Mallorca - hin und nicht zurueck
die Müllers denn damit zu tun?«, fragte ich und zog die Brauen in die Höhe.
»Na, Felix will mit Sascha zusammen in ein Internat. Er will doch seinen besten Freund nicht verlieren!« Leo war deutlich anzusehen, dass er von der Idee keineswegs begeistert war.
Ich stütze den Kopf auf beide Hände. Das war ja super gelaufen. Felix wollte in ein Internat, die Müllers waren einverstanden und Melissa zog aus. Der Zerfall einer modernen Familie im einundzwanzigsten Jahrhundert. Bestürzt stieß ich die Luft aus.
»Aber zu mir und Sybille will er auf gar keinen Fall kommen«, beschwerte sich Leo pikiert und unterbrach damit meine Grübeleien.
Na, welch Wunder! So von oben herab, wie Sybille meinen Sohn immer behandelt hatte? Und in einer rosa Wohnung konnte ich mir Felix auch echt nicht vorstellen. Und an die Cornflakes und Crunchies auf dem rosa Sofa wollte ich erst gar nicht denken!
»Und mit dir im Haus geht auch nicht mehr, da machen ihn die Erinnerungen fertig!«, fuhr Leo fort und hob ratlos die Schultern, bevor er mich unsicher ansah.
Tja, Felix eben. Alles oder nichts, so war er nun einmal. Aber was hätte ich jetzt sagen sollen? Ich konnte meinen Sohn gut verstehen. In einem Internat hätte er erst einmal Abstand und könnte die ganze Angelegenheit mit Ruhe sacken lassen. Die Idee als solche fand ich im Grunde nicht schlecht. Wenn Leo und ich uns die Kosten teilen würden …
Hastig krallte ich nach meinem Glas und ließ den Champagner in meinem Mund prickeln, ohne ihn herunter zu schlucken. Leo und ich würden uns von jetzt ab KOSTEN teilen! Er würde bei Sybille Simmerlein bleiben und würde sich scheiden lassen. Ich verschluckte mich. Vielleicht sollte ich auch in ein Internat gehen?, zog ich in Erwägung, während ich versuchte, ruhiger zu werden.
»Also ich hätte nichts dagegen, so es tatsächlich das ist, was Felix möchte«, erwiderte ich kurz darauf mit krächzender Stimme. In unserem Haus würde es zukünftig geradezu gespenstisch still werden …
Haus! Das war das Stichwort. Was würde mit dem Haus passieren? Leo dachte nicht allen Ernstes daran, dort mit unserer Sekretärin einzuziehen! Eher würde ich meinen Garten zubetonieren lassen, bevor eine Sybille Simmerlein sich auch nur unter einem einzigen meiner geliebten Bäume in den Schatten legen würde!
»Was machen wir mit dem Haus, dem Geschäft und den Niederlassungen?«, fragte ich so ruhig wie möglich, trank aber sicherheitshalber noch einen Schluck Seelenbrause, um mich auf das Schlimmste vorzubereiten.
»Du behältst das Haus, dachte ich und mit der Agentur und dem geschäftlichen Part werden wir uns mit den Rechtsanwälten beraten müssen. Schließlich ist Tom Teilhaber. Ich zahle dich entweder aus oder wir einigen uns darauf, welche Filiale du bekommst. Wie auch immer, das wird sich zeigen.« Leo war die Ruhe in Person.
Gut durchdacht, schlicht und ergreifend. Das war es nun also. Das Ende. Zwanzig Jahre Gemeinsamkeit plus zwei Kinder fanden mit einer Flasche Schampus auf einer Terrasse auf Mallorca – ohne hilfreiches Loch, das sich zu meinem Schutz im Boden aufgetan hatte – ihren krönenden Abschluss. Wohlsein auch!
Seufzend fuhr ich mir mit den Händen übers Gesicht. »Ach Leo!«
Mein Mann sah inzwischen recht mitgenommen aus. »Es tut mir Leid, Lisa.«
Bitter lachte ich auf. »Ach ja? Tatsächlich?«
»Ich liebe Sybille.«
»Mich hast du auch mal geliebt«, warf ich ihm vor.
»Das habe ich«, verteidigte sich Leo ernsthaft. »Bis Sybille kam.« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Es war eine schöne Zeit mit dir Lisa. Aber schöne Zeiten gehen nun einmal vorbei.«
Immer noch kein Boden, der sich unter mir auftat, nichts geschah. Nur ein Mann, der bis vor kurzem noch meiner gewesen war, der jetzt nachdenklich auf mich herab blickte, als sähe er eine Szene auf sich zukommen.
Ich hätte heulen können und konnte es dennoch nicht, so ausgebrannt fühlte ich mich. So leer. Da stand mein Mann und war schon nicht mehr mein Mann, weil mein Mann so niemals mit mir gesprochen hätte und der, der hier stand mir so entsetzlich fremd war. Wieso sollte ich ihn also halten?
»Okay.« Nickend schenkte ich mir nach. Schöne Zeiten gehen nun einmal vorbei. So einfach war das. Und das war jetzt das Ende einer schönen Zeit. Na dann, Prost! Auf bessere Zeiten!
»Es war wirklich eine schöne Zeit, Leo«, wiederholte ich seine Worte am Ende meiner Kraft. »Du entschuldigst mich bitte? Ich gehe duschen. Aber Sophie
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