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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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kuschelige Arbeitszimmer, das sie eigens dafür eingerichtet hatte. Die Leute wandten sich aus allen möglichen Gründen an sie: weil sie abnehmen oder mit dem Rauchen aufhören wollten, um irgendwelche Ängste zu überwinden, verdrängte Erinnerungen wachzurufen oder in frühere Leben zurückzukehren (Alana glaubte fest an Wiedergeburt). Aber seit ein paar Tagen ließen Greg und Alana gar keine Fremden mehr ins Haus, außer den Polizisten, die mehrmals vorbeigekommen waren, um Kady zu befragen. Und selbst da war Alana immer in ihrer Nähe geblieben.
    Vor ein paar Monaten hatte Kady einmal versucht, Seth zu hypnotisieren, aber das war ein ziemlicher Reinfall gewesen. Er hatte sich so entspannt gefühlt, dass er mittendrin einfach eingeschlafen war. Luke hatte sich vor Lachen am Boden gewälzt.
    Luk e …
    Sie blieb vor der Tür zu ihrem Zimmer stehen. Als sie an die Bilder dachte, die sie in dem Comic gesehen hatte, schossen ihr Tränen in die Augen: Luke, wie er in Todesangst in das baufällige alte Haus geflohen war und sich im Keller verbarrikadiert hatt e … und wie sich dann dies e … Kreaturen auf ihn gestürzt und ihn verschlungen hatten.
    Sie ging mit hängenden Schultern ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Die Vorhänge waren zugezogen, aber der Mond schien durch den dünnen Stoff und der Bildschirmschoner ihres iMacs leuchtete. Statt das Licht anzuknipsen, ging sie im Dunkeln zum Bücherregal und fuhr mit dem Zeigefinger langsam über die Buchrücken. Entschlossen zog sie den Umschlag mit dem Comic hervor, der dazwischen versteckt war.
    Das Heft, das sie in dem Haus in Kensington gestohlen hatte, steckte noch immer ungeöffnet in seinem Wachspapierumschlag.
    Sie nahm es heraus, ließ sich aufs Bett fallen und starrte lange auf das blutrote M des Logos. Was würde sie zu sehen bekommen, wenn sie es aufschlug? Seths Tod? Genauso grausam wie der von Luke? War Seth da drin und rief womöglich nach ihr? Versuchte er, ihr irgendwelche Informationen zukommen zu lassen? Oder handelte diese Ausgabe womöglich noch gar nicht von ihm?
    Alles in ihr sträubte sich, das Heft zu öffnen.
    Frustriert schleuderte sie es beiseite, rollte sich auf den Bauch und knabberte an ihrer Unterlippe. Sie hasste sich für ihre Schwäche. Ihr bester Freund war in Lebensgefahr und sie traute sich nicht, ihm zu helfen. Seit Miss Benjamin sie im Zug bedroht hatte, quälte sie sich mit der Frage, was sie tun sollte. Jede Stunde, die verging, war eine Stunde, die Seth an diesem furchtbaren Ort gefangen war, und was machte sie? Nichts.
    Warum nicht? Weil sie Angst hatte. Entsetzliche Angst.
    Vielleicht hatte Miss Benjamin sie ja angelogen, als sie sagte, sie könne sie jederzeit finden, wenn sie wolle. Aber Kady verspürte wenig Lust, es darauf ankommen zu lassen. Die Botschaft war klar: Halte dich raus oder wir kriegen dich.
    Das war weit mehr als Schikane. Das war viel schlimmer als die Drohung einer Profikillerin.
    Es war das pure Grauen.
    Ich bin doch bloß ein Mädchen! , sagte sie sich empört und schämte sich sofort dafür. Wieso konnte sie nicht wie Seth sein? Seth hätte keinen Moment gezögert, wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre. Er hätte sich von niemandem einschüchtern lassen. Er wäre ihr sofort zu Hilfe geeilt und hätte keine Sekunde über die Konsequenzen nachgedacht.
    Sie überlegte. Nein, das war nicht übertrieben. Er hätte wirklich um jeden Preis versucht sie zu beschützen.
    Sie hatte noch nie in ihrem Leben jemanden gekannt, der so unverstellt, so unkompliziert und so absolut ehrlich war wie Seth. Seth hätte alles für sie getan, wenn sie ihn darum gebeten hätte. Er hätte sie niemals im Stich gelassen. Wie viele Leute hatten einen Freund, der das für sie tun würde?
    Plötzlich vermisste sie ihn so sehr, dass es sich anfühlte, als würde ihr jemand eine glühende Nadel ins Herz bohren.
    Aber ich schaffe das einfach nicht. Ich bin nicht wie er. Ich bin nicht so stark.
    Plötzlich gab ihr Computer ein leises Pling von sich und sie blickte auf. Es war das Signal ihres Instant Messengers. Jess in San Francisco.
    2
     bist du da?
yo
was neues von seth? ist er wieder zurück? habt ihr etwas gehört?
nein
er kommt nicht wieder zurück
?
er ist nicht abgehauen
er ist entführt worden
was??? hat die polizei was rausgefunden?
ich weiß es einfach
alles ok?
du klingst

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