Makroleben
Weg wäre daher ein Team, das die Ordnung von oben durchsetzt. Das aber würde uns in Polizeiaktionen auf jeder Welt mit Menschensiedlungen verwickeln, und solch ein Reich würde uns von der Entwicklung unserer eigenen Zivilisation ablenken.“
„Hast du dir überlegt, daß ein solches Reich eine gute Sache sein könnte? Vielleicht wäre es ein Teil unserer eigenen Entwicklung und nicht nur eine Nebenbeschäftigung.“
„Du willst mich nur durcheinanderbringen. Laß mich zu Ende sprechen. Eine Beteiligung an einem solchen Projekt würde uns davon abhalten, von unserer Problemebene aus weiterzuarbeiten, von unseren Schwierigkeiten auszugehen. Wir würden uns dann zu einer Eltern-Zivilisation entwickeln, die ständig rückwärts auf die Kinderwelten schaut. Eines Tages, wenn das Makroleben zahlenmäßig stärker ist, können wir vielleicht die verbleibenden planetarischen Kulturen abschließen, indem wir ihnen unter die Arme greifen.“
„Es verändert sie, wenn sie von uns wissen“, sagte Wheeler, „und uns verändert es jedesmal, wenn wir mit ihnen konfrontiert werden, wie du gesehen hast. Daran läßt sich auch mit den besten Absichten auf beiden Seiten nichts ändern. Miklos hat alle Welten mit menschlichen Siedlungen besucht. Er hat das nie vergessen. Er wird dir niemals erzählen, wie er geholfen hat und wie nutzlos seine Bemühungen gewesen sind. Vielleicht baust du eines Tages Welten, die sich auf natürliche Planeten spezialisieren.“
„Was ich auf Lea getan habe, gefällt mir nicht.“
„Du mußt dich mit der Tatsache abfinden, daß die Menschen nicht rein rational sind und das vielleicht auch nie sein werden. Wir haben versucht, uns über das Animalische zu erheben, ohne dabei zu der Amoralität des Intellekts zu kommen. Das heißt aber nicht, daß wir den Schlamm hinter uns gelassen haben, nur weil wir ein Stückchen über ihn hinaussehen können. Nur die Tatsache, daß außergewöhnliche Menschen mit einer gewissen Regelmäßigkeit geboren werden, macht mir Hoffnung.“
„Ist das ein biologisches Problem?“ fragte John.
„Teilweise. Das Zusammenspiel von komplexen Sachverhalten ist ein weiterer Grund, warum wir vor Eingriffen zurückschrecken. Die effektive Entwicklung der gesamten Bandbreite des genetischen Materials ist ohne Zwang schwierig. Überzeugung reicht nicht aus. Kulturen haben zu oft ältere, vorher akzeptable Verhaltensnormen nur bestraft. Biologie ist notwendig, reicht aber nicht aus. Eine kreative Sozialform unter den richtigen biologischen Voraussetzungen ist durchaus zufriedenstellend, aber sie muß mit einer kreativen Psychologie verbunden sein, die einzelne entwickelt, ohne sie zu tyrannisieren oder Abhängigkeit zu erzeugen. Sowohl in der Psychologie als auch in der Biologie dürfen wir uns nicht mit dem zufriedengeben, was da ist, sondern wir müssen fragen, was da sein sollte und was wir sein möchten. Jetzt ist es uns gelungen, unsere irrationalen Impulse zu kanalisieren und die gröberen Formen von Neid, Angst, Haß und Destruktivität unter Kontrolle zu bringen. Wir haben aber neben Narren und Egomanen auch Menschen, die Idealen nachstreben und sich human verhalten. Unsere Gesetze stehen über uns und lösen unsere Streitigkeiten, aber diese Gesetze werden noch immer von Menschen durchgeführt. Meiner Ansicht nach sind es die Langlebigen unter uns, die die Menschheit II unterwiesen haben, die für den Fortbestand unserer Gesetze und Gebräuche verantwortlich sind. Trotzdem ist es möglich, daß die Zeit für uns einen Niedergang bringen wird, und um dem zuvorzukommen, brauchen wir vielleicht die natürlichen Welten wieder – vielleicht brauchen wir ihre Einschätzung von uns, mit ihrer Neuheit, ebenso wie wir die Rationalität der Menschheit II brauchen.“
„Was also empfiehlst du?“ fragte John. Ihm öffnete sich ein kurzer Blick darauf, was es in seiner eigenen Welt noch alles zu entdecken gab.
„Baue dich selbst auf. Fang innen an, und arbeite dich nach außen zu einer Besorgnis um andere durch. Du bekommst deine Verbindung, und dann wirst du Dienst als Leitfigur tun, während du gleichzeitig Parallel-Spezialisierungen zu Ende führst. Die Fragen und Probleme werden noch da sein, wenn du dich ihnen wieder zuwendest.“
„Die Planeten leiden aber jetzt Not.“
„Du bist noch nicht bereit – es liegt nicht in deiner Macht. Siehst du das nicht ein?“ Wheelers Stimme klang einen Augenblick lang rauh.
John fühlte sich wie ein Kind, das darauf hoffte,
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