Malloreon 1 - Herrn des Westens
habt. Es ist unwahrscheinlich, daß die Entführer überhaupt etwas davon wußten. Ich glaube nicht, daß wir die Möglichkeit ausschließen können, der Prinz sei nach Cherek gebracht worden.«
Anheg stand auf und stapfte mit finsterem Gesicht hin und her. »Sie hat recht«, gab er schließlich zu. »Diese Kindsdiebe waren jedenfalls Chereker. Es ist durchaus möglich, daß sie ihn nach Jarviksholm bringen wollten.
Und als sie feststellen mußten, daß die Stadt nur noch Schutt und Asche ist, blieb ihnen nichts übrig, als ihn anderswohin zu schaffen. Es wäre immerhin möglich, daß sie sich einstweilen in einem Fischerdorf irgendwo an der Westküste verkrochen haben.«
»Und was machen wir jetzt?« fragte Garion hilflos.
»Wir teilen uns«, sagte König Cho-Hag ruhig. »Anheg sammelt seine gesamten Streitkräfte und läßt jede Ortschaft, jeden Hof in Cherek absuchen. Wir anderen ziehen nach Rheon weiter und nehmen uns die Leute dort vor.«
»Da ist nur eine Schwierigkeit«, gab Anheg zu bedenken. »Ein Baby ist ein Baby. Wie sollen meine Männer Garions Sohn erkennen, wenn sie ihn tatsächlich finden?«
»Das ist kein wirkliches Problem, Anheg.« Polgara blickte von ihrem Sessel am Kamin auf, wo sie an einer Tasse Tee nippte. »Zeig ihnen deine Handfläche, Garion.«
Garion hob die Rechte und deutete auf das silberfarbene Mal, das sich dort befand.
»Das hatte ich doch fast vergessen!« gestand Anheg. »Hat Prinz Geran das gleiche Mal?«
»Alle Erben des rivanischen Throns haben dieses Mal auf der rechten Handfläche«, erwiderte Polgara. »So ist es seit der Geburt von Eisenfausts Erstgeborenem.«
»Gut, jetzt werden meine Männer wissen, wonach sie Ausschau halten müssen. Aber werdet ihr anderen genügend Truppen haben, Rheon einzunehmen? Durch die algarischen und drasnischen Kultanhänger dort hat Ulf gar eine beachtliche Streitmacht.«
General Brendig erhob sich und trat an eine große Landkarte an der Wand. »Wenn ich sofort nach Sendar aufbreche, kann ich innerhalb weniger Tage ebenfalls eine beachtliche Armee mobilisieren. Ein Gewaltmarsch würde uns in weniger als einer Woche nach Darin bringen.«
»Ich werde Schiffe bereitstehen haben, die Euch und Eure Männer nach Boktor übersetzen«, versprach Anheg.
»Und ich reite in den Süden und rufe die Clans zu den Waffen«, erklärte Hettar. »Wir ziehen dann sofort nach Rheon.«
Auch Garion studierte jetzt die Karte. »Wenn Anhegs Schiffe mich mit meinen Truppen nach Boktor bringen, können wir uns dort den drasnischen Lanzenkämpfern anschließen und gemeinsam vom Westen her nach Rheon marschieren«, sagte er. »Die Schiffe können daraufhin nach Darin zurückkehren und Brendig abholen.«
Brendig nickte. »Damit wäre Zeit gespart.«
»Mit den Rivanern und Drasniern hast du genügend Männer, die Stadt einzuschließen«, meinte Silk. »Das reicht zwar wahrscheinlich nicht aus, Rheon einzunehmen, wohl aber zu verhindern, daß jemand die Stadt verläßt oder betritt. Dann brauchst du bloß auf Brendig und Hettar zu warten. Sobald sie angekommen sind, hast du eine überwältigende Übermacht.«
»Ein guter Plan, Garion«, sagte Barak zustimmend.
Mandorallen stand auf. »Und wenn wir diese befestigte Stadt an den Sümpfen von Ostdrasnien erst erreicht haben, werde ich mich mit Belagerungsmaschinen und anderen Mitteln daranmachen, Breschen in die Mauern zu schlagen, um die Dinge zu erleichtern, wenn wir mit dem Sturm beginnen. Rheon wird fallen, und dann werden wir diesen Ulfgar ohne Gnade zur Rechenschaft ziehen!«
»Nicht zu schnell, hoffe ich«, warf Hettar ein. »Ich dachte an eine langsame, eingehende Abrechnung.«
»Das können wir uns in Ruhe überlegen, sobald wir ihn haben«, brummte Barak.
Die Tür schwang auf, und Ce'Nedra trat bleich und verhärmt mit Königin Layla und den anderen Damen ein. »Weshalb seid ihr noch hier?« fragte sie scharf. »Weshalb reißt ihr die Welt nicht aus den Fugen, um mein Baby zu finden?«
»Das wäre wohl etwas hart, Ce'Nedra«, rügte Garion sie sanft.
»Ich bin hart, wenn es um mein Baby geht!«
»Ich ebenfalls. Doch kämen wir nicht weit, wenn wir im Kreis herumirren würden, nicht wahr?«
»Ich stelle selbst eine Armee zusammen, wenn es sein muß!« rief sie hitzig. »Das habe ich schon einmal gemacht, und ich werde keine Schwierigkeiten haben, es ein zweites Mal zu tun!«
»Wohin würdest du sie führen, Liebes?« fragte Polgara sie.
»Wo immer man mein Baby festhält.«
»Und wo ist
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