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Mallorca - hin und nicht zurueck

Mallorca - hin und nicht zurueck

Titel: Mallorca - hin und nicht zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hempel
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Sybille gehörte der Vergangenheit an.
    »Nun geh schon, Lisa«, drängte Stevie zappelig. »Er wartet!«
    Das klang schön. Fast zu schön um wahr zu sein.
    Zögernd setzte ich mich in Bewegung. Tausend Fragen und Gedanken schossen mir durch den Kopf, der sich im Übrigen gerade anfühlte, als sei er in Watte gepackt. Meine Füße schienen auch nicht mehr zu mir zu gehören. Leo war hier. Gleich würde ich ihn sehen.
    Aber wie sollte ich mich verhalten?
    Wie verhielt sich eine betrogene Ehefrau?
    Keifte sie herum oder lächelte sie einfach nonchalant und harrte der Dinge, die da kamen? Oder würde eine betrogene Ehefrau eher schmollend und aufs Tiefste beleidigt auf ihren Gatten zutreten, in der Hoffnung, dass er vor ihr auf die Knie ging?
    Nicht nachdenken Lisa, machte ich mir selbst Mut. Einfach weiterlaufen. Alles andere ergibt sich von selbst. Schließlich gab es da so etwas wie Vertrautheit zwischen uns. Viel zu viele Dinge, die uns verbanden. Jetzt galt es, nicht zurück zu schauen, sondern voraus. Sybille ade. Welch aufbauender Gedanke.
    Ich folgte dem schmalen Pfad bis zur Bourgainvillea-Hecke, die die hintere Terrasse zum Garten hin abgrenzte. Mein Herz schlug bis zum Hals und mein Magen fühlte sich wie ein steinharter Knoten an. Dann betrat ich die Terrasse.
    Da ich barfuß gelaufen war, hatte Leo mich nicht kommen hören. Er stand mit dem Rücken zu mir, unter einem der Sonnenschirme und schaute in den Garten.
    Mein Mund fühlte sich plötzlich ausgetrocknet an, weil er mir so fremd erschien. Statt der, Jeans, die er normalerweise trug, hatte er eine beige Buntfaltenhose unter einem zartrosa Hemd mit kurzen Ärmeln an. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich schloss kurz die Augen. Ganz ruhig, Lisa. Tief atmen.
    Als ich meine Augen jedoch nach wenigen Sekunden wieder öffnete, hatte sich nichts verändert. Das Hemd war und blieb rosa.
    Wie versteinert stand ich da und starrte auf den Rücken des Mannes, der mir doch eigentlich so vertraut sein müsste. Erst jetzt fiel mir sein neuer Haarschnitt auf und ich legte mir die Hand auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Die dunklen Haare, die sonst immer locker bis auf seinen Kragen gefallen waren gab es nicht mehr. Über dem rosa Hemd erkannte ich ein Stück hellhäutigen Nacken und dann fiel mein Blick auf den saloppen Kurzhaarschnitt. Leo hatte tatsächlich einen Frisörsalon betreten.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und räusperte mich.
    Mein Mann fuhr herum, betrachtete mich von oben bis unten. Unsicher verzog er den Mund. »Lisa«, grüßte er spröde, »du siehst gut aus.«
    »Danke«, antwortete ich zurückhaltend und erschrak über den schrillen Klang meiner eigenen Stimme. »Schön dich zu sehen.«
    »Ähm, wollen wir uns nicht setzen?«, fragte Leo und deutete auf einen der Tische.
    Ich nickte und war erleichtert, meinen Blick von ihm abwenden zu können. Das war nicht mehr der Leo, den ich kannte, stellte ich schockiert fest.
    »Klar, lass uns hinsetzen«, stimmte ich deshalb hastig zu und zog einen der hölzernen Stühle unter dem Tisch hervor.
    Wir setzten uns, beäugten uns gegenseitig und mir war sonnenklar, dass es jetzt ziemlich egal war, wie ich mich als betrogene Ehefrau verhalten würde. Ob ich keifte, lächelte oder nonchalant der Dinge harrte, die da kamen. An Schmollen oder aufs tiefste beleidigt sein, war auch nicht mehr zu denken. Das rosa Hemd sagte alles …
    Die Tür des Speisesaals wurde schwungvoll geöffnet und Stevie trat heraus. Auf einem Tablett balancierte er einen Kühler mit einer Flasche darin und zwei Gläser, die er vor uns auf dem Tisch platzierte.
    »Champagner gefällig?«, fragte er bestens gelaunt und zog die Flasche aus dem Kühler. »Ich finde, den habt ihr euch verdient!«
    Betreten blickte Leo erst zu Stevie und anschließend kurz in meine Richtung. Es war ihm ganz offensichtlich peinlich, dass der Kellner die Situation falsch eingeschätzt hatte. Er schluckte schwer, sprach aber kein Wort.
    Champagner, schoss es mir durch den Kopf. Warum eigentlich nicht? Ein wenig Galgenhumor würde wohl drin sein. Und jetzt, wo der Schampus eh schon offen war … Wäre doch eine Sünde, ihn verkommen zu lassen.
    Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen und sah lächelnd zu Stevie auf. »Danke, du bist ein Schatz.«
    Lores Kellner und Seelenklempner zog die Stirn kraus und blickte argwöhnisch von mir zu Leo und wieder zurück. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, das war nicht zu verkennen. Aber er wagte

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