Malice - Du entkommst ihm nicht
die von winzigen Blitzen durchzuckt wurden.
»Nein, eigentlich nicht.« Skarla sah ihn verwundert an. »Das ist sogar ganz und gar nich t …«
Seth starrte wie gebannt in die Kugel. Er sah, wie der Sturm zunahm, und beugte sich noch ein Stück weiter vor, als der Wirbel immer weiter anschwoll und schließlich die ganze Kugel füllte. Inmitten des Nebels war verschwommen etwas zu erkennen.
2
Er ist in einem Haus. Es ist ein böses Haus. So wie alles böse ist, was ihn hier umgibt. Er steigt schmale, ausgetretene Stufen hinauf und spürt die Wesen, die in der Dunkelheit umherschwärmen und in den verborgenen Winkeln des Hauses lauern. Hungrige Wesen, die hergelockt wurden und nun nicht mehr fortkönnen. Rastlos wie Geister, tödliche Schreckensgestalten.
Sie schützen das, was im Inneren liegt.
Am obersten Treppenabsatz kommt er an eine Tür, drückt sie auf.
Dahinter liegt ein Dachboden. Der Regen trommelt gegen die Fensterluken. Blitze zucken und kurz darauf zerreißt ein gewaltiger Donnerschlag den Himmel.
Auf dem Dachboden herrscht ein heilloses Durcheinander, überall Müll und Berge von zerknülltem Papier. Der größte Teil des Raums liegt im Schatten, aber am anderen Ende sieht er einen Mann sitzen.
Er ist riesig. Seine Schultern sind breit und muskelbepackt wie seine Arme. Er beugt sich über etwas, scheint fieberhaft zu arbeiten. Er sitzt so gebeugt da, dass sein Kopf von hinten nicht von den Schultern zu unterscheiden ist.
Es ist ein Zeichenbrett, über das er sich beugt. Er zeichnet. Auf dem Tisch stehen Tuschefässer, liegen Stifte, Federn und Pinsel. Das Handwerkszeug eines Künstlers.
Es ist Grendel. Es ist derjenige, der die Comics zeichnet. Seth weiß es mit derselben Gewissheit, mit der man im Traum Dinge weiß.
Er geht auf ihn zu, nähert sich ihm von hinten.
Ein misstrauisches Grunzen ertönt. Grendel hält im Zeichnen inne. Er spürt, dass jemand hinter ihm steht. Eigentlich ist das unmöglich, weil Seth nicht wirklich im Raum ist, aber Grendel spürt es trotzdem.
Er hebt den Kopf, auf dem nur ein kleines Büschel schwarzer Haare wächst. Aber irgendetwas an der Form seines Schädels ist merkwürdi g …
Er dreht sich um.
3
Seth schrie auf und fiel rücklings zu Boden. Es war, als hätte eine unsichtbare Hand ihm einen heftigen Schlag gegen die Brust versetzt und ihn weggeschleudert. Benommen richtete er sich auf dem Lehmboden auf.
»Was war das denn?«, fragte Justin verwundert.
Seth sah zu Skarla auf. »Ich habe ihn gesehen!«, rief er aufgeregt. »Ich habe Grendel gesehen!«
»Was?« Kady sprang von ihrem Sessel auf und rannte auf ihn zu, während er sich stöhnend aufrappelte. »Du hast Grendel gesehen? Wie sah er aus?«
»Na ja, ich hab ihn eigentlich nur von hinten gesehe n … einen riesigen Typ, der auf einem Dachboden saß und zeichnete, aber ich wusste einfach, dass er das ist. Ich glaub, er hat gemerkt, dass ich ihn beobachtet habe, und das hat ihm überhaupt nicht gepasst.«
»Erstaunlich«, murmelte Skarla und blickte in ihre Kugel. Die Wolken hatten sich verzogen und ihr Inneres war wieder kristallklar. »Die Kugel reagiert nicht auf jeden. Man benötigt gewisse Kräfte, um sie zu aktivieren. Das ist wirklich höchst ungewöhnlich.«
»Ich hab nichts gemacht, ehrlich«, beteuerte Seth.
»Dann nehme ich an, dass jemand anders etwas mit dir gemacht hat. Ihr seid auf dem Weg hierher durch den Schrein gekommen, nicht wahr?«
»Die Statue der Jägerin auf dem Podest. Wer ist sie?«, fragte Seth.
»Das ist die Laq. Sie war eine der Sechs, die über dieses Reich geherrscht haben, bis Tall Jake sie gestürzt und die Macht an sich gerissen hat.«
»Ich habe mir ihren Bogen ausgeliehen und damit die Blutbestie getötet.«
»Dann ist es gut möglich, dass du jetzt in ihrer Gunst stehst«, sagte Skarla. »Aber sieh dich vor. Die Freundschaft der Laq kann so gefährlich sein wie ihr Zorn.«
»Was hat sie mit Seth gemacht?«, fragte Kady.
»Das«, erwiderte Skarla, »ist eine große Frage.«
»Aber wir müssen doch wissen, was passiert ist!«, sagte Kady.
»Nein.« Justin erhob sich aus seinem Sessel und kam auf sie zu.
»Nicht?«, fragte Seth.
»Frag sie nach Tall Jake. Frag sie, wie man ihn aufhalten kann. Das ist wichtiger.«
»Nein, sie soll dir sagen, was diese Laq mit dir gemacht hat«, drängte Kady.
»Du bist überstimmt, Süße.« Justin grinste.
»Nenn mich nicht Süße !«, fauchte sie und wandte sich wieder Seth zu. »Du hast doch gerade selbst
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