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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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sich auf seine Umgebung ein, und die Dunkelheit wich langsam. Am Rand seines Gesichtsfeldes konnte er ein rotes Glühen erkennen. Es wurde allmählich ein helles Orange, das den Raum füllte und nur an den geschwungenen Ecken von Decke und Fußboden ein schwaches Violett hinterließ. Er hatte ein Gesichtsfeld von einhundertachtzig Grad, das bis zum Rand deutlich war. Er hob langsam einen Arm und schwebte in eine Position, von der aus er den Fußboden vor sich hatte.
    Der Boden verdunkelte sich und enthüllte einen Ausblick auf die Nacht, in der spärlich düster leuchtende Sterne verteilt waren. Seine Augen konnten nun Rot und Infrarot aufnehmen. Der Himmel schien unter seinen Blicken ein Leuchten anzunehmen, als bräche jenseits des Universums ein weit entfernter Tag herein, der sein Licht verbreitete.
    ::Durch die stetig im Gang befindliche Kontraktion des Universums steigt die Hintergrundtemperatur an::
    Etwas schwebte in den Raum. Er drehte sich ihm zu nach links. Das Wesen, das über den durchsichtigen Fußboden schwebte, sah grob humanoid aus. Sein Kopf war völlig rund und trug keine Haare. Der Körper war groß und dünn, hatte goldene Haut und endete mit einem schwanzähnlichen Fortsatz. Grazile Arme trugen zierliche Hände mit sechs Fingern. Die Augen waren große schwarze Ovale mit mehreren Pupillen.
    Das Bild unter ihnen änderte sich und zeigte nun eine schwache weiße Sonne, die von einer Schale von Kugeln umringt war.
    „John Bulero“, schien das Wesen neben ihm zu sagen. „Ich bin wie du, stamme aber aus einer Zeit, die nach der deinen kam. Man hat uns beide wieder in einen Zustand extremer Individualität versetzt. Dieser Zustand ist dem vorausgegangen, was wir beide, du und ich, später geworden sind. Das Aggregat besteht nur aus Erinnerungen und wird uns nach Bedarf anweisen.“
    ::Tausend Welten um diesen Stern::
    John Bulero. Name und Geschlecht gehörten irgendwie zu ihm, aber es waren fremde Besitztümer. Plötzlich dachte er an helle Sterne und fragte sich, ob die Heimat noch existierte.
    ::Teile der Heimat, die du gekannt hast, bestehen noch als ungenutzte Erinnerungen in der Nähe des Zentrums dieser Welt:: Diese Information wurde ihm sanft und unaufdringlich mit einem Gefühl dafür geliefert, daß bei ihm ein Bedürfnis nach Aufbereitung der Vergangenheit existierte.
    Ein Teil des Fußbodens wurde zu einem Torbogen. Plötzlich war er von einer durchsichtigen Blase umringt, die ihn nach unten trug. Die Gedanken des fremden Humanoiden griffen nach ihm. „Lebe wohl. Ich hoffe, du findest das, was du brauchst.“ Dann bewegte er sich in einen endlosen Gang. Ein stumpfer weißer Glanz wischte alle Vergleichsmöglichkeiten aus seinem Gesichtsfeld und erweckte in ihm für kurze Augenblicke das Gefühl, als rase er auf eine kahle Mauer zu.
    ::Du kannst in den Infrarot-Bereich und darüber hinaus und weit unter Ultraviolett sehen::
    Während die Blase ihn vorwärts trug, beobachtete er die matte Wärme der Wände und den heißen Nebel seines eigenen Atems, der in Schwaden aus ihm quoll und das orangerote Kraftfeld füllte. Er sah auf seine Hände, den weißen Glanz seines nackten Körpers und hatte dabei das Gefühl, daß seine Form nicht ihm gehörte, sondern einer Einbildungskraft entstammte.
    Die Blase flog abrupt aus dem Gang in einen großen leeren Raum, der von einer öden Landschaft umgeben war, und er wußte, daß das, was er da sah, der Überrest der grünen Hohlwelt der Heimat war, wie er sie sich nach so langer Zeit vorgestellt hätte. Die Hügel, Seen und die Vegetation waren verschwunden und hatten nur eine dünne Staubschicht und Geröll, eine Wüste aus Grau und Weiß, hinterlassen. Tiefes Bedauern füllte ihn, als er sich die Ruinen des Ortes anschaute, an dem er einst auf Flügeln geschwebt hatte.
    Die Blase hielt in der Mitte an. Der große Schirm erhob sich vor ihm als schwarze Scheibe, ein zerbrochenes Fenster, das die Weltraumkälte einließ. Einen Augenblick lang sah er Dunkelheit darin, die wie Nebel rollte, aber die Vision verschwand, als sich seine Erwartung änderte.
    Ein Bild erschien auf dem Schirm. Er erkannte einen roten Zwerg, eine kleine Sonne, die nur mühsam ihre Helligkeit bewahren konnte. Als er genauer hinsah, machte er auch ihren Begleiter aus, der in mattem Rotbraun am Rand der Dunkelheit schwebte. Dann paßten sich seine Augen an, und er sah, daß beide Sterne von einem dünnen Hitzeschleier umgeben waren. Langsam drangen fremde Farben aus dem

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