Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
Vom Netzwerk:
nicht mehr, die noch immer mit diesen Problemen leben.
    Er schwitzte, als er die Lichtung betrat. Der Gleiter stand in ihrem grasbewachsenen Mittelpunkt neben einem Stapel Vorratskisten wie ein schwarzer Käfer, der in einem Kranz dunkler Wälder ein Sonnenbad nimmt. Er blieb stehen, um Luft zu schnappen. Die gebräunte Rauheit seines Gesichts, seine trockene Kehle und die Müdigkeit seiner Muskeln kamen ihm zu Bewußtsein. Der Planet veränderte ihn, warf ihn in eine Vergangenheit zurück, in der er nur überleben konnte, wenn er in sie viele von den Merkmalen seiner eigenen Welt trug. Weniger käme Selbstmord gleich.
    Er sog die kühle, saubere Luft tief in seine Lungen und sah nach oben. Dieser Teil des Himmels zeigte einen Berg, der mit einer verirrten Wolke kämpfte, die auf ihn zutrieb, um den schneebedeckten Gipfel zu verhüllen.
    Er ging zu dem Gleiter und betrat die Einstiegsprossen. Die Kuppel hob sich, und er kletterte hinein. Er ließ sich in dem bekannten Stück Heimat nieder, schloß die Kuppel und schnitt damit die Geräusche Leas ab, und die Doppelsitze hoben sich in die Führungskanzel. Der Gleiter stand auf abschüssigem Boden, und er sah in die Bäume links vom Pfad.
    Er versuchte, sich zu entspannen. Hier blieb die Temperatur konstant, die Luft war frei von Staub und lebendigen Wesen, und das Licht wurde zu einem angenehmen Blauton gefiltert. Die Stille war ein Raum, in dem er nachdenken konnte. Ich kann jetzt sofort verschwinden, dachte er. Er konnte in wenigen Augenblicken dieses gesamte Land auf einige Falten in dem Vertikalschirm reduzieren und dann den Planeten zu einem glühenden Punkt schrumpfen lassen, der in der Dunkelheit schwebte. Was wäre Anulka dann? Eine Mikrobe mit dem Bedürfnis zur Fortpflanzung?
    John zögerte. Seine Gedanken machten ihn unglücklich, ihre Strenge traurig. Links von ihm stand der leere Sitz wie ein vorwurfsvoller Begleiter. Ich brauche mehr Gründe zum Weggehen oder eine attraktivere Entschuldigung.
    Er berührte die Laserverbindung mit seinem Daumen und hoffte, daß Frank ihm auf seinem eigenen persönlichen Kanal antworten würde. Während er wartete, versuchte er, den Entschluß zu treffen, in Zukunft einfache Entschuldigungen zu ignorieren und dem Weg der Vernunft zu folgen, wohin er auch führte.
    „Blackfriar.“
    „Frank …“
    „Was gibt’s Neues aus dem Exil?“
    „Ich muß mit dir sprechen.“
    „Nur zu, ich höre.“
    „Ich weiß nicht, ob ich mit dem Leben hier weiter fertig werde.“
    „Warum nicht?“
    „Vielleicht stecke ich zu tief drinnen.“
    „Dann geh doch weg.“
    „Das kann ich nicht, Frank, ich kann es einfach nicht.“
    „Wenn du bleibst, dann muß das bedeuten, daß du keine Zweifel hast und daß du bereit bist, alles zu geben.“
    „Es muß doch noch mehr geben, was wir tun könnten.“
    „Du bist nicht ehrlich. Was du wirklich willst, ist doch folgendes: Wir sollen etwas tun, ohne dich hier zu verlassen. Hör mal, hast du schon versucht, bei anderen ein Interesse zu wecken?“
    „Nein. Du weißt, daß sie mit ihrer eigenen Welt zu tun haben.“
    „Dann erzähle mir, was ich deiner Meinung nach tun soll. In meiner Lage bin ich nicht mehr als ein Schaltbrett. Klar, von Menschheit II erfahren wir, was machbar ist, aber dann kommen die Leute mit allen möglichen Forderungen, und ich versuche dann, mit ihnen zu jonglieren. Du hast keine Ahnung, was mit der neuen Welt alles an Schwierigkeiten verbunden ist. Es ist eine geordnete Rebellion, das ist es tatsächlich, aber da gibt es trotzdem eine Menge Politik und Bitterkeit darüber, wie genau die Dinge anders angepackt werden sollten.“
    „Ich möchte Anulka mitnehmen und vielleicht noch einige von den Kindern hier.“
    „Also – ein oder zwei Leute, das liegt an dir. Du weißt ja, wo du dich über die Prozedur informieren kannst. Zapfe einfach die Erinnerungsbänke an.“
    „Frank, ich weiß noch nicht einmal, wie ich über all das reden soll. Stimmt etwas mit mir nicht?“
    „Keineswegs. Jetzt hör mir zu – du kämpfst mit dem Gedanken, wie es zu erreichen ist, eine unterentwickelte Kultur an eine Hochkultur anzuhängen, in diesem Fall eine gefallene Kultur. Das ist ein guter Impuls. Das gibt dir ein Gefühl von Verpflichtung, von etwas, wofür du kämpfen kannst. Vor langer Zeit hat der Krieg bei den Menschen den gleichen Impuls ausgelöst. Er hat ihren Mut, ihre Loyalität und konstruktive Intelligenz sowie ihren Sinn für Altruismus, Disziplin und

Weitere Kostenlose Bücher