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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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überhaupt vorhanden waren, der Wein schon getrübt. Und der Hinweis gerade auf dieses ihrer Konfession verbotene Getränk erlaubte es den Herren des Islams, sich frühzeitig zurückzuziehen, zumal eine Zusammenkunft zwischen ihnen und den Archonten sowieso für den folgenden Tag verabredet sei.
    Wahrscheinlich habe Salmenikos eine Wagenlast der scharfen Arrjka ins türkische Lager gesandt! lachten die Zurückbleibenden hinter ihnen her. Und die Annahme, daß der Milchschnaps die Bahadure Osmans noch weit schneller auf den
    Boden legen würde als der Wein, hatte viel für sich. Denn bald mehrten sich die Feuer bei den Türken, und aus deren Zelten drang Lärm und Geschrei, sehr zur Freude der Archonten, die sich gegenseitig zur Mäßigkeit ermahnten, auf daß ein jeder bei der bevorstehenden Entscheidung kampfbereit sei. Hätte man die Osmanen jedoch heimgesucht oder wäre vielmehr einem Fremden der Zutritt ins Lager von den Wachposten erlaubt worden, so hätte sich jeder leicht überzeugen können, daß in der Hürde mit wenigen Ausnahmen nur noch Packpferde standen und Osman mit seinem Gefolge längst auf und davon war. Die Feuer wurden nur von wenigen jungen Männern mit Holzscheiten genährt, und ebenso waren sie es, die in den Zelten ihre Kehlen heiser schrien und eisernen Pfannen und Holzbrettern einen Höllenlärm entlockten. Weniger geräuschvoll ging es bei Kir Salmenikos her. Mit Rücksicht auf die angeblich so schläfrige Nilufer waren Musikinstrumente und Sänger verstummt. Jeder Lärm war verboten, und dieser Umstand erleichterte es den Vorreitern, rechtzeitig Pferdegetrappel und Waffengeklirr zu vernehmen. Fast schon am Ausgang der Schlucht von Kaldiralik geschah das. Auf die erste Nachricht davon jagte Salmenikos für alle Fälle Verstärkung nach vorn, und das war gar nicht überflüssig, denn sie fanden ihre Gefährten schon mit türkischen Angreifern im Gefecht.
    Der Ausgang aus der Schlucht war dem Hochzeitszug verlegt.
    Zuerst faßte Salmenikos den Entschluß, daß sein Vortrupp die Gegner aufhalten solle, damit er mit seiner Gemahlin die Schlucht nach der anderen Seite wieder verlassen könne. Doch schon belehrten ihn die Geräusche einer zweiten, nun auch von hinten auf ihn einstürmenden Reitermasse, daß er in eine Falle geraten sei.
    »Durchschlagen nach Biledschik!« rief er, riß sein Roß herum und warf sich ins Handgemenge. »Durchschlagen!«
    Auf diese Weise wurde »Biledschik! Biledschik!« das Feldgeschrei der Asanesschen - »Osman, Osman!« kam es von der anderen Seite zurück. Osman hatte seinem Ältesten nicht nur
    Türken, sondern vor allem seine Ghureben und Sipahis, seine schwerbewaffneten Söldner, zurückgelassen. In der engen Schlucht waren sie weit verwendbarer als türkische Grenzwächter, deren Kampfkraft mehr in ihrer Wendigkeit und der Schnelligkeit ihrer Pferde bestand. Salmenikos’ Versuch, die Osmanen mit den schwereren Gäulen seiner Knechte zu überrennen und mit deren langen und breiten Schwertern zusammenzuschlagen, mißlang daher. Schwerbewaffnete rangen mit Schwerbewaffneten im engen Raum, und immer näher kam der Reitersturm, der die Biledschiker im Rücken bedrohte.
    »Orkhan!« hörte Salmenikos in diesem Augenblick Nilufers Schrei. »Was tust du, Orkhan!«
    Mit einem Male war alle Beherrschtheit von Salmenikos abgefallen. Er wußte von nichts anderem mehr, als daß diese langen Jahre Osman, und nur er, der Gegner und Feind seines Lebens gewesen sei. Sein Nebenbuhler um die Macht, sein Nebenbuhler bei Malchatun! Und nun habe er, Salmenikos, dessen Sohn vor der Klinge, das schmächtige Bürschlein!
    Er schwang das gewichtige Schwert, den Knaben bis auf den Sattel zu spalten. Aber er traf nur die Luft. Mit einem Sprung seines Pferdes hatte Orkhan dem Gegner die linke Seite abgewonnen, was dem Burschen aber nichts nützen solle, dachte der Archont. Doch als er zum zweitenmal schäumend ausholen wollte, entfiel ihm die Waffe. Bis zum Wirbel hatte ihm Orkhans Sulfakar den ungeschützten Hals aufgeschlagen.
    Es war fast der letzte Schlag in diesem Scharmützel; denn nun war Osman mit seinen Hunderten zur Stelle und jeder weitere Widerstand vergeblich.
    »Ich bin da, wie ich es dir sagen ließ«, rief er Nilufer zu, »und du«, wandte er sich an den Sohn, »bringst die Hanum und die Gefangenen zur Burg.«
    Noch war die Entscheidung darüber, wer künftig Herr in Bithynien sein solle, nicht gefallen. Nur Orkhan wurde durch den Befehl seines Vaters den weiteren

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