Makers
herstellt, dann ist der Preisunterschied nicht so wichtig im Vergleich zur Möglichkeit, den Gegenstand überhaupt herstellen zu können. Die Lieferketten der Welt wurden endlich für den Einzelnen »impedanzoptimiert«. Jeder kann jetzt alles herstellen.
Diese intelligente Fabrikationssoftware wird bald direkt in CAD-Programme, wie 123D von Autodesk, integriert werden. Wie man heute »Drucken« aus dem Menü einer Textverarbeitung auswählen kann, wird man auch bald »Herstellen« aus dem Menü eines CAD-Programms auswählen können. Darüber hinaus wird man auch noch auswählen können, ob man »lokal« produzieren will, also mit dem eigenen Personal Fabricator, wenn man einen hat (einen3-D-Drucker, eine CNC-Maschine oder einen Lasercutter), oder »global« in der Cloud über einen Dienstleister. Das Programm wird den Benutzer bei der Auswahl zwischen einer 2-D- oder 3-D-Methode unterstützen und dabei, welche Materialien man aufgrund ihrer Eigenschaften und Preise auswählen soll. Die letzte Eintrittshürde zur Massenproduktion wird gefallen sein. Wir alle werden nur mit einem Mausklick Fabriken dazu bringen, für uns zu arbeiten. Was wollen Sie heute erschaffen?
KAPITEL 13
BIOLOGIE FÜR HEIMWERKER
Der größte Traum eines Makers ist die programmierbare Materie. Die Natur arbeitet schon damit.
Lasercutter, 3-D-Drucker und CNC-Fräsen sind cool, aber wie alle Desktop-Werkzeugmaschinen sind auch ihren Produktionsmöglichkeiten Grenzen gesetzt, sowohl was Materialien angeht als auch bei der Komplexität. Ihr nächstes Mittagessen können Sie nicht damit herstellen, und auch kein neues Paar Schuhe. Dafür bräuchte man schon einen richtigen Universal Fabricator. Wie der Replikator aus Star Trek kann diese Maschine auf Befehl fast alles herstellen. Nur leider gibt es sie noch nicht.
Science-Fiction-Autoren lassen sich seit Jahrzehnten von dieser Vorstellung inspirieren. In seinem Roman Diamond Age: Die Grenzwelt beschreibt Neal Stephenson eine Welt, die durch »Materie-Compiler« von Grund auf verändert wurde, die alles herstellen können, was gebraucht wird. Mangel kennt man dort nicht.
»Am Anfang hatte man eine leere Kammer, eine Halbkugel aus Diamant, in der trübes rotes Licht glomm. Im Zentrum der Bodenplatte konnte man das nackte Kreuz eines acht Zentimeter großen Feeders und eine zentrale Vakuumpumpe erkennen, die von einer Anzahl kleinerer Leitungen umgeben wurde, bei denen es sich um mikroskopische Förderbänder handelte, die nanomechanische Bauteile – einzelne Atome oder ganze, zu praktischen Bausteinen zusammengesetzte Gruppen – transportierten.
Der Materie-Compiler war eine Maschine, die am Endpunkt eines Feeders saß und nach den Weisungen eines bestimmten Programms Moleküle Stück für Stück von den Förderbändern nahm und zu komplizierteren Gebilden zusammensetzte.« 51
Das ist Science-Fiction, aber etwas Ähnliches ist durchaus möglich. Der MIT-Professor Neil Gershenfeld schätzt, dass es nur noch 20 oder 30 Jahre dauern wird.
Wie wir da hinkommen? Nach Gershenfelds Meinung müssen wir mehr tun, als nur 3-D-Drucker und andere CNC-Maschinen schneller und präziser zu machen. Das Problem bei diesen Methoden sei, so Gershenfeld, dass dabei nur »mit Material herumgemanscht« würde. Sie verspritzen, schneiden oder erhitzen es, aber sie bewegen Material nur oder ändern den Zustand (härten es). Das Material selbst hat keinerlei Intelligenz und Bewusstsein dafür, was aus ihm werden soll. Die ganze Arbeit muss die Werkzeugmaschine erledigen, ohne »Unterstützung« durch das Material.
Schon bei Lego-Steinen ist das anders. Wenn ein Kind mit Lego spielt, korrigieren die Steine die Fehler des Kindes: Sie passen nur zusammen, wenn sie richtig aufeinandergesteckt werden. Die größeren Duplo-Steine unterstützen die Kinder bei der richtigen Ausrichtung der Steine durch abgeschrägte Kanten, die dazu führen, dass Steine beim Aufeinanderstecken, in die richtige Richtung gedreht werden, damit sie passen. Die Steine bringen ihr eigenes Koordinatensystem gleich mit: das Lego-Raster. Und wenn man alle Steine verbaut hat, wirft man sie nicht einfach weg. Man baut sie wieder auseinander und baut etwas anderes damit. Besser lässt sich Material nicht recyceln.
Programmierbare Materie
In gewisser Hinsicht sind auch Lego-Steine »intelligente Materie«. Sie bringen ihre eigenen Montageanweisungen mit und haben eine festgelegte Funktion, etwa als Scharniere oder Räder.
Das klingt verrückt? Ist
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