Malloreon 1 - Herrn des Westens
glänzten, und er grinste über das ganze Gesicht.
»Vater!« tadelte sie. »Wann wirst du endlich erwachsen?«
»Aber Polgara!« tat er entrüstet. »Wie kannst du so etwas sagen!«
Dem schwebenden Chereker war seine Situation endlich bewußt geworden und er hatte sein Schwert fallen lassen. Am ganzen Leib bebend hing er in der Luft, und seine Augen drohten ihm aus dem Gesicht zu quellen. Als Belgarath ihn sanft auf dem Boden absetzte, sackte er zu einem Häufchen Elend zusammen. Der alte Mann packte ihn fest am Kragen seines Pelzkittels und zog ihn hoch. »Weißt du, wer ich bin?« Ganz nahe stieß er sein Gesicht an das des zitternden Gefangenen.
»Ihr – ich…«
»Weißt du es?« Belgaraths Stimme kam dem Knallen einer Peitsche sehr nahe.
»Ja«, würgte der Bursche.
»Dann weißt du auch, daß ich dich wieder in die Luft befördern würde und dort hängenließe, wenn du versuchtest wegzulaufen. Du weißt, daß ich das kann, nicht wahr?«
»Ja.« »Das wird nicht nötig sein, Vater«, sagte Polgara kühl. »Dieser Mann wird sehr hilfsbereit sein.«
»Ich werde keinen Ton sagen!« rief der Gefangene, doch die Angst in seinen Augen vermochte er nicht zu verbergen.
»Meinst du?« Ihr Lächeln ließ sein Blut gefrieren. »Du wirst alles erzählen. Du wirst wochenlang reden, wenn ich es möchte!« Sie blickte ihn durchdringend an und machte eine knappe Bewegung mit der Linken vor seinem Gesicht. »Paß gut auf«, riet sie ihm. »Genieße jede Einzelheit.«
Der bärtige Chereker starrte in die leere Luft vor sich, und sein Gesicht wurde kreidebleich. Vor Entsetzen quollen ihm die Augen hervor, und er taumelte schreiend rückwärts. Grimmig krümmte sie die Finger, als wolle sie ihn festhalten, und sofort blieb er stehen. »Du kannst davor nicht weglaufen«, sagte sie. »Und wenn du nicht sprichst, wirst du es bis zu deinem Tod vor Augen haben.«
»Nehmt es weg!« kreischte er. »Bitte! Ich tue alles – alles!«
»Ich frage mich, wie sie das gelernt hat«, flüsterte Belgarath Garion zu. »Ich schaffe es nie – und ich habe es wahrhaftig oft genug versucht!«
»Jetzt wird er dir alles sagen, was du wissen möchtest, Garion«, versicherte ihm Polgara. »Er weiß, was mit ihm geschehen wird, wenn er es nicht tut.«
»Was habt ihr mit meinem Sohn gemacht?« fragte Garion den von Grauen erfüllten Chereker.
Der Gefangene schluckte schwer, dann straffte er trotzig die Schultern. »Er ist weit außerhalb Eurer Reichweite, König von Riva.«
Ungeheure Wut packte Garion, und ohne zu überlegen, griff er über die Schulter nach seinem Schwert.
»Garion!« warnte Polgara scharf.
Der Bärenkultmann zuckte zurück, und wieder wurde er totenblaß. »Euer Sohn lebt«, rief er hastig. Dann zog ein selbstgefälliger Ausdruck über sein Gesicht. »Aber wenn Ihr ihn wiederseht, wird er Euch töten!«
»Was redest du da?«
»Ulfgar hat die Orakel befragt. Ihr seid nicht der Rivanische König, dessen wir all die Jahrhunderte harrten. Der nächste König von Riva wird Alorien wiedervereinigen und uns gegen die Reiche des Südens führen. Euer Sohn, Belgarion! Und er wird uns führen, denn er wird in unserem Glauben erzogen werden!«
»Wo ist mein Sohn?« brüllte Garion ihn an.
»Wo Ihr ihn nie finden werdet!« höhnte der Gefangene. »Wir werden ihn im wahren Glauben erziehen, wie es sich für einen alornischen Monarchen schickt. Und wenn er groß ist, wird er hierher zurückkommen und Euch töten. Er wird Euch die Krone und den heiligen Stein abnehmen, die Ihr unrechtmäßig an Euch gebracht habt.« Die Augen des Mannes quollen hervor, er zitterte in religiöser Ekstase, und aus seinen Lippen trat Schaum. »Ihr werdet durch die Hand Eures eigenen Sohnes sterben, Belgarion von Riva!« kreischte er. »Und König Geran wird ganz Alorien gegen die Ungläubigen im Süden führen, so wie Belar es befahl!«
»Mit dieser Art der Befragung kommen wir nicht sehr weit«, stellte Belgarath fest. »Laß es mich mal versuchen.«
Er wandte sich an den Mann mit den fanatischen Augen. »Was weißt du über diesen Ulfgar?« fragte er.
»Ulfgar ist der Bärenlord, und er hat sogar noch mehr Macht als Ihr, alter Mann.«
»Interessanter Gedanke«, murmelte Belgarath. »Bist du diesem Meisterzauberer schon einmal begegnet – oder hast du ihn überhaupt schon mal selbst gesehen?«
»Nun…«, wich der Gefangene aus.
»Habe ich es mir doch gedacht! Wie habt ihr dann gewußt, daß ihr hierherkommen und Belgarions Sohn entführen
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