Mallorca - hin und nicht zurueck
müsste jeden Moment vom Strand zurück sein. Vielleicht möchtest du vorne auf der Terrasse auf sie warten?«
Ich erhob mich. Meine Knie schlackerten wie Wackelpudding.
»Mach´s gut, Leo.«
Damit drehte ich mich herum und lief, so würdevoll wie möglich, auf die Tür zu.
»Du auch«, hörte ich Leo hinter mir.
Im Haus war es kühl und meine Füße schlurften über die kalten Fliesen. In der Halle wartete Stevie auf mich, aber ich winkte nur ab und lief zur Treppe, die ich, wie in Trance, nach oben stieg. Ich war eine fast geschiedene Frau. Mein Mann liebte eine Andere. Schöne Zeiten gehen vorbei. Na toll!
***
D ie Tür meines Zimmers fiel hinter mir zu. Ich schlang die Arme um meine Schulter, weil ich fröstelte. Nicht, weil es kalt gewesen wäre. Ich stand eindeutig unter Schock.
Leo wollte die Scheidung.
Langsam lief ich auf die offen stehende Balkontür zu und starrte mit leerem Blick auf den Pool hinunter. Die anderen mussten inzwischen zurückgekehrt sein. Direkt unter mir, auf der vorderen Terrasse, war angeregtes Stimmengewirr zu vernehmen, das ich jedoch nur am Rande wahrnahm. Ich knotete den Pareo auf und warf in achtlos auf einen der Balkonstühle. Geschieden. Ich war so gut wie geschieden. Auf mich allein gestellt. Alleine. Ohne Leo. Den gab es nicht mehr.
Das war das Schlimmste an der ganzen Sache. Dass Leo sich in so kurzer Zeit in einen mir unbekannten Mann verwandelt hatte. Als hätte es niemals Einigkeit oder Vertrautheit zwischen uns gegeben. All das Verbindende, die Gemeinsamkeiten, waren in den Schatten der Vergangenheit gerückt. Für eine gemeinsame Zukunft gab es keinen Raum.
Innerlich leer stand ich auf dem Balkon. Auf dem Weg zur Einfahrt nahm ich Sophies Gestalt neben Leo wahr. Meine Schwiegermutter gestikulierte heftig und redete ohne Punkt und Komma auf ihren Sohn ein, während sich die beiden langsam entfernten.
Ein mattes Lächeln huschte über meine Lippen. Es tat gut, dass Sophie meine Position so heftig verteidigte. Dennoch war es sinnlos. Die Würfel waren gefallen. Schluss, aus, vorbei. Soviel war klar.
Ich ging ins Zimmer zurück, zog den Bikini aus und stellte mich im Bad unter eine heiße Dusche. Wie ein Sturzbach ergoss sich das Wasser aus dem Duschhahn über mein Gesicht. Am liebsten hätte ich losgeheult, aber ich hatte keine Tränen mehr. Die hatte ich in Köln schon alle verheult.
Ich drehte das Wasser ab und griff nach dem Handtuch, um mich abzutrocknen. Das Abendprogramm war für meinen Teil jedenfalls gestrichen. Ich würde die Gespräche der anderen nicht ertragen und persönliche Fragen noch viel weniger. Meine Zeit mit Leo gehörte der Vergangenheit an.
Unsere Zusammenarbeit auch.
Unter den gegebenen Umständen, hätte ich sowieso keine Lust mehr, mit in der Firma zu arbeiten. Dort hingen in jeder Ecke Erinnerungen wie Spinnweben in einem alten Haus. Das musste wirklich nicht sein. Und, Scheidung hin wie Scheidung her, ich würde nicht mittellos auf der Straße stehen, wie so viele andere Frauen.
Doch ein Trost war mir das im Moment nicht gerade. Es war eine schöne Zeit mit Leo gewesen. Nur hätte ich nie damit gerechnet, dass sie so abrupt enden würde. Und schon gar nicht wegen einer Sybille Simmerlein.
Ich schlüpfte gerade in mein geringeltes Nachthemd mit den Spaghettiträgern, als es an der Tür klopfte. In der Annahme, dass es sich nur um Sophie handeln konnte, rief ich: »Herein.«
Stattdessen trat Stevie durch die Tür und musterte mich besorgt. »Geht es einigermaßen, Lisa?«
»Ja, es wird schon wieder werden«, antwortete ich lahm und ließ mich auf das Bett fallen, wo ich mich mit den Händen auf der Bettkante abstützte. Erst als ich wieder aufsah, bemerkte ich, dass Stevie ein Tablett mitgebracht hatte. Ein Teller, der von einer Speiseglocke verdeckt wurde, stand darauf und eine kleine Flasche Rotwein.
»Danke, mir ist der Appetit restlos vergangen«, versicherte ich mit Nachdruck. »Und sag den anderen einfach, ich habe Kopfschmerzen und möchte heute Abend auf meinem Zimmer bleiben, ja?«
Stevie stellte das Tablett auf der Kommode ab und setzte sich neben mich. »Tut mir so leid für dich, Lisa. Du musst ja völlig fertig sein.«
So langsam stieg so etwas wie Wut in mir auf. Wut auf einen Mann, der ja auch mein Freund gewesen war. Ein Freund, auf den ich mich verlassen hatte und der sich auch auf mich immer blind verlassen konnte. Und auf einmal sollte es da nichts mehr geben? Nicht nur keine Liebe, sondern
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