Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)
Restaurant.
„Und für Sie, Miss?“
Miss? Heute Morgen hat er mich noch geküsst. Es war nicht einmal eine Minute, aber dieser flüchtige Augenblick hat gereicht. Er hat alles geändert. Eine Tür aufgestoßen und mich einen Blick darauf werfen lassen, was möglich wäre. Wie meine Zukunft aussehen könnte. Wie sie sich anfühlen könnte. Seine Lippen auf meinen haben etwas in mir zum Leben erweckt.
„Katie?“
Ich will etwas sagen, doch meine Stimme bricht weg. Sie versteckt sich vor diesem Augenblick der Hölle. Meine Hände zittern und mein Puls steigt mir zu Kopf.
„Katie?“
Josh legt seine Hand auf meine. Auf den ersten Blick eine unbedachte Berührung. Spontan und ohne Hintergedanken. Auf den zweiten besteht sie aus nichts anderem. Der Augenblick ist zu perfekt. Die Bewegung zu berechnend. Ich frage mich, wie oft Josh das bereits gemacht hat. Bei wie vielen Mädchen. Und wie oft er damit schon landen konnte. Dillens Augen streifen unsere Hände, diese liebevolle Geste, die so nicht gemeint ist. Zumindest nicht von mir.
„Vielleicht erst mal ein Wasser und etwas Brot mit Kräuterbutter, was meinst du?“
„Wasser...“ Ich räuspere mich. „Gerne...“
Dillen nickt kurz und wendet sich ab. Und für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich, wie seine Kiefermuskeln hervortreten. Als er verschwunden ist, ziehe ich meine Hand unter Joshs hervor.
„Was sollte das?“
„Was sollte was?“, fragt er und lächelt sein jungenhaftes Lächeln. „Was meinst du?“
„Na, das gerade eben... das mit der Hand .“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
„Komm schon, Josh, hör auf... du hast eben meine Hand genommen...“
Er will gerade etwas entgegnen, als uns Dillen frisches Brot, kleine Schälchen mit hausgemachter Kräuterbutter und eine große Flasche Wasser an den Tisch bringt.
„Darf ich Ihnen Wasser einschenken?“
Josh nickt nur, ohne ihn anzusehen, und macht eine herablassende Handbewegung in Richtung eines der Wassergläser. Etwas in mir will aufstehen und gehen, der Rest hat Hunger und will keine Szene machen. Ich kenne mich so nicht.
Das eigentliche Problem ist aber, dass ich nicht einmal weiß, was genau ich mir erhoffe. Ich weiß mehr denn je, dass ich Dillen will. Ich sitze neben dem falschen Kerl, aber der richtige will nicht, dass ich an seiner Seite stehe. Und deswegen sitze ich neben Josh. Er mag falsch sein, aber er ist da. Und er stößt mich nicht weg. Ganz im Gegenteil.
Ich will Dillen nicht ansehen, aber meine Augen tun es trotzdem. Sie beobachten jede seiner Bewegungen. Ich habe Durst. Schrecklichen Durst. Aber nicht auf das klare kalte Wasser, das Dillen in diesem Augenblick in mein Glas füllt, sondern auf seine Lippen. Diesen Mund, der meine Welt angehalten und meine Fantasien beflügelt hat. Der meinen Verstand schachmatt gesetzt und mir einen neuen Weg eröffnet hat. Diese Gedanken legen sich trocken auf meine Zunge. Wie Staub.
„Möchten Sie bestellen?“
„Ich möchte nur eine Vorspeise“, sage ich mit überraschend fester Stimme.
Josh sieht mich erstaunt an.
„Bist du sicher?“
„Ich will wirklich nur eine Kleinigkeit .“
„Dann nehmen wir ein Mal die Grillplatte für zwei.“
Die Tatsache, dass er es wagt , für mich mit zu bestellen, beschleunigt meinen Atem. Mein Herz schwillt an und presst sich gegen meine Lungen, die sich heben und senken, als wäre ich gelaufen. Um mein Leben, wenn nicht weiter. Ich spüre Dillens Blick, aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Nicht mit dieser Wut und dem ohrenbetäubenden Pochen im Bauch, und nicht mit diesen Gedanken.
„Das wäre dann alles“, sagt Josh angespannt. Er klingt, als würde er mit einem ungezogenen Hund sprechen. Oder einem Bediensteten, der an seinen Platz in der Hierarchie erinnert werden muss. „Danke.“
26. Kapitel
Während wir schweigend auf die Rechnung warten, fällt mein Blick ein weiteres Mal auf ein Paar am Nachbartisch. Ich merke erst, dass ich sie schon wieder anstarre, als sie erneut meinen Blick kurz erwidert und ich peinlich berührt in meinen Schoß starre.
Sie ist vielleicht zwei, drei Jahre älter als ich. Kurzer Pixie-Haarschnitt, große Augen. Sie schaut kritisch und ernst, da ist nichts Sentimentales, kein Lächeln. Nur ein wunderschönes Gesicht mit tiefen Augen und schweren Gedanken. Sie trägt diesen Blick wie eine Uniform. Eine Rebellin.
An irgendjemanden erinnert sie mich, aber mir fällt nicht ein, an wen. Ihre ebenmäßigen
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