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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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    Aber er dachte diesen Gedanken nicht zu Ende. Er wagte es nicht, an das zu denken, was danach kommen würde. Alles, was zählte, war das Hier und Jetzt.
    Konzentrier dich. Tu nichts Unüberlegtes. Überlebe.
    Seine Gedanken wanderten zu Kady. Kad y – die besorgt auf ihn herabgeschaut hatte, als er an der Klippe gehangen hatte. Kad y – die vielleicht jetzt in diesem Moment Malice las und ihm die Daumen drückte. Ihre blonden Zöpfe. Ihre einzigartige Fröhlichkeit und Unbeschwertheit. Sie war aus einer anderen Welt nach Hathern gekommen und hatte ihm die Hoffnung gegeben, dass das Leben mehr zu bieten hatte als die Aussicht, irgendwann so zu enden wie seine Eltern.
    Er wollte sie wiedersehen.
    Unbedingt.
    Ich werde hier unten nicht sterben.
    Einer der Schlingmolche in ihrer Nähe hob plötzlich den Kopf. Sie erstarrten. Seth versuchte aus dem Augenwinkel heraus etwas zu erkennen. Hatte er oder Justin sich zu schnell bewegt?
    Der Molch hob den Schwanz und rasselte mit den Schuppen. Seine Unruhe übertrug sich auf die anderen Molche, die anfingen, mit den Kiefern zu klappern und sich langsam aufzurichten.
    Seth hielt den Atem an. Sie hatten mittlerweile beinahe die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht und bald die Brücke erreicht, die über den Fluss führte. Er konnte das Plätschern des brackigen Wassers hören und hatte seinen fauligen Geruch in der Nase. Trotzdem wäre es viel zu riskant gewesen, jetzt einfach loszurennen. Falls die Tiere nur etwas schneller waren, als sie aussahen, würden sie den Ausgang niemals lebend erreichen.
    Das schweißnasse T-Shirt klebte Seth am Rücken und seine Hände waren klamm. Er schmeckte Salz auf den Lippen und seine Kehle war so ausgetrocknet, dass es ihn unendliche Mühe kostete, nicht zu schlucken, denn er fürchtete, dass die winzige Bewegung seines Kehlkopfs die Schlingmolche auf sie hetzen könnte.
    Aber es ertönte kein mordlüsternes Brüllen und keines der Tiere ging zum Angriff über. Die blinden Molche wirkten zwar rastlos und schienen zu spüren, dass irgendetwas nicht stimmte, aber sie hatten die Eindringlinge noch nicht geortet.
    Plötzlich begann Justin sich zeitlupenartig wieder in Bewegung zu setzen.
    Seth wollte ihn zurückrufen, ihm sagen, er solle Geduld haben und abwarten, bis die Tiere sich wieder vollkommen beruhigt hatten. Aber Justin konnte offensichtlich nicht mehr. Vielleicht befürchtete er auch, seine Leuchtblase könnte ausgehen. Was auch immer er für Gründe hatte, Seth blieb keine andere Wahl als ihm zu folgen. Justin hatte das Licht.
    Wieder ging es im Schneckentempo vorwärt s – zum Fluss, über die Brücke und endlich ans andere Ufer. Ganz in der Nähe fingen zwei Schlingmolche an, miteinander zu ringen und sich knurrend in die Flanken zu beißen. Ein anderer erhob sich auf seine sechs Beine, rekelte sich und glitt ins Wasser, um flussabwärts zu schwimmen. Die Gegenwart von Justin und Seth versetzte die Tiere offensichtlich in Unruhe, auch wenn sie nicht wussten, was der Auslöser war.
    Immer mehr Schlingmolche wachten auf und begannen umherzulaufen, was die Lage nicht gerade vereinfachte. Was, wenn einer von ihnen zufällig in ihre Richtung kam?
    Seth ließ den rettenden Torbogen am anderen Ende des Gewölbes nicht aus den Augen. Sobald sie dort ankamen, waren sie in Sicherhei t – es sei denn, der Gang dahinter führte an einen Ort, der noch schlimmer war als dieser. So etwas darfst du nicht einmal denken! Genau das ist es, was sie erreichen wolle n – dich zermürben, bis du aufgibst.
    Er rief sich wieder das Bild von Kady vor Augen und atmete tief durch. Er wusste nicht, woran es lag, aber an sie zu denken reichte schon aus, um ihn zu beruhigen. Die Vorstellung, wie traurig sie sein würde, wenn er nie mehr zurückkam, war unerträglic h – und der Gedanke, dass sie womöglich in großer Gefahr schwebte und niemand da war, der sie beschützte, war noch schlimmer.
    Du hast sie nicht mehr alle , sagte er sich. Machst dir um Kady Sorgen, während du mit einer Horde blutrünstiger Raubtiere Blindekuh spiels t …
    Er konnte sich vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn sie es wüsste. Hach, Sir Knight , würde sie grinsend sagen, mein unverbesserlicher Held.
    Okay, du Held , sprach er sich selbst Mut zu. Dann sorg jetzt mal dafür, dass du nicht gefressen wirst.
    Wachsam arbeiteten sie sich in Richtung Ausgang vor, als ihnen plötzlich ein Schlingmolch den Weg versperrte. Er hatte ein paar Meter weiter an einem Felsen

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