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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Blackfriar blieb einen Augenblick lang still. „Sie rufen uns wieder. Ich melde mich später bei euch.“ Sein Gesicht verblaßte auf dem Schirm und überließ ihn der Erde und den sie begleitenden Leuchtkäfern zur Beherrschung.
    „Was meinst du, Rob?“
    „Das ist für uns eine ganz neue Situation.“

 
23. Sonnenstädte
     
    Innerhalb einer Woche hatten die beiden Makrowelten ihre zugewiesenen Positionen zwischen Sonne und Erde eingenommen. Die Systeme von Erde und Mond mit ihren Begleitern füllten nun die hinteren Schirme in dem Observatorium aus. Mehr als tausend kleine Welten umgaben die Sonne in einer porösen Halbschale, die die ständig strömende Energie der Sonne auffing. Der Mond schwebte als matte Perle am Rand.
    Eine Delegation sollte bald eintreffen, um die Erneuerung des Kontakts zwischen der Erde und ihren verlorenen Söhnen zu diskutieren. John fragte sich, ob eine Entscheidung getroffen werden und wie sie aussehen würde. In den letzten beiden Wochen hatte er mehr Frieden mit sich selbst gefunden. Margaret hatte ihn in seinem Zimmer besucht, und sie hatten sich unterhalten – über die Verbindung, über Anulka, über die Wirkung, die die Erholung der Erde auf die Einwohnerschaft haben würde. Sie hatten sich geliebt, aber das war mehr mit freundschaftlichen Gefühlen als mit Verlangen erfüllt gewesen. Als er eines Tages allein im Observatorium saß, wurde ihm klar, daß er sich erholte, sich veränderte. Seine Jugend kam zu ihrem Ende, sagte er sich selbst, obwohl er wußte, daß andere, die fünfmal so alt wie er waren, vielleicht das gleiche empfanden.
    Das Treffen konnte von jedem Versammlungsraum aus beobachtet werden. Obwohl er zu jung war, um direkt an den Verhandlungen beteiligt zu werden, verspürte er eine unruhige Erwartung. Die Anweisungen, die den ankommenden Welten von der Erde erteilt worden waren, hatten einen Eindruck von Ablehnung vermittelt. John empfand über die Rückkehr in das Sonnensystem ein unbestimmtes Schuldgefühl, aber er sagte sich, daß das von dem Empfang herrührte, den die Erde ihnen bereitete. Blackfriar und Wheeler waren in den Wochen nach der Ankunft zu beschäftigt für Unterhaltungen mit ihm gewesen, was seine Unruhe verstärkte. Er begann langsam, den Verdacht zu schöpfen, daß sich hier etwas im Verborgenen abspielte. „Fast jedermann auf unseren zwei Welten wartet zusammen mit dir“, hatte Margaret ihm gesagt, „also habe Geduld.“
    John ging in den äußeren Arbeitsraum. Er ging zu Wheelers Schreibtisch und setzte sich gedankenverloren hin. Er würde alles dafür geben, wenn er plötzlich so alt wie Wheeler sein könnte, um auf diese Zeit zurückzuschauen als eine weit entfernte Periode von Wachstum und Entdeckung. Vor dem Schreibtisch standen vier alte Bibliotheksschirme. Sie waren auf „Warten“ eingestellt, damit die Sachbücher, die Rob studiert hatte, jederzeit zurückgeholt werden konnten. John streckte die Hand aus, berührte die Kontaktplatte, und der Schirm rechts von ihm wurde hell:
     
    A.  Methoden der Zeitreise in die Zukunft zur Verifizierung kosmologischer Modelle
    1.  Reise bei annähernder Lichtgeschwindigkeit
    2.  Reise durch die Ergo-Sphäre eines Schwarzen Lochs
    3.  Zwei-Weg-Zeitmaschine nach Tipler (Bau eines großen rotierenden Zylinders aus dichter Materie)
    B.  Bemerkungen
    1.  Nur unter (3) bietet sich eine Methode an, die sich nicht für die meisten Menschen psychologisch verhängnisvoll auswirken würde, wenn der Zustand zugrunde gelegt wird, in dem sie sich zur Zeit befinden, obwohl es außergewöhnlichen Einzelmenschen gelingen könnte, sich an (1) und (2) anzupassen.
    2.  Siehe Feinberg, Ettinger, Haidane zur geistigen Gesundheit und Gemütsverfassung langlebiger Menschen.
    C.  Kosmologische Modelle von aktuellem Interesse
     
    Eine Liste erschien, aber John schaltete den Schirm ab. Er sah nach der Wanduhr und bemerkte, daß es fast Zeit für die Versammlung war. In seinem Magen kam eine Übelkeit auf, als sei die Welt unter ihm plötzlich verschwunden. Er ging hinaus in den Gang.
    Das Auditorium lag fünfhundert Meter von Wheelers Forschungszentrum entfernt. John freute sich über die Lockerung der Spannung in ihm, die der kurze Spaziergang brachte. Er erinnerte ihn an Lea. Plötzlich erinnerte er sich an die kleinen, angenehmen Dinge, die der Planet zu bieten gehabt hatte. Er blieb einen Moment lang stehen, dann glitten die Türen auf, und er trat ein.
    Es war ein kleines Auditorium, das Platz für

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