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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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starrte noch einen Moment lang auf den Computer und drehte sich dann langsam in ihrem Bürostuhl um. In der Dunkelheit des Zimmers, das nur vom Mond und ihrem Computerbildschirm erhellt wurde, sah sie den Comic als schwarzen Umriss auf dem Bett liegen.
    Sie wusste jetzt, wo sie während dieser vier Monate gewesen war, von denen sie die ganze Zeit gedacht hatte, sie hätte sie in San Francisco verbracht. Sie erkannte die Symptome wieder, die Jess beschrieben hatte. Sie hatte sie schon einmal bei jemandem erlebt. Einem Jungen namens Henry Galesworth.
    Sie war in Malice gewesen.

Eine Warnung

    1
    Kady griff nach dem Umschlag, der auf ihrem Bett lag. Sie ging unruhig im Zimmer auf und ab und starrte auf das vom Mondlicht beschienene Cover. Schwarz. Schwärzestes Mattschwarz, das keinerlei Antworten bereithielt. Nur das leuchtende, blutrote M innerhalb des Sechsecks.
    Sie war so wütend, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte, hatte so entsetzliche Angst, dass sie kaum still stehen konnte. Sie wa r … erschüttert .
    Wie hatten sie es wagen können, ihre Erinnerungen zu manipulieren? Wie hatten sie es wagen können, ihr dieses Theater vorzuspielen? Der wunderschöne Sommer in San Francisco, die Geburtstagsparty, die Zeit mit Jes s – alles Erlebnisse, die nie stattgefunden hatten. Erinnerungen, die ihr gerade brutal geraubt worden waren.
    Ihr Verstand sagte ihr zwar, dass all das in bester Absicht geschehen war, aber sie wollte jetzt nicht vernünftig sein. Sie hatte das Gefühl, jeden Moment durchzudrehen. An dem Hass und der Verwirrung zu ersticken. Tränen brannten ihr in den Augen.
    Sie setzte sich aufs Bett, legte den Umschlag neben sich und holte tief Luft. Denk nach, Kady. Denk nach.
    Es war nicht nur der Verrat. Es ging ihr noch nicht einmal darum, dass man ihr vier Monate ihres Leben s – die besten vier Monate, die sie seit langer Zeit gehabt hatt e – gestohlen und vor ihren Augen in Stücke gerissen hatte.
    Nein, das, was sie schier um den Verstand brachte, war die Tatsache, dass sie in Malice gewesen wa r – ganze vier Monate lan g – und keine Ahnung hatte, was dort geschehen war.
    Komm schon , ermahnte sie sich streng. Setz die einzelnen Puzzlestücke zusammen. Versuch irgendwie einen Sinn in das Ganze zu bringen.
    Also gut: Sie war in London gewesen, als sie verschwand. Irgendwie musste sie von Malice erfahren haben. Vielleicht hatte sie angefangen nachzuforschen, was an dem Gerücht dran war, vielleicht wa r …
    Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie sprang auf, schaltete das Licht an, riss ihren Schrank auf und suchte die Zeitung heraus, in der der Artikel abgedruckt war, der sie zu Henry Galesworth geführt hatte.
    Die ganze Zeit hatte sie sich gefragt, wer um alles in der Welt diesen Zeitungsartikel markiert haben könnte. Jetzt wusste sie es.
    Sie selbst.
    In der Zeit, in der sie in London gelebt hatte, musste sie Gerüchte über Malice und die Jugendlichen gehört haben, die angeblich verschwunden waren, nachdem sie den Comic gelesen hatten. Deshalb hatte sie den Artikel aufgehoben. Aber dann war sie selbst in Malice gewesen und nach ihrer Rückkehr hatte sie alles vergessen, genau wie Henry. Genau wie alle anderen alles vergessen hatten, denen die Flucht geglückt war.
    Und als sie dann später nach Hathern gezogen waren, hatte sie die Zeitung zusammen mit den anderen Sachen eingepackt. Vielleicht hatte sie sie aufgehoben, weil eine innere Stimme ihr zugeflüstert hatte, dass sie wichtig war.
    Okay, weiter . Kady dachte fieberhaft nach. Sie hatte also von Malice erfahren, während sie in London gewohnt hatte. Irgendetwas hatte sie neugierig gemacht. Vielleicht hatte sie irgendwo eine Ausgabe von Malice gefunden. Vielleicht hatte sie spontan beschlossen, das Ritual auszuprobieren. Oder war sie womöglich in dem Comicladen gewesen?
    Ihr fiel wieder ein, was Icarus Scratch gesagt hatte, als sie ihn in dem Haus in Kensington belauscht hatte.
    »Vor ein paar Tagen kamen zwei widerliche Blagen in den Laden. Ein Mädchen und ein Junge. Das Mädchen kam mi r … ich kann nicht genau sagen, woran es lag, aber ich hatte bei ihr kein gutes Gefühl.«
    »Mir scheint, Sie leiden unter Verfolgungswahn, Icarus Scratch.«
    Und wenn Miss Benjamin sich geirrt hatte? Wenn Scratch bei ihrem Anblick aus gutem Grund ein ungutes Gefühl gehabt hatte?
    Wenn er sie wiedererkannt hatte?
    Falls sie tatsächlich in seinem Laden gewesen war, musste das über ein Jahr her sein. Natürlich hatte er sich nicht sofort an

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