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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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im Hintergrund, das Geborgenheit und Wärme versprach. Nachdem Seth nun schon Tage in dieser düsteren, unterirdischen Hölle verbracht hatten kam es ihm vor, als hätte er nie etwas Schöneres gesehen.
    Vor ihnen stand Skarl a – und Kady hatte ihre Wette gewonnen.
    Skarla war vielleicht gerade mal anderthalb Meter groß, wirkte wegen ihres gebeugten Rückens aber eher noch kleiner. Sie trug eine erdbraune Kutte mit Kapuze über einem grob gewebten Gewand in der gleichen Farbe, das ihren Körper komplett verhüllte, abgesehen von den Händen und dem Gesicht. Aber das genügte schon, um zu erkennen, dass sie definitiv kein menschliches Wesen war.
    Wenn überhaupt, schien sie eher pflanzlichen Ursprungs zu sein. Ihre Hände glichen einem Knäuel erdverkrusteter Wurzeln und von ihrem Gesicht war außer den großen bernsteinfarbenen Augen und einem Geflecht aus knorrigen Ranken, das ihren Mund verbarg, kaum etwas zu sehen.
    Es waren die grasbewimperten Augen, die ihnen sofort Vertrauen einflößten. Aus irgendeinem Grund sah man ihnen an, dass Skarla weiblich war. Selbst bei einem so fremdartigen Geschöpf wie ihr waren die Augen das Fenster zur Seele, und die drei sahen darin nichts als großmütterliche Güte.
    »Nun steht doch nicht da herum, kommt rein, Kinder, kommt rein!«, hieß sie sie mit dunkler Reibeisenstimme willkommen. »Ihr habt einen sehr langen Weg auf euch genommen, um mich zu sehen.«
    Sie drehte sich um und schlurfte in den Raum zurück, woraufhin die vier nicht lange zögerten, ihr nach drinnen folgten und die Tür hinter sich zuzogen.
    Skarla lebte in einer verwinkelten höhlenartigen Behausung mit niedrigen Decken und winzigen, vollgestopften Räumen, in denen es nach Erde duftete. Der frische, saubere Geruch war eine wohltuende Abwechslung zum feuchten Modergestank der Oubliette. An den mit Lehm verputzten Wänden standen Regale, in denen sich Unmengen von verstaubten, mit geheimnisvollem Inhalt gefüllte Einmachgläser und bizarre Apparaturen drängten. Von der Decke hingen Bündel getrockneter Kräuter und in einem der Räume befand sich ein von farbigen Steinen eingefasster Wassertümpel, um den sie herumgehen mussten.
    Sie fühlten sich, als wären sie in der Höhle einer Zauberin gelandet, die in jedem Winkel ihrer Behausung lauter seltsame, faszinierende Dinge hortete. Zinnfigürchen, getrocknete Tierpfoten, winzige edelsteinbesetzte Kästchen, alle Arten von Federn, gruselig aussehende Puppen und einen kleinen Sack voller Zähne. Überall standen Lampen, die alles in ein freundliches Licht tauchten.
    Sie folgten Skarla durch mehrere kleinere Kammern in einen Raum, in dem ebenfalls ein gemütliches Kaminfeuer prasselte. In den Boden war ein weiterer, etwas größerer Tümpel gegraben, der wie der andere von bunten Steinen eingefasst war. An einer Wand standen zwei abgewetzte Sessel. Eine mit grob gesägten Borden versehene Wandnische diente als Regal. Daneben befand sich eine niedrige, kreisrunde Tür, die allerdings verschlossen war, sodass sie nicht sehen konnten, wohin sie führte. In einer Ecke ruhte auf einem Gestell aus Wurzeln, die aus dem Boden herauszuwachsen schienen, eine große Glaskugel.
    »Setzt euch! Setzt euch!«, krächzte Skarla. Sie schlurfte auf den Tümpel zu, ließ sich platschend im Wasser nieder und stöhnte vor Wohlbehagen, als hätte der Gang durch ihre Behausung sie erschöpft. Als die vier zögernd in der Tür stehen blieben, winkte sie sie herein. »Nun kommt schon rein. Die Sessel sind für Besucher gedacht. Ich benutze sie nie. Leider sind nicht genug für alle da. Normalerweise habe ich nicht so viele Gäste.«
    Sie machte es sich seufzend im Tümpel bequem. Kady ging auf einen der Sessel zu und setzte sich, Justin ließ sich auf dem anderen nieder. Seth blieb stehen. Tatyana trottete im Raum herum und beschnupperte alles ausgiebig. Dann ließ sie sich vors Kaminfeuer fallen und schlief sofort ein.
    »Es tut mir furchtbar leid, dass ich euch keine Erfrischung anbieten kann«, entschuldigte sich Skarla. »Aber ich fürchte, ich habe nichts da, was euch schmecken würde.«
    »Das macht nichts«, winkte Seth ab. »Wenn es Ihnen recht ist, stellen wir Ihnen unsere Fragen und verabschieden uns dann gleich wieder. Ich glaube, wir haben alle genug von der Oubliette.«
    »Verstehe.« Skarlas Rankenschnurrbart zitterte, als würde sie lächeln. »Aber lasst mich zunächst erst einmal ein paar Dinge klarstellen, es ist nämlich nicht alles wahr, was über mich

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