mädchen auf die übelsten Typen reinfallen... Ich meine, gegen jemanden wie Dillen hat einer wie ich doch keine Chance...“
Ich betrachte Joshs Gesicht. Er ist weniger kantig, weniger markant. Seine Wangen sind voller und sein Kiefer kindlicher, aber er sieht gut aus. Wache Augen, volle Lippen, eine gerade Nase. Sein Blick ist nicht so tief, aber das gilt für die meisten Menschen.
Man sieht ihm den Reichtum an. Die guten Schulen, die teure Kleidung. Alles an ihm schreit nach Geld. Er sieht aus, als wäre er auf dem Weg zu seinem Boot oder zu den Pferdeställen.
„Was ist? Warum siehst du mich so an?“
„Nur so...“, antworte ich und schaue weg.
„Weißt du, wenn er Kim das Herz bricht, ist das eine Sache, aber du...“ Er legt seine warme Hand auf meinen Arm. „Du bist einfach so... so unschuldig... irgendwie zerbrechlich.“
Eigentlich will ich ihn nicht ansehen, aber ich kann nicht anders. Meine Augen entscheiden ohne mich.
„Josh, ich...“
„Oh nein, ich tue es schon wieder, richtig? Ich mische mich schon wieder ein...“ Er schüttelt den Kopf und seufzt. „Wird nicht mehr vorkommen, Katie, ehrlich.“
Ich suche angestrengt nach irgendeiner guten Ausrede, warum ich dringend weg muss, aber mir will keine einfallen.
„Ich...“, stammle ich. Los, komm schon, Kate, sag etwas und verabschiede dich. „Ich sollte
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