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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Lorano hat mir gesagt, dass sie bei Ihnen war«, entgegnete Cardone und stellte sein Reisegepäck neben sich auf den schön gezeichneten Seidenteppich.
    Ghallager machte eine zustimmende Handbewegung und wies auf einen Sessel am Besprechungstisch. »Setzen wir uns! Sie nehmen sicher einen Cappuccino, wie ich Sie kenne. Elsa wird uns einen bringen.«
    Cardone nickte dankbar.
    Der Banker gab seiner Sekretärin, die an der Tür gewartet hatte, einen Wink und setzte sich zu ihm. »Sie können sich mein Erstaunen vorstellen, kaum hatten Sie mein Büro verlassen, als eine Miss Lorano bei mir auftauchte und sich als Beamtin der italienischen Regierung auswies. Im ersten Augenblick wollte ich sie wieder hinauskomplimentieren.« Er unterbrach seine Ausführungen für wenige Sekunden und schmunzelte bei dem Gedanken an den überraschenden Besuch. Während er die Beine übereinanderschlug und die Bügelfalte seiner Hose zurechtzog, fuhr er fort. »Miss Lorano hat mich grob ins Bild gesetzt, welchen Risiken Sie ausgesetzt seien und dass sie Ihnen sehr nahestehe …« Über Ghallagers Gesicht huschte ein feines Lächeln.
    »Das hat sie gesagt?« Cardones Überraschung schien Ghallager noch mehr zu amüsieren.
    »Sehen Sie mir meine Vertraulichkeit nach, wenn ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass die junge Dame in Sie verliebt ist.«
    »Vielleicht ist sie nur eine gute Schauspielerin«, antwortete Cardone mehr zu sich selbst, während Elsa hereinkam und das Tablett mit den zwei Tassen auf dem Couchtisch abstellte.
    Sir Ghallager warf seinem Besucher einen skeptischen Blick zu. »Kompliment! Sie haben die attraktivste Aufpasserin, die sich ein Mann wünschen kann. Glauben Sie einem erfahrenen Mann! Miss Lorano liebt Sie. Sie sind ein ausgesprochener Glückspilz, was Ihre ganz reizende Begleiterin angeht, wenn ich einmal von Ihrem Fünf-Millionen-Vermögen absehe! Die junge Dame hat mich inständig gebeten, ein Auge auf Sie zu haben.«
    »Ich brauche niemanden, der mich am Händchen nimmt«, erwiderte Cardone brüsk.
    »So war das auch nicht gemeint, mein Lieber!«, erwiderte der Gentleman in vermittelndem Ton. »Ich wollte Ihnen meine Hilfe anbieten. Wenn ich Ihr Gepäck richtig deute …« Sein Blick lag auf der prall gefüllten Reisetasche und dem Handkoffer. »… dann brauchen Sie entweder eine neue Unterkunft oder Geld, weil Sie abreisen wollen. Ich vermute Ersteres.«
    »Stimmt«, erwiderte Cardone und nahm einen Schluck aus der Tasse.
    »Dann schlage ich vor, wir fahren gemeinsam hinaus zu dem Anwesen Ihres Bruders. Ich habe übrigens alle notwendigen Papiere vorbereitet, damit das Haus in Ihr Eigentum übergehen kann.« Ghallager leerte seine Tasse und stand auf. »Wollen wir?«

    Wenige Minuten später saß Cardone in Ghallagers 59 er Jaguar Mark II ., und die beiden fuhren wie britische Landlords über die All Saints Road in Richtung Half Moon Bay. Wieder ließ sich Cardone von der wildwuchernden Pflanzenwelt, den bewaldeten Hügeln und der Blütenvielfalt gefangen nehmen. Nach knapp dreißig Minuten näherten sie sich über Betty’s Hope und Newfield der grandiosen Bucht. Schon von weitem konnte Cardone die schneeweißen Superjachten sehen, die in dem azurblauen Oval vor Anker lagen.
    Während Ghallager munter über die Bewohner, die Touristenattraktionen und die Geschichte von Antigua plauderte, blieb Cardone in sich versunken und ließ die Worte an sich vorbeiplätschern. Erst als sein englischer Chauffeur auf einer Anhöhe in einen sandigen Weg einbog, erwachte wieder seine Aufmerksamkeit.
    Eingebettet in einer sanft verlaufenden Senke tauchte vor seinen Augen eine weiße Villa auf, an deren linker Seite pinkfarbene Bougainvilleen bis zur Dachtraufe rankten. Ein parkähnlicher Garten mit gepflegtem Rasen und altem Baumbestand umgab das Anwesen. Direkt hinter dem Grundstück blitzte die Wasserlinie auf. Ghallager ließ seinen Jaguar sanft vor die Tore der beiden Doppelgaragen rollen.
    »Du liebe Güte!«, entfuhr es Cardone. »Nicht einmal das kitschigste Klischee könnte diesen Ort übertreffen!«
    Ghallager griff in die Hosentasche und überreichte Cardone einen Hausschlüssel. »Das ist Ihrer. Entdecken Sie das Haus! Wohnen Sie einfach die Tage bis zur Abreise hier, oder bleiben Sie ganz. Es ist alles vorhanden, was Sie benötigen. Enricos Wagen steht in einer der Garagen, und meines Wissens steckt der Schlüssel.«
    Mit einer Entschlossenheit, die ihn selbst überrascht, ging Cardone zur Eingangstür

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