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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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eine Tracht«. Worauf sie die beiden um Verzeihung
     bat, sie umarmte und tröstete und wenigstens ebensosehr durch ihre Güte wie durch ihre Kraft sich ihre Vorherrschaft sicherte.
    Colin machte sich durch seine Tyrannei aus den beiden Rivalinnen zwei Feindinnen und brachte es fertig, sie miteinander auszusöhnen.
     Sie intrigierten gegen ihn und zermürbten ihn mit ihren Sticheleien. Leider gewannen sie an diesem Spiel Geschmack, dehnten
     es auf die übrigen Gefährten aus und waren beim Tode Colins unlenkbar geworden. Ich brauchte viel Festigkeit und Geduld, um
     unsere Kriegerinnen zu entwaffnen. Ich glaube, sie verargten uns im Grunde die Freiheit, die wir ihnen ließen, hätten es aber
     auch nicht ertragen, wäre sie ihnen entzogen worden. Mit Emmanuel war für sie meines Erachtens eine gewisse Vaterfigur verschwunden,
     und sie litten darunter. Ich erfuhr, daß die drei Frauen in Miettes Zimmer zusammenzukommen pflegten, und dort überraschte
     ich sie dabei, wie sie |550| vor einem Tisch, auf dem – wie auf einem Altar – das Porträt Emmanuels stand, weinten und beteten. Ich weiß nicht, ob ich
     recht oder unrecht hatte: Ich ließ sie gewähren. Und sie haben auch die Frauen von La Roque angesteckt und jenen Kult des
     toten Helden eingeführt, der bei uns fast zur zweiten Religion geworden ist.
    Wie ich schon sagte, war Malevil im Jahre 79 teils dank der zwei guten Erntejahre, dank auch der Vereinbarung, die ich mit
     La Roque getroffen hatte, reich, wenn Reichtum bedeutet, daß wir in Fülle Getreide, Futtermittel und Vieh besaßen. Im Jahre
     79 erlebten wir auch nur jenen einzigen Einfall von Plünderern, in dessen Verlauf Colin das Leben verlor. Obwohl wir stets
     zur Wachsamkeit entschlossen waren, berieten wir uns zwischen Malevil und La Roque darüber, was wir aus dem Frieden machen
     wollten oder vielmehr aus den Friedenszeiten, deren wir uns vielleicht erfreuen würden.
    Vorerst gab es eine private Debatte zwischen Meyssonnier, Judith Médard und mir, dann eine öffentliche Debatte, die die Beschlüsse,
     zu denen wir gelangt waren, bestätigte.
    Die Frage war im Grunde jene, vor die Meyssonnier und Emmanuel an dem Tage gestellt waren, als wir La Roque von der Tyrannei
     Fulberts befreit hatten. Außer der kleinen Bibliothek von Malevil besaßen wir die des Schlosses La Roque, die besonders gut
     mit wissenschaftlichen Werken versehen war, da Monsieur Lormiaux ein ehemaliger Polytechniker war. Sollten wir uns, ausgehend
     von all dem Wissen, das hier schlummerte – und von unseren sehr bescheidenen persönlichen Kenntnissen –, auf die Suche nach
     Werkzeugen begeben, unser Leben zu erleichtern, und nach Waffen, es zu verteidigen? Oder sollten wir, da wir aufgrund der
     hinter uns liegenden fürchterlichen Erfahrung die Gefahren der Technologie nur zu gut kannten, den wissenschaftlichen Fortschritt
     und die Maschinenproduktion ein für allemal in Acht und Bann tun?
    Ich glaube, wir hätten uns für letzteres entschieden, wenn wir sicher gewesen wären, daß nicht andere Menschengruppen, die
     in Frankreich oder in anderen Ländern überlebt hatten, ersteres wählen würden. Denn bei dieser Variante lag es für uns auf
     der Hand, daß diese Gruppen im Falle einer überwältigenden technischen Überlegenheit unverzüglich die Absicht fassen würden,
     uns zu unterwerfen.
    |551| Wir entschieden uns also zugunsten der Wissenschaft, ohne irgendwelchen Optimismus, ohne die geringste Illusion, völlig davon
     überzeugt, daß sie an sich gut war, aber stets mißbraucht werden würde.
    In der Vollversammlung von La Roque und von Malevil, in der das Problem diskutiert wurde, lenkte Fabrelâtre, den La Roque
     zum Magazinverwalter ernannt hatte, unsere Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß die Munition für die 36er-Gewehre auszugehen
     begann und daß uns diese Gewehre zu nichts mehr nütze sein würden, sobald wir unsere letzte Patrone verschossen hätten. Meyssonnier
     machte darauf aufmerksam, daß es durchaus möglich wäre, Schwarzpulver herzustellen, da es in der Gegend eine alte Kohlengrube
     gab; daß man auch Schwefel gewinnen könnte, da es ja zwei schwefelhaltige Gewässer gab, und daß es leicht wäre, in unsern
     Kellern und an unseren alten Mauern Salpeter zu sammeln. Eisen hätten wir in Mengen im Eisenwarengeschäft Fabrelâtres und
     im ehemaligen Magazin Colins. Blieben die Probleme der Gießerei und des Patronenfüllens, die aber nicht unlösbar erschienen.
    Am Ende beschloß die

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