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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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aufbewahrte: Seile, Klemmen, Expressschlingen, einen kleinen Hammer und verschiedene andere Teile.
    »Nein«, sagte sie, als sie über ihn hinweg nach ihrer MagLite griff. »Die Ausrüstung ist zu schwer.«
    Marlowe maunzte und kratzte beharrlich am Stoff. Kady kniete sich hin und sah den Kater an. Wieder maunzte er.
    »Na gut.« Sie zerrte die Tasche seufzend aus dem Schrank. »Ich kann nur hoffen, dass du Recht hast.«
    In aller Eile suchte sie alles zusammen, was sie vielleicht gebrauchen konnt e – unter anderem eine wasserfeste Windjack e –, stopfte alles in den Rucksack und hievte ihn sich auf den Rücken. Draußen war es ziemlich windig. In der Ferne hörte sie einen jämmerlichen Schrei. Er klang ein bisschen wie der einer Katze, aber viel heiserer und fremdartiger. Aus irgendeinem Grund lief es ihr kalt über den Rücken.
    Marlowe knurrte aus tiefster Kehle und sträubte das Fell.
    »Das sind sie, oder?«, fragte Kady, obwohl sie nicht wirklich damit rechnete, eine Antwort zu bekommen. »Alles klar. Ich bin schon weg.«
    Ihr Blick fiel auf das Fach im Regal, wo das kleine Krakenwesen stand, dass sie aus Malice mitgebracht hatte. Sie wusste zwar nicht, wozu es gut war, aber vielleicht war es das Beste, es einfach mitzunehmen.
    Aber als sie danach greifen wollte, sprang Marlowe mit einem Satz auf die Schreibtischplatte, machte einen Buckel und fauchte.
    »Soll ich das lieber hierlassen?« Sie stellte die Figur wieder zurück, worauf sich der Kater augenblicklich entspannte. »Bist du dir sicher?«
    Marlowe miaute und neigte kurz den Kopf. Kady hätte schwören können, dass es ein Nicken war. Sie sah ihn eindringlich an. »Wenn ich zurückkomme, müssen wir beide mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden, Kater.«
    Dann rannte sie aus dem Zimmer und knipste im Laufen das Licht aus.
    2
    Kady schlich sich in das Arbeitszimmer ihres Stiefvaters, das nach vorne zur Straße lag. Vorsichtig zog sie den Vorhang ein Stück zur Seite und spähte hinaus. Unter einer Straßenlaterne stand eine hünenhafte Gestalt mit Hut und Trenchcoat und beobachtete das Haus. Kady musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, wer es war.
    Icarus Scratch.
    Gut, dann eben die Hintertür.
    Sie raste in die Küche hinunter und hatte gerade die Hand auf die Klinke gelegt, als eine Stimme sie zurückhielt.
    »Schatz?«
    Alana war aus dem Wohnzimmer gekommen und stand jetzt in der Küchentür. Kady drehte sich hastig um, aber der Rucksack auf ihrem Rücken war natürlich nicht zu übersehen. Es hatte keinen Zweck, sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Sie wollte abhauen und ihre Mutter wusste es.
    In Alanas Augen glitzerten Tränen. »Schatz?«, sagte sie noch einmal, und in diesem einen Wort lag so viel Schmerz und Verwirrung, dass Kady sofort auch die Tränen in die Augen stiegen.
    »Ich weiß das mit San Francisco, Mom«, hörte sie sich selbst sagen. Alana schlug sich die Hand vor den Mund. »Du hättest es mir erzählen müssen.«
    Dann riss sie die Tür auf und stürmte in den Garten hinaus. Sie blieb selbst dann nicht stehen, als der verzweifelte Schrei ihrer Mutter durch die Nacht hallte.
    Mit wehenden Zöpfen rannte sie quer über den Rasen auf die Sträucher am anderen Ende des Gartens zu. Sie verdeckteneinen niedrigen Zaun, der ihr Grundstück von den dahinterliegenden Feldern und Koppeln trennte. Keuchend schob sie sich durch die dichten Sträucher und kletterte über den Zaun.
    Auf der anderen Seite der Koppel gelangte man durch ein Tor auf einen Waldweg. Sie und Seth waren ihn oft gegangen. Bis zum Bahnhof von Loughborough waren es nur ein paar Meilen. Wenn sie sich beeilte, würde sie den letzten Zug noch erwischen. Und dan n … aber so weit wollte sie noch nicht denken.
    Unter ihren Füßen raschelte das Gras, der Mond strahlte hell vom Himmel und die Kletterausrüstung in ihrem Rucksack klirrte bei jedem Schritt. Sie wusste nicht, wie lange sie das Tempo mit dem Gewicht auf dem Rücken halten konnte, sie wusste nur, dass sie so schnell wie möglich so weit wie möglich wegkommen musste. Sie musste ihre Verfolger vom Haus ihrer Eltern weglocken. Wenn alles gut ging, konnte sie sie auf dem Weg nach Loughborough im Wald abschütteln.
    Wenn alles gut ging.
    Irgendwo da draußen stieg ein immer lauter werdender Schrei zum Nachthimmel empo r – der Schrei, den sie schon in ihrem Zimmer gehört hatte.
    Ihr fiel wieder das Wesen mit den geschlitzten Augen ein, das sie in dem Haus in Kensington durchs Schlüsselloch gesehen

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