Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)
befeuchtet sich die Lippen und streckt mir ein kleines Samtschächtelchen entgegen. „Hier.“
„Was ist das?“
„Sieh nach...“
Ich nehme die Box und atme tief ein. Ich sehe Mrs. MacDougall kurz in die Augen, dann mache ich sie auf.
„Diese Ohrringe hat mir dein Vater vor vielen Jahren einmal geschenkt.“
Winzige Diamantstecker funkeln mir entgegen. Sie sind rund und schlicht und wunderschön.
„Sie bedeuten mir wirklich viel, aber ich glaube, er würde wollen, dass du sie hast.“
Meine Augen finden wieder ihre.
„Bist du dir sicher? Ich meine... er...“ Meine Stimme ist beschlagen. „Er hat sie schließlich dir geschenkt.“
„Aber er hat dich mehr geliebt als alles andere.“
Erinnerungen schwimmen als Tränen in ihren Augen und ihre Worte schnüren sich eng um meinen Hals.
„Er wäre sehr stolz auf dich.“ Ihre Stimme zittert.
Es klingelt. Dieses Mal an der Eingangstür. Ich höre Schritte, dann Gemurmel, dicht gefolgt von Andrews Stimme.
„Katie! Michelle ist da!“
„Ich komme!“, rufe ich zurück.
„Wie auch immer...“, sagt Mrs. MacDougall und atmet tief ein. „Du... du musst sie natürlich nicht tragen...“ Sie macht eine Pause. „Ich dachte nur... vielleicht möchtest du...“
Sie geht in Richtung Tür.
„Danke...“
Sie dreht sich zu mir um. Und das Lächeln in ihren Augen legt eines auf meine Lippen.
Die Ohrstecker fühlen sich fremd an, als ich die Stufen hinuntergehe. Und nicht nur die Stecker. Alles. Das schwarze lange Kleid, die aufwändig hochgesteckten Haare. Meine Hände sind eiskalt und meine Fingerkuppen kribbeln.
Noch bevor ich die Küche betrete, höre ich Michelle schon laut lachen. Andrew lehnt an der Theke. Er trägt einen Dreitagebart zu seinem schwarzen Smoking und dieses freche Grinsen, das genauso zu seinem Gesicht gehört wie die stechend blauen Augen. Als er mich sieht, wird sein Blick ernst.
„Katie...“
Michelle dreht sich um und strahlt mich an. Sie springt auf mich zu und schließt mich fest in die Arme. Als sie mich wieder loslässt, schimmern ihre Augen glasig.
„Du siehst umwerfend aus“, sagt Andrew und grinst.
Er stellt sich zwischen uns und hält Michelle und mir jeweils einen Ellenbogen hin. „Ladies? Wollen wir?“
Ich nicke und hake mich bei ihm unter. Bevor ich gehe, schaue ich zu Mrs. MacDougall. Und als sie die Ohrstecker sieht, lächelt sie.
„Ich parke kurz den Wagen...“, sagt Andrew, als er vor dem Haupteingang anhält. „Ich komme dann gleich nach.“
Wir rutschen ziemlich unlady-like vom Rücksitz, steigen aus und werfen die Tür zu.
„Katie...“, flüstert Michelle und sieht mich an. „Wie um alles in der Welt kannst du nur NICHT verrückt nach ihm sein?“
Mir entwischt ein Lachen.
„Er gefällt dir also...“
„Gefallen?“, fragt sie und seufzt. „Er ist...“
Und ohne ein weiteres Wort verraten mir ihre großen blauen Augen, was er ist.
„Und du willst nichts von ihm? Ich meine... du bist dir sicher ?“
„Hundertprozentig.“
„Und es... es war auch nichts zwischen euch?“
Ich will sie nicht belügen, aber was würde es für einen Sinn machen, die Wahrheit zu sagen? Das Problem mit Michelle ist, dass sie mich und meine Pausen zu gut kennt.
„Also war doch etwas...“
„Ein Kuss, aber der hatte nichts zu bedeuten...“
„Du hast ihn geküsst ? Aber ich dachte, du willst nichts von ihm?!“
„Das stimmt auch...“, antworte ich ruhig. „Ich habe nicht ihn geküsst, sondern er mich.“
„Das erklärt auch den Blick.“
„Welchen Blick?“
„Na, die Art, wie er dich angesehen hat, als du in die Küche gekommen bist.“
„Michelle, Andrew war total betrunken, als er mich geküsst hat.“
„Das ändert nichts daran, dass er dich geküsst hat.“
Andrew erscheint neben uns und lächelt.
„Ihr habt gewartet? Das ist aber...“
Er sieht zwischen uns hin und her.
„Störe ich?“
„Nein“, antwortet Michelle, bevor ich etwas sagen kann. „Gar nicht.“
„Na dann... lasst uns reingehen...“
47. Kapitel
Andrew wirbelt Michelle über die Tanzfläche. Ihr Lachen wird von der lauten Musik verschluckt. Ich habe sie selten so gesehen. Vielleicht noch nie. Der Festsaal ist übertrieben geschmückt und die Diskokugeln werfen schillernde Tupfen an die Wände. Und obwohl ich weiß, dass er nicht da ist und dass er nicht kommen wird, suche ich ihn in der Menge. In diesem Meer aus Menschen, das sich im vorgegebenen Takt wiegt. Die einzigen Augen, die
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