Makers
»steht auch für einen neuen Ansatz für wirtschaftliche Erholung, die auf kleinen, gut miteinander vernetzten Firmen basiert«, stellt Tom Igoe fest, ein führender Entwickler der Open-Source-Computerplattform Arduino. »Was geschieht, wenn die Industrie diesen neuen Ansatz annimmt? Wir werden es bald herausfinden.«
Die Heimwerkerfabrik
Es gibt noch eine dritte Gruppe von »Fabriken in der Cloud«: die internetbasierten Dienstleister, die mit numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen, Lasercuttern und 3-D-Druckern das anbieten, was Fotodienstleister wie Shutterfly für Bilder anbieten: Man kann die Daten einfach hochladen und bekommt die fertigen Produkte zurück. Diese Dienstleister geben ihren Kunden Zugang zu hochwertiger Fertigung, ohne dass die Kunden die Werkzeuge selbst besitzen müssen.
Ponoko und Shapeways sind wohl die bekanntesten. Der Ponoko-Dienst (für den ich als ehrenamtlicher Berater arbeite) wurde in Neuseeland als Lasercutter-Service gegründet, ist jetzt aber weltweit verfügbar und bietet Laserschnitte, 3-D-Druck und CNC-Zuschnitte an. Das Prinzip ist einfach: Man entwirft etwas am Schreibtisch und lädt die Daten auf eine Website hoch. Dort werden die Daten durch eine Software auf Produzierbarkeit hin überprüft, und der Nutzer kann über geführte Auswahlmenüs genau festlegen, wie er sein Produkt haben will. Eine 2-D-Vorlage kann per Laser aus verschiedenen Materialien zugeschnitten werden, von Kunststoff über verschiedene Holzarten bis zu dünnem Aluminium. Bei einer 3-D-Vorlage kann das Objekt per 3-D-Drucker ausgedruckt oder in einer CNC-Fräse zugeschnitten werden aus einer noch größeren Auswahl an Materialien. Man kann etwas entwerfen und herstellen lassen, das so klein ist wie ein Ring oder so groß wie ein Tisch, und wenn man in der Dateivorlage einen Fehler gemacht hat (was mir dauernd passiert), dann hilft die Software oder ein menschlicher Mitarbeiter, den Fehler zu beheben.
Wie bei einem Fotoservice kann man die Daten auch veröffentlichen und es so anderen erlauben, eigene Kopien zu bestellen. Man kann sogar eigene »Schaufenster« einrichten, sodass man einen Anteil am Gewinn bekommt, wenn jemand etwas in Auftrag gibt, das man hochgeladen hat.
Ponoko besitzt die meisten Produktionswerkzeuge nicht selbst. Eigentlich ist es nur eine Softwareschicht zwischen Konsumenten und Fabrikationsanlagen mit freien Kapazitäten. Die Ponoko-Website erfüllt die schwierige Aufgabe, oft unerfahrene Maker durch die Erstellung der Konstruktionsdaten zu führen und diese in einer Form hochzuladen, die Werkzeugmaschinen verstehen. Der Dienstleister empfiehlt Materialien, kalkuliert Preise und wickelt das Geschäft ab. Dann schickt er die Dateien an einen Hersteller, der sich so nicht direkt mit den Kunden auseinandersetzen muss.
Shapeways bietet dasselbe für 3-D-Druck an mit einer verwirrend großen Auswahl an Materialien, die von gewöhnlichen Kunststoffen und Harzen bis Titan, Glas oder sogar rostfreiem Stahl reichen. Die Kosten werden auf Basis des ausgewählten Materials und der benötigten Stückzahl kalkuliert. Ein Spielzeugsoldat aus Plastik kostet vielleicht 15 Dollar, größere Metallobjekte können 50 Dollar kosten oder noch mehr. Objekte können monochrom gedruckt werden oder farbig.
Ähnliche Dienstleistungsangebote gibt es für Elektronik (bedruckte Leiterplatten), Stoffe und sogar Keramik. Der Urahn all dieser Dienstleister ist die Firma Lego, deren Lego-Digital-Designer-CAD-Programm Kindern genau das mit Lego-Steinen ermöglicht: Man entwirft etwas am Bildschirm und lädt die Daten hoch, aus denen dann spezielle Sets zusammengestellt und an den kindlichen Designer verschickt werden. Diese Sets sehen aus wie offizielle Lego-Produkte. Wenn andere dieses Set bestellen, bekommt der Designer einen Anteil am Gewinn.
All diese Dienstleister, von den Werkstätten von MFG.com über die Billigfabriken von Alibaba bis zur digitalen Herstellung von Einzelstücken über Ponoko und Shapeways, bieten vor allem eines: die Möglichkeit, Objekte vom Schreibtisch aus herzustellen, ohne eigene Werkzeuge zu besitzen oder einen Fuß in eine Fabrik zu setzen. Die globale Produktion arbeitet nicht mehr nur mit bestimmten Größenordnungen. Früher produzierten die Fabriken nur für die größten Firmen mit den größten Aufträgen. Heute produzieren viele von ihnen in allen Größenordnungen. Kleinere Chargen bedeuten natürlich höhere Preise, aber wenn man nur wenige Stück von etwas
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