Malibu wartet auf dich
..."
"Ich tue ebenfalls, was ich kann", unterbrach er sie verärgert.
"Wie jedes allein stehende Elternteil, das nebenbei auch noch arbeiten muss."
"Ich will nicht mit dir streiten, Garrett..."
"Das wäre dann das erste Mal", meinte er ironisch. "Schon als Zehnjährige hast du mit mir wegen einer Eiscremesorte debattiert."
Errötend erinnerte Sarah sich an seinen ersten Besuch bei ihnen. Er hatte sie alle zu einem Ausflug aufs Land eingeladen.
Sie war völlig durcheinander gewesen, weil dieser Mann plötzlich in ihr Leben geschneit war und zudem offenbar ihre Eltern nervös machte. Entweder hatte er ihre Bitte um Schokoladeneis nicht gehört, oder er hatte ihrem Wunsch keine Beachtung geschenkt - das Ergebnis war jedenfalls Vanilleeis gewesen, das sie sich rundheraus zu essen geweigert hatte.
Gleich nach ihrer Rückkehr ins Cottage war sie auf ihr Zimmer geschickt worden, hatte sich aber nicht entschuldigt.
Sechzehn Jahre später schämte sie sich ihres Benehmens.
"Ich war wütend auf dich, weil du meine Schwester geheiratet hattest", flüsterte sie. "Du warst ein Eindringling, und ich mochte dich nicht."
"Das tust du auch heute nicht", sagte er. "Trotzdem würde ich vorschlagen, dass wir zumindest vor Brian Waffenstillstand halten", riet er ihr, als ihr Vater und sein Sohn zum Haus zurückkehrten.
Falls sie erwartet hatte, dass er ein wenig Zeit mit Brian verbringen, eine Entscheidung treffen und dann mit Brian - oder ohne ihn - wegfahren würde, hatte sie sich getäuscht!
Vater und Sohn begrüßten einander zurückhaltend. Brian verkündete trotzig, sein Großvater habe ihn zu einer Angeltour eingeladen. Ein vorwurfsvoller Blick in Richtung ihres Vaters wurde mit einem verlegenen Schulterzucken beantwortet. Sarah ahnte, dass die Freude, mit dem Enkel zusammen sein zu können, einmal mehr über die Vernunft ihres Vaters gesiegt hatte.
"Warum gehen wir nicht alle vier?" schlug Garrett diplomatisch vor. "Bestimmt kann Sarah uns etwas zu essen einpacken."
Sie hatte nicht die geringste Lust, auf dem Achtmeterboot mit Garrett Kingham eingepfercht zu sein. Aber wenn sie sich weigerte, würde sie den anderen den Spaß verderben, also nickte sie widerstrebend.
Es bestand nicht der geringste Zweifel, dass zumindest Garrett sich amüsieren würde - und zwar auf ihre Kosten!
Er half ihr, einen Imbiss vorzubereiten, während Brian und ihr Vater hinausgingen, um die Ausrüstung zusammenzustellen.
Garrett stand viel zu nahe neben ihr, als dass es ihrem Seelenfrieden zuträglich war, ihre Blicke trafen sich viel zu oft im Rückspiegel, als er sie in seinem gemieteten Mercedes zur Anlegestelle fuhr, er ließ seine Hand viel zu lange auf ihrer nackten Haut unterhalb des Bikinioberteils ruhen, als er ihr an Bord half, er saß viel zu dicht neben ihr auf der gepolsterten Rückbank des Bootes, während ihr Vater und Brian den Motor anwarfen.
Für einen unbeteiligten Beobachter musste die Szene wie ein einträchtiger Familienausflug wirken. Sarah presste die Lippen zusammen, als sie bemerkte, dass Garrett sie lächelnd betrachtete. Er schien völlig entspannt zu sein und hatte die langen Beine ausgestreckt. Sein Haar schimmerte im Sonnenschein golden. Sie war sich seiner Blicke überdeutlich bewusst und froh, dass durch die Sonnenbrille ihre eigenen Gedanken verborgen blieben, die sich unweigerlich in ihren Augen widerspiegeln mussten.
"Du hast eine schöne Bräune", bemerkte er nach einer Weile.
Trotz der sommerlichen Wärme durchrann sie ein Frösteln.
"Meinst du nicht, dass es auch so schon genug Probleme zwischen uns gibt?"
"Probleme?" Mit geheuchelter Verwunderung schaute er zum strahlend blauen Himmel hinauf, zu den Möwen, die über ihren Köpfen kreisten, sah sich auf dem Boot um, das in gemächlichem Tempo über das Wasser tuckerte, und schließlich zu ihrem Vater und Brian hinüber, die lachend am Ruder standen.
"Du weißt, was ich meine, Garrett." Sie seufzte. "Mein Vater ist freundlich zu dir, weil er mit Brian zusammen sein will, er hat dir keineswegs das Leid verziehen, das du über uns alle gebracht hast."
"Über euch alle?" erkundigte er sich sanft. "Was, um alles in der Welt, habe ich dir denn getan?"
Wie sollte sie ihm erklären, dass sie nach Amandas Tod versucht hatte, sowohl sie selbst zu sein als auch ihrem Vater Amanda zu ersetzen, um seinen Schmerz zu lindern, dass sie gehofft hatte, ihre eigene Ehe würde ihm die Enkelkinder schenken, die er so sehr entbehrte, und selbst das war ihr
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