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Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Taylor
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ich nicht nachfragen soll. An dem Blick und diesem finalen Tonfall. Er musste es loswerden. Es jemandem erzählen. Und er hat es mir erzählt.
    „Okay... ich bin dran...“ Der Wind wirbelt mir die Haare ins Gesicht und ich streiche sie mir hinter die Ohren. „Als mein Dad gestorben ist... da...“, sage ich nach einer Weile und atme tief ein. „Da habe ich mir insgeheim gewünscht, es wäre meine Mutter gewesen.“
    Ich sehe ihn an. Fragend. Dillen schweigt, doch sein Blick sagt alles. Ich habe das so oft gedacht. Aber nie laut ausgesprochen. Ich wollte das nicht denken. Ich habe mich dafür geschämt und mir immer wieder Vorwürfe deswegen gemacht. Aber das habe ich gedacht. Hätte es doch sie getroffen. Wie kann ich so was denken?
    „Macht mich das... ich meine...“ Mein Magen zieht sich zusammen und mein Herz hämmert gegen meine Rippen. „Macht mich das zu einem schlechten Menschen?“
    „Nein... nein, das tut es nicht.“ 
    Einen Augenblick sehen wir einander nur an. Ich weiß, dass er fragen will, was passiert ist. Wie genau mein Dad gestorben ist. Ich warte. Mache mich darauf gefasst. Überlege, was ich sagen soll. Aber er fragt nicht. Er schweigt. Vielleicht, weil er weiß, dass ich ihm nicht antworten kann, ohne zusammenzubrechen. Ohne zu weinen. Weil es zu wehtun würde. Dillen lächelt mich nur an, so als hätten meine Augen alles gesagt, was ich nicht sagen kann, dann küsst er mich auf die Wange. 
    „Lass uns fahren...“
    Er springt von der Ladefläche und geht rüber zu seinem Wagen, der ungefähr so abgenutzt und alt aussieht wie der von meinem Dad.
    „Fährst du direkt nach Hause?“
    „Nein... ich begleite dich noch zum Pier.“
     
    Mit seinem Duft in der Nase fahre ich ihm hinterher. Der Himmel sieht aus wie gemalt, fast so, wie auf einer dieser kitschigen Urlaubskarten. Mein Blick schweift über die Brücke, die sich über die glitzernde Wasseroberfläche spannt. Die vielen Lämpchen auf der Restaurant-Terrasse schimmern im Abendlicht.
    Dillen parkt, steigt aus und kommt langsam auf mich zu. Ich stelle den Motor ab. 
    „Das war ein schöner Tag...“
    „Finde ich auch...“, flüstert er und zieht einen Kugelscheiber aus seiner Hosentasche.
    „Gib mir deine Hand.“
    Ich strecke sie ihm entgegen und beobachte seine Augen, während er etwas auf die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger auf meinem Handrücken malt. Die Stiftspitze kitzelt.
    Bevor ich sehen kann, was er gezeichnet hat, greift er mit beiden Händen nach meinem Gesicht und küsst mich. Seine Lippen auf meinen, und meine Gedanken implodieren. 
    „Viel Spaß bei der Liebesgeschichte...“
    Sein feuchter Atem streift mein Ohr und seine tiefe Stimme vibriert durch meinen Körper.
    „Schreibst du mir später noch? Ich meine, wenn du fertig bist?“, frage ich außer Atem.
    Er lächelt nur und zwinkert mir zu. Dann geht er in Richtung Restaurant. 
    „Dillen...“
    Er dreht sich noch einmal zu mir um.
    „Was?“
    „Mein Dad...“, sage ich und schlucke. „Es war ein Autounfall.“
     Er kommt näher. In seinen Augen schimmert etwas, das ich nicht deuten kann. Vielleicht ist es Mitgefühl.
    „Er wollte nur über die Straße laufen... er...“
    Dillen legt seine Hand auf meine. Sie und sein Blick trösten mich.
    „Er hatte es eilig... und dann ist er... einfach... auf die Straße... ohne...“
    Ich schüttle den Kopf und atme tief ein. Gegen die Tränen und den dumpfen Schmerz, der sich in meiner Brust aufbäumt.
    „Der Truck-Fahrer hat versucht zu bremsen...“
    Dillen öffnet die Fahrertür und zieht mich aus dem Wagen. Seine Arme halten mich fest. Liegen warm um meinen Körper, während sein T-Shirt meine Tränen aufsaugt und sein breiter Brustkorb das Beben dämpft, das mich erschüttert.
    „Er ist tot...“, schluchze ich. „Er hat mich allein gelassen...“
    „Du bist nicht allein, Kleines... ich bin bei dir.“

33. Kapitel 
    Ich sitze auf dem Dach. Erleichtert. Glücklich. Ungeduldig. Die schwüle Luft steht still. So als hätte sie aufgegeben. Es ist kurz nach elf und ich warte darauf, dass die Zeit endlich vergeht. Dass sie Mitleid mit mir hat. Die vergangenen zwei Stunden habe ich alle paar Minuten auf die Uhr gesehen und zwischendurch so getan, als würde ich lesen. Ich habe mir ein paar Sandwiches gemacht, wieder auf die Uhr gesehen und ein weiteres Mal den Zeiger verflucht, weil der sich einfach nicht bewegen wollte. Ich habe geduscht, weil der Sommer und die Gedanken an Dillen zu sehr auf meiner

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