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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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fragte John.
    „Der Kapitän, ein Blackfriar“, sagte Rob Wheeler.
    John sah Frank an, der auf dem Kommandantensitz saß und zuhörte.
    „Die Mannschaft und ich stehen vor der Wahl, das Schiff weiterzuführen oder den Siedlern zu folgen. Wenn wir hinuntergehen, müssen wir die Computer und die Bibliothek mitnehmen und sie auf der Oberfläche aufbauen, damit zukünftige Generationen sie benutzen können …“ Das geisterhafte Rauschen der Zeit wurde lauter, das erstickende Geräusch eines Universums, das Dauerhaftigkeit immer neidet.
    Blackfriar schwebte in seinem Sitz herum und sah Wheeler an.
    Rob nickte. „Es ist alles weg. Sie haben es herausgerissen und heruntergeschafft. Es hat aber einen Unfall gegeben; ein Teil des Schiffs hat Druck verloren. Wir haben ein Skelett und einige mumifizierte Leichen gefunden, aber die Fähre nicht.“
    „Bring mich zu diesem Skelett.“
    Frank stieß sich von seinem Sitz ab und schwebte hinter Wheeler her in den Gang. John folgte Blackfriar in die Dunkelheit.
    Wheeler führte sie nach oben durch das Zentrum des Schiffs. Die Lampe auf seinem Sicherheitshelm warf einen hellen Schein auf ihren Weg vor sie. John hatte das Gefühl, er flöge aus einem dunklen Loch heraus nach oben; ebenso schnell stellte sich die Vorstellung ein, er stürze kopfüber in ein bodenloses Loch.
    Nach einigen Augenblicken waren die dunklen Gestalten von Frank und Rob verschwunden, und er sah das Licht aus dem Raum strömen, den sie betreten hatten. Er schwebte zum Eingang, sah hinein und zog sich in den Raum, bei dem es sich um das Vorzimmer einer Luftschleuse zu handeln schien.
    An der Decke hing ein Licht mit einer eigenen Stromquelle. John bemerkte die neue Abdichtung eines kleinen Lochs in der Seite des Schiffs, aber für das menschliche Skelett, das auf dem grauen Metall des Fußbodens befestigt zu sein schien, war die Reparatur Jahrhunderte zu spät gekommen.
    Wheeler schwebte in die Nähe des Schädels. Er reichte herunter und nahm die Erkennungsmarke in die Hand.
    „Das war James Blackfriar“, sagte er und ließ die Marke los, so daß sie an ihrer Kette in der Luft schwebte.
    Blackfriar kam näher und schwebte mit geöffneten Händen über den Knochen, als wolle er sich jeden Augenblick wegstoßen.
    „Es gibt noch mehr“, sagte Wheeler.
    „Ist es möglich“, sagte Blackfriar, „daß das Ding hier jemals auf den gleichen Namen wie ich gehört hat?“ Er griff nach unten und zog an der Kette. Der Schädel löste sich, schwebte langsam nach oben und drehte sich um, starrte ihn an. Blackfriar packte ihn mit beiden Händen und legte ihn sanft neben die Schultern des Skeletts. „Kommt, verschwinden wir von hier“, sagte er. „Laßt die Überreste wegräumen, macht eine Aufzeichnung über sie und laßt sie vernichten.“
    Während John Blackfriar und Wheeler zurück in den Gang folgte, versuchte er, das Skelett zu vergessen. Er zog sich den gleichen Weg zurück, den sie vorher genommen hatten, und dachte über seinen eigenen Rahmen, den Schädel unter seinem Fleisch, das Gehirn nach, das nun den Versuch anstellte, den Tod als alltägliches Ereignis außerhalb seiner Welt zu betrachten. Die Knochen in dem Raum hinter ihm konnten niemals einer realen Person gehört haben. Sie schienen für die konkrete Wirklichkeit des Fleisches zu unwahrscheinlich. Ein Mann war in der schäbigen Ecke des Sternenschiffes gestorben und hatte seine erbärmlichen Überreste dort gelassen.
    John hörte plötzlich auf, sich an dem Geländer vorwärts zu schieben. Die Zerbrechlichkeit des Skeletts und seine eigene erstaunten ihn. Er schwebte in der Dunkelheit und dachte an all die Unglücksfälle, die auf ihn warteten, wenn er auf Lea zurückkehrte.
    „John!“ rief Wheeler vor ihm. Er packte das Geländer und begann wieder, sich vorwärts zu bewegen. Plötzlich erfüllte ihn Staunen über die Tatsache, daß er überhaupt am Leben war.

 
19. Das Dorf
     
    John sah seine schwielenbedeckten Hände an. Alles in dem Dorf mußte durch die Kraft der menschlichen Hände erledigt werden. Der endlose Energiestrom der Zwillingssonnen ergoß sich drastisch vermindert in den Planeten Lea und sein Tierleben, und nur eine klägliche Portion dieses natürlichen Reichtums verwandelte sich in die Kraft menschlicher Muskeln. Seine Handflächen, Fingergelenke und sein Rücken schmerzten noch immer von der Arbeit, die ihn der Bau der Hütte gekostet hatte, die er mit Anulka teilte. Sechs Monate nach seiner Ankunft, noch lange

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