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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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zu Ende bringen. Informieren Sie mich so bald wie möglich, wann genau Sie in Palermo eintreffen. In der Zwischenzeit gebe ich den Befehl an die Spezialeinheit, damit alle notwendigen Vorbereitungen getroffen werden. D’Aventura wird mit Ihnen Verbindung aufnehmen.«
    Rosanna warf erneut einen Blick auf Cardone, der sichtlich mitgenommen auf der Bettkante saß und ins Leere stierte. Sie antwortete in den Hörer: »Bis später!«
    Unvermittelt veränderte sich ihre Miene. Triumphgefühl war in ihren Augen zu lesen, und Cardone hörte sie sagen: »Endlich habe ich dich, Romano Grasso! Wie lange habe ich auf diesen Tag warten müssen!«
    Cardone schien sich allmählich wieder gefasst zu haben. Rosanna ging zu ihm und wollte ihn küssen. Doch er wehrte sie mit einer sanften Handbewegung ab. »Mein Gott, war ich naiv! Du hast mich seit unserer ersten Begegnung instrumentalisiert, nicht wahr? Ich war nicht nur Mittel zum Zweck und Lieferant für belastende Beweise, sondern gleichzeitig auch noch Köder für die Mafia!«
    »So darfst du es nicht sehen«, erwiderte Rosanna, und es schien ihm, als könne er einen Anflug von Verlegenheit erkennen. »Es stimmt, wir haben deine Hilfe gebraucht …«
    »Man setzt mir nichts, dir nichts eine schöne Frau auf mich an, beschattet mich rund um die Uhr, verwanzt unsere Wohnung und riskiert seelenruhig, dass mich Mafiakiller abknallen. Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren, frage ich mich?«
    »Es tut mir leid, wir hatten keine Wahl. Komm, lass uns in die Lobby gehen.«
    »Ja, ich muss hier raus«, antwortete er und schien erleichtert zu sein. Während er aufstand, vermied er den Blick auf Rosanna und die beiden Leichen. Eiligen Schrittes verließ er die Suite. Rosanna folgte ihm mit einigem Abstand und wählte konzentriert auf ihrem Handy eine Nummer. Cardone nahm zwar wahr, dass sie mit Dottore Santapola, dem Generalstaatsanwalt in Rom, sprach, doch im Grunde interessierte ihn das nicht mehr. Er bemühte sich, die Erinnerung an die Ereignisse im Hotelzimmer von sich wegzuschieben.
    Doch die Bilder vom Geschehen in der Suite und von Rosannas kaltblütiger Reaktion ließen sich nicht so einfach ausblenden. Auch wenn er sich in Lebensgefahr befunden hatte – einen Menschen umzubringen blieb für ihn eine Horrorvorstellung, die er auch unter extremen Umständen nur schwer verdauen konnte.
    Sein Leben würde in Zukunft anders verlaufen, das wurde ihm mehr und mehr klar. Und wenn er es richtig bedachte, hatte er in den letzten Tagen mehr verloren als gewonnen. Er war verliebt gewesen, und nun kam er sich betrogen vor. Keinesfalls wollte er vor Rosanna den enttäuschten Liebhaber spielen, auch wenn die Welt dies Romantik nennen würde. Irgendetwas war verlorengegangen, für das ihm im Augenblick die Worte fehlten. Eigentlich hätte er allen Grund gehabt, sich über Enricos Fünf-Millionen-Dollar-Erbe und das Anwesen auf Antigua zu freuen. Aber Freude fühlte sich anders an! Ob er für Rosanna wieder Gefühle entwickeln konnte? Immerhin, sie hatte ihm das Leben gerettet!
    Cardone hatte die Lobby des Hotels betreten. Badegäste und Ausflügler kamen und gingen, leise Limboklänge waren zu hören, alles ging seinen normalen Gang. Niemand schien bemerkt zu haben, was sich vor Minuten in der Suite siebenundzwanzig/achtundzwanzig zugetragen hatte. Auf eine merkwürdige Weise fühlte er sich plötzlich unendlich erleichtert. Und dennoch, alles Karibische war für ihn verblasst, und er fühlte sich fremd und verlassen. Er dachte an zu Hause, dachte an Carlo und hatte nur noch den Wunsch, nach Bologna zurückzukehren, in die Vicolo Santa Lucia, an seinen Schreibtisch, den er plötzlich fürchterlich vermisste.
    Rosanna unterbrach seine Gedanken. Sie hatte sich zu ihm gebeugt und fragte: »Könntest du dir vorstellen, in Israel zu leben und zu schreiben?«
    Er schloss entkräftet die Augen. »Ich weiß es nicht«, flüsterte er kaum hörbar. »Im Augenblick bin ich nicht imstande, an irgendetwas zu denken. Ich fühle mich, als hätte ich einen Steinbruch mit den Händen abgetragen.«
    Sie beobachtete ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen. Offenkundig war sie über seinen Zustand besorgt. Er vermittelte ihr den Eindruck völliger Erschöpfung. »Ich muss einige dringende Telefonate führen«, sagte sie, als wolle sie sich dafür entschuldigen, ihn jetzt allein zu lassen. »Außerdem wird es Zeit, meine Sachen zu packen, in spätestens einer Stunde will ich am Flughafen sein.«
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