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Makers

Makers

Titel: Makers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Anderson
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einige Größen des Silicon Valley, von Hewlett-Packard bis Apple, in einer Garage, und im Internet ist die »Vom Studenten zum Millionär«-Geschichte inzwischen so verbreitet, dass Informatikstudenten, die tatsächlich bis zu ihrem Abschluss an der Uni bleiben, sich dem Verdacht aussetzen, ihnen mangele es an unternehmerischem Talent. Maker-Firmen sind ein Hybrid zwischen einem herkömmlichen Industriebetrieb und einem Internet-Start-up. Dadurch haben sie das Potenzial, die nächste große Sensation zu werden, indem sie die Wachstumsraten der Software mit den Möglichkeiten zum Geldverdienen verbinden, die Hardware bietet.
    Aber letzten Endes wird die Maker-Bewegung nicht nur nach dem Einfluss beurteilt werden, den sie auf Produktkategorien und unternehmerisches Vermögen hatte, sondern auch danach, wie sie die Wirtschaft als Ganzes beeinflusst hat. Und dazu muss die Maker-Bewegung in den größten Industriezweigen Wirkung zeigen, vor allem dem größten von allen: der Automobilindustrie. Sogar hier, im härtesten Industriesektor überhaupt, gibt es durchaus Chancen für Maker. Sie können zwar keine großartigen Skaleneffekte bieten, aber sie haben die Flexibilität und die Fokussierung, die Firmen mit enger Anbindung an ihre Kunden heute auszeichnen.
    In der Autoindustrie hat es selbstverständlich schon immer Nischenfirmen und kleine Zulieferer gegeben. Aber in der Branche wurde die Luft immer dünner, wie der schleichende Niedergang und Verkauf der meisten britischen Spezialfirmen in der Automobilbranche an multinationale Großkonzerne gezeigt hat. Nur leider hat sich die traditionelle Automobilindustrie in der Vergangenheit als äußerst innovationsfeindlich erwiesen. Die Entstehungsgeschichte des Intervallscheibenwischers ist ein gutes Beispiel dafür.
Die Leiden eines Erfinders im 20. Jahrhundert
    Ein junger Ingenieur namens Robert Kearns wurde in seiner Hochzeitsnacht im Jahr 1953 von einem Sektkorken am linken Auge getroffen und erblindete. Zehn Jahre später lehrte er am Wayne State College in Detroit. Wegen seiner verminderten Sehfähigkeit hatte er einige Probleme. Doch gegen eines dieser Probleme, die Ablenkung beim Fahren durch die Scheibenwischer seines Ford Galaxie bei Regen, konnte er etwas unternehmen.
    Der Scheibenwischer war nicht nur für Menschen mit nur einem funktionstüchtigen Auge ein Ärgernis. Wenn er eingeschaltet war, bewegten sich die Wischerarme ständig hin und her, egal wie stark der Regen war. Man konnte sie verlangsamen, aber man konnte keine Pausen einlegen, wenn es nur noch tröpfelte. Es war, als würden die Augenlider sich andauernd öffnen und schließen, statt nur hin und wieder zu blinzeln. Für einen Mann mit eingeschränkter Sehkraft bedeutete die ständige Bewegung eine weitere Ablenkung beim Autofahren. Für einen Professor der Ingenieurwissenschaften war es eine Herausforderung, eine bessere Lösung zu finden.
    Kearns ging in seinen Werkstattkeller und begann zu basteln. Er konstruierte auf seiner Werkbank den Prototyp eines elektrischen Verzögerungsschalters, bei dem ein Kondensator langsam aufgeladen und so ein Scheibenwischer für eine einstellbare Zeitdauer angehalten wird, je nachdem, wie stark es regnete. Wie im Film Flash of Genius über Kearns’ Leben aus dem Jahr 2008 von Greg Kinnear dargestellt, führt er seinen Kindern überschwänglich sein Arbeitsmodell vor, das er mit den Wischermotoren aus dem Auto seiner Frau und einer Glasscheibe zusammengebaut hat: »Es lebt, lebt, lebt!« Die Kinder sind angemessen beeindruckt und helfen ihm sogar beim Schweißen (das ist eben Hollywood). In dieser Szene ist die Erfindung auf ihren Kern reduziert: ein Mann, eine Idee und die passenden Werkzeuge und Fertigkeiten, um sie Realität werden zu lassen.
    Dieses Bild erinnert mich sehr an meinen Großvater, ohne die Theatralik natürlich. Doch Kearns traf damals eine andere Entscheidung als mein Großvater. Beide meldeten ein Patent auf ihre Erfindung an, aber Kearns verkaufte keine Lizenzen für seine Erfindung an die Automobilfirmen. Stattdessen stellte er seine Intervallscheibenwischer selbst her, um sie dann als fertiges Produkt an die Automobilfirmen zu verkaufen. Ford erklärte sich vertraglich bereit, Kearns’ Scheibenwischer in eines ihrer neuen Modelle einzubauen. Also musste Kearns eine Fabrik bauen.
    Er lieh sich Geld, nahm einen stillen Teilhaber mit ins Boot, nahm eine Hypothek auf sein Haus auf und kratzte auf jede denkbare Art die riesige Summe zusammen,

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