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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ich versöhnlich. »Ich gebe ja zu, ich hatte unrecht. Und wenn ich unrecht habe, mache ich es nicht wie gewisse
     andere, sondern gebe gleich zu, daß ich unrecht hatte. Also gut, ich habe unrecht. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Es genügt nicht, zu sagen, daß man unrecht hat«, sagt Meyssonnier zänkisch.
    »Was denn noch?« frage ich empört. »Du glaubst doch nicht etwa, ich werde dich auf Knien um Verzeihung bitten, weil ich dich
     Schurke genannt habe?«
    »Daß du mich Schurke nennst, ist mir egal«, sagt Meyssonnier, »damit kann ich dir auch dienen. Du hast aber ›Schurke von Katholik‹
     gesagt.«
    »Eben«, sage ich. »Nicht dich habe ich beleidigt, sondern die Religion.«
    »Das ist wahr«, sagt Dumont.
    Ich sehe ihn an. Meyssonnier hat seinen besten Bundesgenossen verloren.
    »Holla!« sagt plötzlich der kleine Colin und wendet sich an Meyssonnier. »Das ist ja ein Witz! Comte hat seinen Fehler zugegeben,
     was möchtest du denn noch?«
    Meyssonnier will gerade den Mund aufmachen, als Peyssou, der froh ist, sich revanchieren zu können, mit großer Gebärde ausruft:
     »Das ist ja alles Mumpitz!«
    »Hör zu, Meyssonnier«, sage ich, um einen Ausgleich bemüht. »Ich habe dich einen Schurken geschimpft, du hast mich auch einen
     Schurken geschimpft, also sind wir quitt.«
    Meyssonnier wird rot.
    »Ich habe dich nicht Schurke geschimpft«, sagt er empört. Ich sehe die andern an, schüttle melancholisch den Kopf und schweige.
    |20| »Wo du doch gesagt hast: Damit kann ich dir auch dienen«, sagt Giraud.
    »Das ist doch nicht dasselbe«, sagt Meyssonnier. Ohne es ausdrücken zu können, fühlt er den ganzen Unterschied, der zwischen
     einer möglichen und einer tatsächlich geäußerten Beschimpfung besteht.
    »Du spinnst ja, Meyssonnier«, sage ich in betrübtem Ton.
    »Trotzdem«, ruft Meyssonnier, zum letztenmal aufbegehrend. »Die Religion hast du beleidigt, das kannst du nicht leugnen.«
    »Ich leugne es ja gar nicht!« sage ich und öffne treuherzig beide Hände. »Eben, vor einer Minute, hab ich’s sogar zugegeben.
     War es nicht so?«
    »Doch, so war es«, rufen die andern.
    »Nun gut«, sage ich bestimmt, »da ich die Religion beleidigt habe, werde ich mich bei dem entschuldigen gehen, der dafür zuständig
     ist.« (»Der dafür zuständig ist« ist ein Ausdruck des Onkels.)
    Der Zirkel schaut beunruhigt auf mich.
    »Du wirst doch nicht etwa gar den Pfarrer mit unseren Geschichten bemengen?« ruft Dumont aus.
    Nämlich weil Abbé Lebas, unserer Meinung nach, ein schrulliger Mensch ist. Er hat eine für uns sehr beschämende Art und Weise,
     alle unsere Sünden, bis auf eine einzige, als Lappalien abzutun.
    Der Dialog verläuft folgendermaßen: Vater, ich bekenne, daß ich hochmütig gewesen bin. – Schon gut. Und weiter? – Vater, ich
     bekenne, daß ich schlecht von meinem Nächsten gesprochen habe. – Schon gut. Und weiter? – Vater, ich bekenne, daß ich den
     Lehrer belogen habe. – Schon gut. Und weiter? – Vater, ich bekenne, daß ich aus der Geldbörse meiner Mutter zehn Francs gestohlen
     habe. – Schon gut. Und weiter? – Vater, ich bekenne, daß ich anstößige Handlungen begangen habe. – Oh, oh! sagt Abbé Lebas.
     Da haben wir’s!
    Und die Inquisition beginnt: Mit einem Mädchen? Mit einem Knaben? Mit einem Tier? Ganz allein? Nackend oder bekleidet? Im
     Liegen oder im Stehen? In deinem Bett? Auf dem Abtritt? Im Walde? In der Schule? Vor einem Spiegel? Wie oft? Und woran denkst
     du, wenn du so etwas tust? (Na, ich denke daran, daß ich es tue, antwortet Peyssou.) An wen denkst du? |21| An ein Mädchen? An einen Kameraden? An eine erwachsene Frau? An eine Verwandte?
    Schon als der Zirkel gegründet wurde, schworen wir uns, den Pfarrer in Unkenntnis unseres Tuns zu belassen; so wenig zweifelten
     wir, daß er niemals an die Unschuld einer geheimen Gesellschaft würde glauben wollen, die im verborgenen, in einem den Erwachsenen
     unbekannten Raum zusammentrifft. Und doch war der Zirkel in dem Sinne, in dem der Abbé das Wort verstand, »unschuldig«.
    Ich zucke die Achseln.
    »Nein, gewiß nicht, mit dem Pfarrer werde ich nicht darüber sprechen. Soll er hier seine Nase hereinstecken? Nicht auszudenken!
     Ich habe gesagt, ich will mich bei dem entschuldigen gehen, der dafür zuständig ist. Und das tue ich jetzt.«
    Ich stehe auf.
    »Kommst du mit, Colin?« frage ich im Ton eines Befehls.
    »Ja«, sagt der kleine Colin, stolz darauf, erwählt worden zu sein.
    Und mit

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