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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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nach Bologna?«, fragte er ohne Interesse.
    »Ich fliege nach Palermo«, antwortete sie kurz, »und du wirst von Sir Ghallager erwartet. Wir haben das so miteinander verabredet.«
    Überrascht blickte Cardone auf. »Ich verstehe nicht …«
    »Wenn du mit ihm gesprochen hast, dann wirst du mich besser verstehen. Mir liegt etwas an dir, hast du das noch nicht bemerkt? Mehr als mir lieb ist.«
    Er ging auf diese Bemerkung nicht ein und fragte stattdessen: »Seit wann kennt ihr euch? Er hat dich mit keinem Wort erwähnt!«
    »Ich kannte ihn nicht, jedenfalls nicht persönlich. Aber ich wusste, was du vorhattest. Seit wir in Antigua sind, habe ich dich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Auch der Taxichauffeur, der dich zum ›Admiral’s Inn‹ gefahren hat, war einer von unseren Leuten. Ich habe mit Ghallager gesprochen, nachdem du bei ihm warst. Verzeih mir, es geschah nur zu deinem und meinem Schutz.«
    »Ich werde nicht schlau aus dir«, murmelte Cardone und strich sich nervös die Haare aus der Stirn. »Irgendwie bist du mir unheimlich. Ich komme mir vor, als sei ich an einem Spiel beteiligt, in dem Gott die Karten mischt, der Teufel abhebt und du die Stiche machst. Ein beschissenes Gefühl ist das!« Er schaute ihr offen in die Augen. »Nachdem du seit neustem für mich denkst, Termine arrangierst, ganz nebenbei mein Leben rettest und Verantwortung für mich übernimmst, würde ich gerne erfahren, wie die Befehle für die Zeit bis zu meiner Abreise lauten.«
    »Wo deine Realität aufhört, beginnt offensichtlich deine Ironie. Du kannst tun, was du willst.« Rosanna warf ihm einen traurigen Blick zu. »Das Leben nimmt keine Rücksicht auf Gefühle. Das musste ich lernen. Können wir uns wenigstens in zwei Punkten einigen?«
    Überrascht zog Cardone seine linke Augenbraue hoch und blickte auf.
    »Du bist der bessere Schriftsteller. Ich bin die bessere Agentin. Da wir uns im Augenblick nicht in einem literarischen Diskurs, sondern in einem kriminellen Sumpf befinden, solltest du dich überwinden und meinem Rat folgen. Lässt das dein männliches Ego zu?«
    Er überlegte kurz und nickte kaum merklich. »Du hast recht. Aber ich bleibe keine weitere Minute in diesem Hotel!« Entschlossen stand er auf, fuhr sich nervös durch sein wildes Haar, ging ein paar Schritte und blieb unvermittelt stehen. »Ich suche mir in der Stadt ein anderes Hotel.«
    »Das ist nicht nötig. Ich habe dir bereits gesagt: Wende dich an Ghallager! Leider drängt die Zeit für mich, ich darf keine Minute verlieren. Wir müssen uns jetzt verabschieden.«
    »Ja, das müssen wir wohl«, erwiderte er und reichte ihr zögernd die Hand.
    »Sei nicht so förmlich!« Sie zog ihn an sich und umarmte ihn. »Ich muss zum Flughafen«, flüsterte sie. »Wenn alles vorbei ist, möchte ich, dass wir uns wiedersehen. Es gibt so viel zu erklären, Roberto, und ich hoffe inständig, dass du mir die Gelegenheit dazu gibst.« Sie löste sich von ihm, trat einen Schritt zurück und sah ihm fest in die Augen. »Sag schon! Werden wir uns wiedersehen?«
    »Ja«, erwiderte Cardone ohne zu zögern. »Es fragt sich nur, wann und wo das sein wird.«
    »In wenigen Tagen, nehme ich an. Sobald mein Auftrag erledigt ist, rufe ich dich an. Wo immer du auch sein wirst, spielt keine Rolle.«
    »In Ordnung.«
    Er wandte sich um und ging, ohne sich noch einmal umzublicken, in Richtung der Suite.

[home]
Halfmoon Bay
    S ein Taxi stoppte in der Cross Street 32 , direkt vor Sir Ghallagers Bank. Cardone gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld, zerrte sein Gepäck, das er neben sich auf der Rückbank abgestellt hatte, aus dem Fahrzeug und stellte es auf dem Gehweg ab. Er musterte die nichtssagende Fassade des Gebäudes.
    »Ich bin gespannt, was er mir zu sagen hat, dieser englische Sir«, murmelte er und betrat das Bankhaus.
    Kaum hatte er das Foyer erreicht, nahm ihn auch schon Ghallagers Sekretärin in Empfang und eskortierte ihn zu dessen Büro. Ohne zu klopfen trat sie ein. »Mister Cardone!«, rief sie mit lachender Stimme. »Er möchte zu Ihnen.«
    »Herein mit ihm«, kam es ebenso gutgelaunt zurück. Sir Edwin Ghallager thronte hinter seinem Schreibtisch und zeigte ehrliche Freude über Cardones Besuch. »Schön, Sie wiederzusehen!«, rief er und stemmte sich aus dem Sessel. »Wie man hört, haben sich die Dinge überstürzt«, sagte er, wobei seine Miene ernst wurde. »Man stellt Ihnen wegen Ihres Erbes nach, habe ich erfahren. So etwas war zu befürchten.«
    »Signorina

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