Makers
Praktisch alles am MakerBot wurde entweder in Gemeinschaftsarbeit entwickelt oder an eine Gemeinschaft übergeben, die damit machen konnte, was sie wollte. Wenn man den Schutz am geistigen Eigentum aufgibt, hat man am Ende womöglich mehr Schutz in Form von gemeinschaftlicher Unterstützung und Vertrauen. Der MakerBot ist das beste Beispiel dafür.
Ich besuchte das Botcave 2009, nur wenige Monate nach der Markteinführung des MakerBot. In dem langen gemauerten Raumstanden 100 Kartons mit der neunten Auflage des MakerBot nebeneinander und wurden allmählich mit Bauteilen gefüllt. (Als Kunde war es für mich ein aufregender Gedanke, dass eines der Geräte – mit der Seriennummer 400 – für mich bestimmt war. Es hat mir lange gute Dienste geleistet, bis ich es durch ein Gerät der zweiten Generation ersetzte, den »Thing-O-Matic«.) Auf den Regalen lagen die Einzelteile für die nächste Ladung breit, und Lasercutter arbeiteten sich durch Stapel von dünnem Sperrholz für das Rahmengestell.
Die Hersteller erlebten die raue Wirklichkeit des Supply-Chain-Managements am eigenen Leib: Die Kisten konnten nicht verschickt werden, solange nicht alle Teile drin waren. Aber einige Bauteile waren nicht rechtzeitig angekommen, und andere waren defekt geliefert worden. Ein MakerBot besteht aus Hunderten von Einzelteilen, und wenn nur eines von ihnen fehlt, kann nicht ausgeliefert werden.
Um den Zustand zu vermeiden, dessen Zeuge ich wurde – Dutzende von Kisten, die wochenlang auf die letzten Teile warten –, und sicherzustellen, dass alle Einzelteile immer auf Lager waren, hätten die Betreiber von allem mehr bestellen müssen, als sie brauchten. Diese Art der Versicherung ist sehr teuer: Bei meinem Besuch waren bereits Einzelteile für den MakerBot im Wert von 300000 Dollar auf Lager, und trotzdem fehlte es an wichtigen Teilen. Totes Kapital in Form von Lagerbeständen eingefroren zu haben tut weh, besonders bei Start-up-Unternehmen. Das MakerBot-Team hatte sich nur auf Forschung und Entwicklung konzentriert. Jetzt mussten sich die Unternehmer mit den trockeneren, aber ebenso wichtigen Problemen beschäftigen, wie man eine zuverlässige Versorgung mit Einzelteilen sicherstellt und Nachfrage prognostiziert. Das kennt wohl jeder, der im letzten Jahrhundert in der Industrie gearbeitet hat, aber für diese Open-Source-Hardware-Hacker war es völlig neu. Revolutionen entstehen nicht im Establishment.
Während ich dies schreibe, sind mehr als 5200 MakerBots verkauft (im Wert von über fünf Millionen Dollar), und mit jedem einzelnen wird die Gemeinschaft erweitert durch neue Anwendungsmöglichkeiten und neue Tools, die sie noch besser machen. Der neueste Druckkopf schafft zum Beispiel eine Auflösung von 0,2 Millimetern. In einem anderen Druckkopf ist ein rotierendes Messer eingebaut, das aus dem Drucker einen CNC-Router macht. AndereDrucker wurden vergrößert, sodass sie doppelt so große Objekte herstellen können wie ursprünglich vorgesehen.
Bis heute haben Investoren, unter ihnen der Amazon-Gründer Jeff Bezos, über zehn Millionen Dollar in den Ausbau von MakerBot investiert. Die Firma wird das Geld brauchen und noch mehr, denn die Konkurrenz unter den Herstellern von günstigen 3-D-Druckern, auch chinesischen, ist groß. Im Moment werden noch Bausätze verkauft (die man aber auch vormontiert kaufen kann), aber bald werden diese Drucker in Serie hergestellt, von MakerBot und anderen Firmen, und noch billiger werden. Die Benutzung wird insgesamt einfacher werden. Der Markt wird von den ersten 5000 auf die nächsten 50000 anwachsen, von den technisch versierten Pionierkunden auf Menschen, die einfach etwas Cooles ausdrucken wollen.
Gleichzeitig stehen große Druckerhersteller wie Hewlett-Packard schon in den Startlöchern. Bisher verkaufen sie nur teure 3-D-Drucker an Industriekunden. Aber irgendwann in den nächsten Jahren wird es einen Markt für Millionen von Mainstream-3-D-Druckern geben, die dann bei Wal-Mart und Costco verkauft werden. Dann werden die enormen Größenvorteile, mit denen HP oder Epson aufwarten können, ihre volle Wirkung entfalten. Ein 3-D-Drucker wird 99 Dollar kosten, und jeder wird einen haben.
Die Einstiegsdroge
3-D-Drucker sind schon richtig irre, aber noch sind sie keine echten Materie-Compiler. Bis es so weit ist, ist der einfache Lasercutter das eigentliche Arbeitspferd der Maker-Bewegung. In jedem Makerspace sind die Lasercutter den ganzen Tag in Betrieb, und trotzdem bilden sich
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