Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
Vom Netzwerk:
dünnes Rinnsal von Wasser floß.
    Schemenartige Gestalten erschienen vor ihm, eine Reihe krebsartiger Wesen, die sich auf ihn zubewegten. Die Fähre flog kurz über sie hinweg, und John sah das Loch im Boden, aus dem sie krochen. In einer Welt ohne Meere waren diese Wesen die Herren der Sandwüste …
    Er befand sich außerhalb der Fähre und beobachtete sie, wie sie über den Kreaturen schwebte – ein Eindringling mit einer harten Schale und Lichtstrahlen als Beinen …
    Er öffnete die Augen, und der Raum drang ihm wieder in sein Bewußtsein, den Rob ihm in dem Observationsbereich gegeben hatte. Es war kaum mehr als eine Schlafstelle – ein Schirm, ein Bett mit Gravitationskontrollen, ein kleiner Tisch mit einem Computerausgang zur Bibliothek –, aber er war froh, sich darin zu finden.
    Er schloß die Augen und versuchte, die Wüste aus seinem Traum noch einmal vor Augen zu sehen. Irgendwo auf dieser zerstörten Erde hatte einmal ein Tal gelegen, die Stelle, an der seine Vorväter gelebt hatten und gestorben waren. Samuel Buleros Vater und Mutter waren auch seine Eltern, und sie waren schon seit mehr als tausend Jahren tot.
    Als er die Augen wieder öffnete, war die linke Ecke des Schirms angeschaltet und zeigte Wheelers grauhaarigen Kopf.
    „Du bist wach“, sagte Rob. „Komm heraus und hierher.“
    „Was gibt es?“
    „Du mußt herauskommen und dir das ansehen.“
     
    Die Erde war eine kleine grüne Scheibe auf dem mittleren Schirm. Um das vergrößerte Bild des Planeten hingen hundert oder mehr Lichtpunkte, glitzernde Diamanten, die das Tageslicht einfingen. Der Mond schien zu dem Schwärm zu gehören, aber sein Licht war trüber.
    „Was ist das?“ fragte John, während er sich neben Wheeler setzte.
    Blackfriars Gesicht wurde in die linke untere Ecke des Schirms eingeblendet. „Wir haben einen Funkspruch auf dem Tachyon-Band empfangen. Sie benutzen weder Radio noch Laser, und deshalb haben wir bei unserem Anflug nichts von ihnen gehört.“
    „Was ist das?“ fragte John wieder.
    Blackfriar kniff die Augen zusammen und sah zu ihm herüber. „Grüß dich, John.“
    „Das sind Kommunen wie wir“, sagte Wheeler. „Sie fliegen in festen Umlaufbahnen um die Erde.“
    „Die größte hat ungefähr fünfzig Kilometer Durchmesser“, sagte Blackfriar.
    „Wie steht es mit der Anomalie?“ fragte John.
    „Sie ist zurückgegangen“, sagte Wheeler. „Es gibt kein Anzeichen für eine Störung. Wie lautet die Botschaft, Frank?“
    „Sie verlangen von uns, uns zu identifizieren und in eine Umlaufbahn um die Sonne direkt bei der Erde, eine Million Meilen weiter vorn, einzuschwenken. Sie sind uns gegenüber sehr mißtrauisch.“
    „Aber wer sind sie?“ fragte John. „Woher kommen sie?“
    „Sie sind Abkömmlinge der Erde“, sagte Wheeler, „genau wie wir. Die Sonne ist nicht gestorben. Sie haben wiederaufgebaut und Fortschritte gemacht.“
    „Sie haben eine Form von Makroleben entwickelt, die zu Hause geblieben ist“, sagte Blackfriar. „Ich hätte das nicht vermutet, aber das ist eine Entwicklungsform, die auf der Hand liegt.“
    John hatte die Erde angesehen, ohne zu bemerken, was an ihr anders war.
    „Rob, Frank – seht doch. Die Erde ist grün!“ Die Erde lebte. Sie war hier, in der stellaren Wüste, wo die Sonnen am Rand der Galaxis seltener wurden, nicht gestorben. Plötzlich überfiel ihn ein heißes Verlangen. Als er zur Erde und ihren leuchtenden Kindern sah, fragte er sich, warum er so oft an das Ende des Universums gedacht hatte, das Ende, das in der Tatsache der Schwerkraft enthalten war. Solange die Orbitalbewegung ihren Sturz in die Sonne verhinderte, solange die Bewegung der Sonnen ihren Sturz in die galaktischen Mittelpunkte verhinderte, solange bestand ein Universum von erleuchteten Räumen und widersetzte sich dem Zug des Todes, und es blieb Zeit für jede Art von Leben.
    „Die Erde ist grün“, sagte er wieder.
    „Hoffen wir nur, daß sie freundlich sind“, sagte Blackfriar.
    „Wir hatten es bisher noch nie mit einem Gleichstarken zu tun, der vielleicht die Fähigkeit hat, uns zu zerstören.“
    „Du meinst Waffen?“ fragte John.
    „Unmöglich ist es nicht“, sagte Blackfriar. „Wir sind plötzlich ohne Warnung in ihrem Bereich aufgetaucht. Zum Umkehren ist es zu spät.“
    „Wir könnten jeden gegen uns gerichteten Gegenstand abfangen oder ablenken“, sagte John.
    „Nicht auf diese Entfernung. Es gibt Waffen, die stark genug sind, um uns zu zerstören.“

Weitere Kostenlose Bücher