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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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betrunken, Kapitän Greldik?« fragte sie ohne Umschweife.
    »Was haben wir für einen Tag?« erkundigte er sich mit schwerer Zunge.
    Sie sagte es ihm.
    »Erstaunlich.« Er rülpste. »Verzeiht«, entschuldigte er sich. »Irgendwie sind mir wohl irgendwo ein paar Tage verlorengegangen. Wißt Ihr zufällig auch, welche Woche es ist?«
    »Greldik«, sagte sie streng, »müßt Ihr Euch jedesmal betrinken, wenn Ihr an Land geht?«
    Greldik blickte nachdenklich zur Decke und kratzte seinen Bart. »Nun, da Ihr es erwähnt, Polgara – ich glaube schon. Ich hatte es bisher noch nicht so gesehen, aber jetzt, wo Ihr davon sprecht…«
    Sie bedachte ihn mit einem strafenden Blick, den er mit absichtlicher Unverschämtheit erwiderte. »Vergeudet Eure Zeit nicht, Polgara«, riet er ihr. »Ich bin nicht verheiratet, ich war nie verheiratet und ich werde nie heiraten. Also ruiniere ich auch keiner Frau das Leben durch mein Benehmen. Und es steht fest, daß keine Frau je meines ruiniert! Aber jetzt zum Geschäft. Belgarath sagt, ihr wollt nach Riva. Ich hole mir meine Mannschaft, und wir laufen mit der Morgenflut aus.«
    »Wird Eure Mannschaft nüchtern genug sein, aus dem Hafen zu finden?«
    Er zuckte die Schultern. »Möglicherweise rempeln wir dabei ein oder zwei tolnedrische Kauffahrer an, aber irgendwie schaffen wir es schon aufs offene Meer. Betrunken oder nüchtern, meine Mannschaft ist die beste, die ein Schiffer sich wünschen kann. Übermorgen nachmittag legen wir am Kai von Riva an – außer, die See friert inzwischen zu, in dem Fall dauert es natürlich ein paar Stunden länger.« Er rülpste aufs neue. »Verzeiht.« Er schaukelte vor und zurück und stierte sie mit blutunterlaufenen Augen an.
    »Greldik«, sagte Belgarath bewundernd. »Du bist der tapferste Mann, den ich kenne.«
    »Warum sollte ich Angst vor der See haben?« brummte Greldik.
    »Ich habe nicht die See gemeint!«
    Gegen Mittag des nächsten Tages segelte Greldiks Schiff in einer steifen Brise durch gischtgekrönte Wellen. Ein paar der weniger mitgenommenen Mannschaftsmitglieder schwankten auf dem Deck herum, kümmerten sich um die Takelung und warfen hin und wieder einen Blick aufs Heck, wo sich Greldik sichtlich leidend und aus verschwollenen Augen stierend an das Ruder klammerte.
    »Hast du nicht vor, das Segel ein wenig zu reffen?« fragte Belgarath ihn.
    »Wozu?«
    »Weil du bei diesem Wind deinen Mast in Gefahr bringst, wenn du das volle Segel oben läßt.«
    »Kümmere du dich um deine Zauberei, Belgarath«, riet ihm Greldik, »und überlaß das Segeln mir. Wir kommen gut voran, und ehe der Mast gefährdet ist, bäumen sich lange zuvor die Deckplanken auf.«
    »Wie lange zuvor?«
    Greldik zuckte die Schultern. »Fast eine Minute oder so – meistens jedenfalls.«
    Belgarath starrte ihn an. »Ich glaube, ich gehe unter Deck.«
    »Ja, tu das.«
    Gegen Abend ließ der Wind nach, und nach Einbruch der Nacht schnitt Greldiks Schiff durch eine ruhigere See. Die Sterne ließen sich nur hin und wieder sehen, doch das genügte. Als die Sonne am nächsten Morgen aufging, stand sie voll achtern, wie der unerschütterliche Kapitän vorhergesagt hatte. Im Lauf des Vormittags hoben sich am westlichen Horizont die spitzen Zacken der Gipfel ab, die die Krone der Insel der Stürme darstellten, und das Schiff brauste unter einem kühlen blauen Himmel wie ein bockendes Pferd durch die Gischt. Ein breites Grinsen teilte Greldiks Bart, als sein Schiff durch das wogende Meer schlingerte und Wasser hoch aufsprühte, wann immer es durch eine Welle schnitt.
    »Das ist ein sehr unzuverlässiger Mann«, sagte Polgara mit einem mißbilligenden Blick auf den Kapitän.
    »Er ist doch offenbar ein guter Seemann, Pol«, meinte Durnik.
    »Davon rede ich nicht, Durnik.«
    »Oh.«
    Das Schiff steuerte sicher in eine schmale Bucht und den geschützten Hafen von Riva. Die grauen Steinbauten führten stufenartig zu den grimmigen Mauern der Zitadelle, die über Stadt und Hafen schaute.
    »Es sieht hier immer so düster aus«, bemerkte Durnik. »Finster und absolut nicht einladend.«
    »Das war auch die Absicht der Erbauer, Durnik«, erwiderte Belgarath. »Sie legten keinen Wert auf Besucher.«
    Am Ende des Steuerbordhalsens schwang Greldik das Ruder scharf herum, und das Schiff, das mit dem Bug durch das dunkle Wasser schnitt, raste geradewegs auf den steinernen Kai am Fuß der Stadt zu. Erst im letzten Augenblick riß er das Ruder erneut herum. Zum Klatschen des flickenbesetzten

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