Makers
Entwurfsdateien der Leiterplatten entfernen, die man veröffentlicht. Das ist eine ideale Möglichkeit, um ein Minimum an unternehmerischer Kontrolle zu behalten und trotzdem am Prinzip von Open Source festzuhalten.
Open Source sieht die Möglichkeit für Nutzer, die Produkte selbst herzustellen, wenn sie es wollen, ausdrücklich vor. Sie müssen nicht unbedingt dafür bezahlen. Davon profitieren etwa 0,1 Prozent der Nutzer, von denen auch die besten neuen Ideen und Innovationen rund um das Produkt kommen. Aber den anderen 99,9 Prozent ist es lieber, jemanden für die Herstellung zu bezahlen, der die Funktionsfähigkeit gewährleistet. Darin liegt das Kerngeschäft.
Wie Sie Ihre »Piraten« dazu bringen, für Sie zu arbeiten
Ein Beispiel aus der Praxis: Gegen Ende 2010 postete jemand auf der DIY-Drones-Website die Nachricht, dass bei Taobao, eBay und anderen Online-Marktplätzen chinesische Kopien unseres ArduPilot Mega verkauft würden. Und tatsächlich waren die Kopien gut gemacht und voll funktionsfähig. Nicht nur das, auch unsere englische Gebrauchsanleitung war ins Chinesische übersetzt worden, zusammen mit einem Teil der Software.
Unsere Community war schockiert über diese dreiste »Piraterie« und wollte wissen, was wir dagegen zu unternehmen gedachten.
Gar nichts, antwortete ich.
Beides wird bei Open-Source-Hardware erwartet und sogar gefördert. Software, deren Vertrieb nichts kostet, ist kostenlos. Hardware, deren Herstellung teuer ist, wird zu einem Preis verkauft, der gerade ein gesundes Wachstum eines zukunftsfähigen Betriebs ermöglicht, um die Qualität, Unterstützung und Verfügbarkeit der Produkte sicherzustellen, aber die Entwürfe werden ebenfalls verschenkt. Alles geistige Eigentum steht frei zur Verfügung, damit die Gemeinschaft es nutzen, es verbessern, und eigene Varianten herstellen kann.
Die Möglichkeit, dass andere die Produkte kopieren, ist fester Bestandteil des Modells. Unsere Open-Source-Lizenz gestattet dies ausdrücklich. Im Idealfall werden die Produkte verändert und verbessert (Stichwort: »derivative Designs«), um eine bestehende Nachfrage auf dem Markt zu befriedigen, die wir nicht berücksichtigt haben. Diese Art der Innovation soll durch Open Source gefördert werden. Aber wenn die Produkte einfach nur kopiert und zu einem niedrigeren Preis verkauft werden, ist das auch okay. Der Markt entscheidet.
Übrigens ist Arduino mit dem Entwicklerboard genau dasselbe passiert: Mehrere chinesische Firmen haben es nachgebaut. Die Qualität der Nachbauten war teilweise schlechter, aber selbst wenn sie gut war, unterstützten die meisten Leute doch lieber weiter die offiziellen Arduino-Produkte und deren Entwickler. Kopien machen heute nur einen kleinen Teil des Marktes aus und kommen vor allem in preisempfindlichen Märkten wie China vor. Aber ein Produkt für das Niedrigpreissegment des Marktes anzupassen ist ja nur eine andere Form der Innovation, und das ist doch gut.
Persönlich gefällt mir diese Entwicklung aus vier Gründen:
Ich finde es großartig, dass jemand das Wiki ins Chinesische übersetzt hat, weil so noch mehr Menschen darauf zugreifen können.
Es ist ein Zeichen des Erfolges: Man wird nur kopiert, wenn man etwas macht, das Menschen wollen.
Wettbewerb ist gut.
Eine zunächst reine Kopie kann sich zu einer echten Innovation entwickeln oder zu Verbesserungen führen. Unsere Lizenz verlangt, dass alle abgeleiteten Produkte ebenfalls quelloffen sein müssen. Wäre es nicht toll, wenn ein chinesisches Team etwas Besseres erfinden würde als wir? Dann könnten wir den Spieß umdrehen und ihren Entwurf nachbauen, die Dokumentation ins Englische übersetzen und das Produkt außerhalb Chinas auf den Markt bringen. So gewinnen alle!
Kurz nachdem ich das geschrieben hatte, meldete sich ein Mitglied namens »Hazy« über die Kommentarfunktion. Er habe mit dem Team zusammengearbeitet, das die chinesischen Boards herstellte, und er habe alles übersetzt. Ich gratulierte ihm zu der Geschwindigkeit, in der er es geschafft hatte. Und dann fragte ich ihn, ober er sich vorstellen könne, seine Übersetzung in unser offizielles Handbuch einzuarbeiten, ein Wiki bei Google Code, wo auch unser Datenarchiv liegt. Er erklärte sich bereit, und so gab ich ihm Editierrechte für das Wiki und ergänzte eine Wahlmöglichkeit für die Nutzer zwischen englischer Version oder chinesischer Übersetzung.
Damals benutzten wir das Versionskontrollsystem Subversion (inzwischen benutzen wir
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