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Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Taylor
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gleichzeitig federleicht. Melancholisch und nachdenklich. 
    Ich weiß nicht, warum mich genau dieses Lied so berührt. Ich weiß nicht, was es ist. Es ist nichts Bestimmtes und es ist alles. Irgendwas daran berührt mich jedenfalls wie kein anderes Lied. Wenn ich es höre, könnte ich lachen und weinen. Aber es würde mich nie kaltlassen. Vielleicht ist es Liebe. Fest steht, es ist mein Lied. So, als hätte es mein Leben geschrieben. So, als könnte nur ich mich so fühlen, wenn es gespielt wird. Als könnte niemand sonst verstehen, was es wirklich bedeutet. Ein Geheimnis eben. Gerade war es nur meins. Und jetzt ist es unseres. 
    Da sind nur noch der Wind und das Rauschen der Wellen. Und mein Herzschlag. Als Dillen die Augen öffnet, sind sie glasig. Und dieser Anblick lässt mich kurzzeitig vergessen zu atmen. 
    „Was ist?“, frage ich und schaue ihn von der Seite an.
    „Es ist... wie du...“, antwortet er mit belegter Stimme. „Dieses Lied...“ Er schluckt hart. „Es ist wie du.“
    Dillen streicht mir sanft über die Wange. Zart, vorsichtig. Liebevoll. Und jede Sekunde falle ich tiefer. In jedem Augenblick, den ich mit ihm teile, verliebe ich mich ein bisschen mehr in ihn. 
    „Was ist dein Lieblingslied?“, frage ich, aber meine Stimme bricht weg.
    „The Cinematic Orchestra, To build a home .“ Er lächelt mich an. „Kennst du es?“
    Ich nicke, wähle das nächste Lied aus und es fängt an zu spielen. Und wir schweigen. Mein Dad hat immer wieder gesagt, dass man mit vielen Menschen reden kann, aber nur mit den wenigsten schweigen. Bei diesem Gedanken legt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Vielleicht auch, weil es das erste Mal nicht wehtut, an ihn zu denken. Ich habe mich an etwas erinnert, ohne den stechenden Schmerz, der mich von innen zerfrisst. 
     
    „Warum das Kensington? Warum kein anderes?“
    Ich zucke mit den Schultern.
    „Spricht etwas gegen das Kensington?“
    „Nichts... es ist nur...“
    „Was?“
    „Ach nichts...“
    Dillen sieht auf sein Handy und seufzt. 
    „Ich muss bald los...“
    Es beginnt bereits zu dämmern. Die Wolken schweben wie rosafarbene Wattebällchen über den Himmel.
    „Ich will nicht, dass du gehst.“
    „Ich will auch nicht gehen... aber ich muss.“
    „Die Abendschicht?“
    Er nickt.
    „Und was machst du?“
    „Ach...“ Ich atme tief ein. „Lesen vermutlich.“
    „Was denn? Gar kein Familienessen?“
    „Sie sind in New York auf irgendeiner Benefizveranstaltung.“
    „Okay... also lesen...“
    Dillen streckt die Hand aus und nimmt eine Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger.
    „Was liest du?“
    „Eine Liebesgeschichte.“
    „Und? Ist sie schön?“, flüstert er.
    Nicht so schön wie diese, denke ich, sage aber nichts. Stattdessen nicke ich nur.
    Er schaut auf die Uhr.
    „Du musst los, richtig?“
    „Ja, gleich... Aber bevor wir fahren...“ Seine Finger spielen mit meiner Haarsträhne. „... erzähl mir noch etwas von dir. Etwas, das keiner weiß. Etwas, das du noch nie zuvor laut ausgesprochen hast.“ 
    Seine Stimme zittert, als er das sagt. So als wüsste er, dass ihn die Gegenfrage erwartet. 
    Ein Teil in mir möchte ihm von meinem Dad erzählen, von dem Unfall und davon, wie oft ich mir gewünscht habe, ich wäre gestorben. Ich will ihm erzählen, wie oft ich darüber nachgedacht habe, mich umzubringen. Aber wenn ich das tue, wird der Schmerz mich zusammenbrechen lassen. Er wird über mich hereinbrechen und mich mitreißen. Ich werde wieder weinen. Und ich will nicht mehr weinen. Bei Dillen bin ich glücklich. In seiner Gegenwart spüre ich den Schmerz nicht. Bei ihm bin ich lebendig und frei. Schwerelos. 
    Ich will den Schmerz nicht. Aber lügen will ich auch nicht. Ich kann ihn nicht belügen, weil man Lügen nicht zurücknehmen kann. Man denkt, man kann es, doch das stimmt nicht. Man kann sie nur beichten. Aber wenn man das dann tut, stirbt das Vertrauen.
    „Vielleicht war das eine blöde Idee...“
    „Nein...“, antworte ich und schüttle den Kopf. „Es... es fällt mir nur schwer.“
    „Okay... ich fange an.“
    Er zögert. Seine dunkelblauen Augen schauen aufgeregt zwischen meinen hin und her.
    „Ich...“ Er befeuchtet seine Lippen. „Ich habe vor drei Tagen einen Brief bekommen.“
    „Was für einen Brief?“
    „Harvard.“
    „WAS? Wirklich?“
    Er seufzt und schüttelt den Kopf.
    „Und ich werde nicht gehen.“
    „Aber...“, sage ich verständnislos.
    „Jetzt du.“
    In seinen Augen erkenne ich, dass

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