Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
Vom Netzwerk:
würden weggehen. Er sah keinen Weg, der Berechtigung des Einwands zu entgehen.
    Es war leicht zu erkennen, warum Alard Asterom in den Jupiterbereich geführt hatte – die Aufgaben, mit denen man sich dort auseinandersetzte, deckten sich mit den langfristigen Plänen für Asterom. Ein einen Kilometer langes Stück Nickeleisen befand sich in einer engen Umlaufbahn um Jupiter, auf dem Bulero ein Labor für die Untersuchung von ultradichter Materie gebaut hatte. Durch ein elektrisches Feld wurde ein kleines Schwarzes Loch von weniger als einem Gramm Größe hergestellt, das Elektroenergie in Gravitationswellen umwandelte. Ein solcher Antrieb konnte ein Objekt von der Größe Asteroms bis zu annähernder Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, wenn ihm genug Energie zugeführt wurde. Es hatte Sam überrascht zu erfahren, daß eine ähnliche Neuentwicklung – und nicht ein fusionsgetriebener Raketenmotor – Asterom aus dem inneren Sonnensystem geschoben hatte, aber die Tatsache war geheimgehalten worden. In Asterom gab es Pläne, die Experimentalstation in der Nähe Jupiters an einem Ende Asteroms zu befestigen. Richard hatte im Namen von Bulero die offizielle Genehmigung dazu erteilt. Richard hatte ihm außerdem gesagt, Alard versammele kreative Forscher um sich und ermutigte sie dazu, weitreichende Spekulationen über Themen wie die Elastizität und Solidität des Raums, die Beherrschung der Trägheit und ähnlicher Bereiche anzustellen. Er hoffte, so eine Lösung zu erzwingen, die nach seiner Einschätzung sehr bald gebraucht werden würde.
    Janet, dachte Sam. Allein der Gedanke an sie war eine Belastung. Sie sprach mit niemandem. Sie aß, als rationiere sie sich selbst, weil sie befürchtete, mehr als ihren Anteil zu verbrauchen. Immer wieder versuchte er, in der Dunkelheit des Schlafzimmers mit ihr zu sprechen, aber sie hörte nur zu. Manchmal sprach sie im Schlaf. Wenn er morgens aufwachte, saß sie in ihrem Stuhl und sah ihn an.
    „Möchtest du heute mit mir kommen?“ fragte er sie dann.
    Keine Antwort.
    „Bei Bulero fragen sie nach dir. Sie haben für … uns ihr ganzes Leben lang gearbeitet, manche von ihnen wie Asketen, als die Dinge hier draußen noch primitiver waren. Sie versuchen zu helfen, weißt du. Es würde ihnen helfen, wenn sie dich dann und wann sehen würden. Das ist doch auch der Grund, aus dem du mitgekommen bist.“
    Keine Antwort.
    Er wußte, daß das eine Art von verbalem Zuckerbrei war, den er ihr jeden Tag mit seinen Worten verabreichte. Immer wieder war es das gleiche. Er zog sich an, küßte sie auf die Stirn und ging für den ganzen Tag weg, obwohl er wußte, daß er eigentlich bleiben müßte – aber Aktivität war eben besser. Er erledigte kleine Aufträge, machte Besorgungen, kümmerte sich um die Kinder, unterstützte die Lehrmaschinen in der Schule. Es war besser, die Illusion zu hegen, man sei mit nützlicher Arbeit beschäftigt.
    Richard und Margot kamen sowieso bald zu Besuch; das hatten sie versprochen.
    Die Schatten sprachen mit ihr.
    Janet saß auf dem Metallstuhl. Die gedämpften Lichter und das Fehlen starker Gravitation waren ein Trost. Sie dachte an die riesige Kuppel über ihr, an ihre Ebenen, Fahrstühle und Menschen. Sie dachte an die öde, felsige Oberfläche, die kalten Sterne … und etwas in der Nähe der Sonne. Es hatte aufgehört zu wachsen und wartete darauf, daß sie hochkam und es sich ansah. Es wartete darauf, durch ihre Angst bei seinem Wachstum unterstützt zu werden.
    Nie würde sie zur Oberfläche hochgehen; nie würde sie es ansehen. Sie würde ihm nicht helfen, selbst wenn sie sterben mußte. Sie würde bald sterben, Sam befreien und sein Wachstum beenden. In ihrem Magen lag ein kalter Klumpen, und ihre Kehle war trocken.
     
    Sam sah auf. Margot kam gerade aus dem Zimmer im Krankenhaus heraus. Sie kam zu dem luftgefüllten Sofa in dem Warteraum und setzte sich zwischen ihn und Richard.
    „Sie schläft jetzt. Ihr werdet also zurückkommen müssen, wenn sie wach ist.“
    „Ich warte“, sagte Sam.
    „Wird sie sich wieder erholen?“ fragte Richard.
    „Auf jeden Fall. Sobald es ihr besser geht, machen sie eine Schlaftherapie mit ihr.“
    Sam war von Janets Selbstmordversuch noch immer erschüttert.
    „Du darfst dir keine Schuld geben“, sagte Margot. „Eine Menge Leute sind zusammengebrochen. Es wäre merkwürdig gewesen …“
    „Ich hätte bei ihr bleiben sollen.“
    „Du hättest nicht viel tun können, Sam. Du bist wahrscheinlich der kleinste

Weitere Kostenlose Bücher