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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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gedöst, sich ohne Vorwarnung aufgerichtet, war auf sie zugewatschelt und hatte sich direkt vor Justin fallen lassen. Es schien fast so, als wüsste er ganz genau, dass sie da waren, und hätte beschlossen, sie ein bisschen zu ärgern.
    Justin blieb einen Moment stocksteif stehen und begann dann mit mikroskopisch kleinen Schritten links um ihn herumzugehen. Eigentlich hätte er einen weiten Bogen um ihn machen müssen, was jedoch eine enorme Verzögerung bedeutet hätte. Seth ahnte, dass Justin genau das nicht tun würde. Er würde sich dicht am Maul des Monsters, direkt vor seinen weißen Glupschaugen vorbeischleichen.
    Schritt für Schritt, Zentimeter für Zentimeter kamen sie voran. Um sie herum waberten der faulige Gestank des Flusses und die tranigen Ausdünstungen der Schlingmolche. Das Licht von Justins Leuchtblase wurde immer schwächer.
    Die beiden hatten es gerade geschafft, sich an dem Molch vorbeizuschleichen, als ein zweiter aus dem Wasser kroch und sich mit schmatzenden Schritten auf sie zubewegte. Seth wagte es nicht, sich nach ihm umzudrehen.
    Ob der andere kam, um seinen Kollegen freundlich zu begrüßen oder einen Kampf um die Rangordnung auszutragen, wusste Seth nicht. Jedenfalls wartete der Erste ab, bis der andere nah genug gekommen war, und sprang ihn dann blitzschnell an. Die beiden Ungetüme verwandelten sich in Sekundenschnelle in ein ineinander verschlungenes fauchendes Knäuel aus Muskeln und Zähnen. Als einer seinen Schwanz in Seths Richtung schlug, trat er instinktiv einen Schritt zurück, um nicht getroffen zu werden. Im selben Moment gab etwas unter seinem Schuh nach und knackte laut, vermutlich einer der vielen herumliegenden Knochen.
    Sämtliche Schlingmolche wandten gleichzeitig den Kopf in Seths Richtung.
    »Zum Ausgang!«, brüllte er.
    Justin reagierte sofort und stürzte seinem Freund hinterher. Die Molche schossen in rasender Geschwindigkeit mit laut rasselnden Schwänzen aus allen Richtungen auf sie zu.
    Der Torbogen war nur noch wenige Meter entfernt. Seth lief vorneweg, dicht gefolgt von Justin. Dann hatten sie endlich das Tor passiert und fanden sich in einem engen Gang wieder.
    Nach den Todesängsten, die sie während der quälend langsamen Durchquerung der Höhle durchgestanden hatten, empfanden sie es regelrecht als befreiend, endlich rennen zu können. Seth spürte, wie das Blut durch seine Adern rauschte, und hatte nur einen Gedanken: Weg hier!
    Justin fiel zurück, aber Seth rannte blindlings weiter und bekam kaum mit, dass das Licht schwächer wurde. Er wollte fort, einfach nur fort.
    Plötzlich stellte er fest, dass er sich auf einmal in einen quadratischen Raum befand, von dem vier Gänge abzweigten. Sein Instinkt reagierte, bevor sein Bewusstsein die Gefahr registrierte. Er versuchte noch abzubremsen, aber es war zu spät. Sein Fuß schwebte schon im Nichts über dem dunklen Loch in der Mitte des Raums.
    Die Grube war nicht einmal besonders tief, trotzdem schien sein Sturz eine Ewigkeit zu dauern. Er erlebte einen Moment der Schwerelosigkeit. Plötzliche Dunkelheit. Todesangst.
    Seth hatte davon geträumt, ein Leben am Abgrund zu führe n – jetzt erfuhr er, wie es sich anfühlte abzustürzen.
    Er schlug am Grund der Grube auf und landete in schleimigem Brackwasser. Der Schlamm und das Wasser dämpften seinen Sturz etwas, aber der Aufprall raubte ihm dennoch den Atem.
    Als er sich gerade hustend und würgend aufgerappelt hatte, stürzte von oben eine leuchtende Kugel auf ihn zu. Justin. Seth schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich zur Seite zu rollen, als sein Freund auch schon mit einem lauten Platschen neben ihm im Schlamm landete. Seth krümmte sich, würgte und erbrach das Wenige, was noch in seinem Magen gewesen war.
    Als er sich einigermaßen erholt hatte, stützte er sich auf einen Ellbogen und schaute sich um. Das Wasser war nur etwa einen halben Meter tief. Die Wände der Grube waren mit einer Art Kupferblech verkleidet und spiegelglatt. In dem sumpfigen Wasser, in dem sie saßen, schwammen die verrotteten Leichname kleiner Tiere und undefinierbare Dreckklumpen herum. Die Leuchtblase dümpelte halb versunken zwischen ihnen. Quer über ihre Oberfläche verliefen haarfeine Risse.
    Justin wandte den Kopf und sah Seth an. Sein Blick war leer. Ihre einzige Lichtquell e …
    Seth kroch auf ihn zu, griff nach seiner Hand und drückte sie fest. Zwei Gefährten im Angesicht des Todes. Er spürte, wie Justin seine Berührung erwiderte. Keiner von ihnen wusste,

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